Adelshochzeit 2
Emily bist. Keine Tränen, kein hysterisches Geschrei … tief drinnen weißt du, dass wir füreinander bestimmt sind, meine Geliebte, nicht wahr?“
„Du hast meine Frage nicht beantwortet, Nicholas“, tadelte sie sanft.
„Das Anwesen ist meins, eins von mehreren, die meine Frau mit in die Ehe brachte. Aber ist das wichtig? Ich freue mich, dass es dir gefällt – wir werden es regelmäßig aufsuchen, ja? Es soll unser spezieller Treffpunkt sein. Und vielleicht – wenn du mir sehr gefällig bist – übereigne ich es dir später.“
„Wie gütig … Aber ob es mir so gut gefällt … ich weiß nicht!“, entgegnete Emily scharf. „Und ich bezweifle, dass deiner Gattin der Gebrauch zusagt, den du von ihrem Besitz machst.“
„Es ist nicht mehr ihr Besitz. Und wir wollen von ihr nicht mehr sprechen.“
„Warum nicht?“, wollte Emily wissen. Sie hoffte, je länger sie über seine Familienpflichten redeten, desto eher würde er einlenken. „Willst du deine Gemahlin verleugnen? Oder dein ungeborenes Kind?“
Mit einer heftigen Bewegung stieß Nicholas seinen Teller fort, sodass Emily erschreckt ihre Gabel fallen ließ. Offensichtlich hatte sie ihn keineswegs besänftigt.
„Mir scheint, du möchtest mir Moral predigen, dabei wissen wir doch beide, dass gerade du nicht die Richtige bist, um zu moralisieren.“
„Und du bist kein Gentleman, wenn du meinst, mir das sagen zu müssen“, fauchte sie. Dass er ihre gemeinsame Liebesnacht erwähnen würde, hatte sie erwartet und sich gewappnet, um darauf parieren zu können. Trotzdem spürte sie, wie ihre Wangen vor Scham brannten, und die geplante scharfe Entgegnung blieb ihr in der Kehle stecken.
„Oh, ich beschwere mich nicht über dein feuriges Naturell, meine Liebe, wie du sicher weißt.“ Nicholas lachte leise und lasziv.
„Damals, Nicholas, dachte ich, ich liebte dich, und es spricht nicht für dich, dass du über meine ehrlichen Gefühle spottest. Wäre ich nicht so jung und naiv gewesen, hätte ich erkannt, dass es für dich nur ein Spiel war. Als ich mich dir hingab, war ich der festen Überzeugung, dass wir bald Mann und Frau sein würden.“
„Und ich bedauere ehrlich, dass das nicht sein konnte. Du führtest mich sehr in Versuchung, aber leider, leider war deine Mitgift nicht so begehrenswert wie dein reizender Körper.“ Er lächelte schief. „Ehrlich, nur ein paar tausend Pfund mehr, und ich hätte auf die Erbin verzichtet …“
„Das bezweifle ich!“, sagte Emily schnippisch. Seine Respektlosigkeit brachte sie derart in Rage, dass sie ihre Furcht vergaß.
„Nun, ich eigentlich auch“, gab er ohne Reue zu und grinste. „Für einen Mann mit leeren Taschen hat eine Frau mit dreißigtausend Pfund und dazu Grundbesitz in derselben Höhe unleugbar mehr Reiz.“
„Du hast mich damals mit Versprechen und Lügen geködert. Nicht wahr, du hattest nie vor, mich zu heiraten?“ Nicholas zuckte die Achseln und machte eine abwehrende Geste.
„Unsere Verlobung war für dich nur Spiel. Dein Antrag war nur ein Vorwand, um mich verführen zu können.“
Er schnaubte missmutig. „Stell mich nicht als herzlosen Schurken dar.“ Dann grinste er aufreizend. „Du warst reif, meine Liebe, unschuldig, aber sinnlich und neugierig. Es bedurfte in jener Nacht keiner besonderen Überredung.“
Vor Empörung über solch brutale Offenheit blieb Emily der Mund offen stehen – obwohl sie mittlerweile eigentlich hätte wissen müssen, dass Nicholas sich nicht daran störte, sie zu verletzen. Tief im Inneren musste sie sich eingestehen, dass sie damals nicht nur sehr jung, sondern dazu noch ein gutgläubiges Gänschen gewesen war, sonst hätte sie für Nicholas’ Charakterschwäche nicht so blind sein können. Nur eins tröstete sie – dass nicht sie allein sich von ihm und seinem glattzüngigen Gerede über Liebe und Ehre hatte einwickeln lassen, sondern ebenso ihre Eltern.
„Nun, du wirst feststellen, dass ich mich sehr verändert habe“, erklärte sie kühl. „Ich mag dich nicht leiden, von tieferen Gefühlen ganz zu schweigen …“
„Lass das!“, unterbrach er sie grob. „Ich würde vorziehen, dir sanft zu begegnen, Emily … den Spaß mit dir teilen.“
„Du musst dumm sein, wenn du glaubst, hiermit durchzukommen“, verkündete Emily gelassen, wenn sie auch die Hände unter dem Tisch zusammenpressen musste, um sie am Zittern zu hindern. „Mit welcher einleuchtenden Erklärung wirst du die Entführung einer Dame rechtfertigen? Nicht
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