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Adieu, Sir Merivel

Adieu, Sir Merivel

Titel: Adieu, Sir Merivel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Tremain
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gerade ansetzen zu dem Bericht von dem falschen Duell und meinem Versprechen, in die Schweiz zurückzukehren und Madame de Flamanville zu heiraten, als plötzlich die Tür aufflog und Fubbs zurückkehrte.
    »Er ist aufgewacht!«, rief sie. »Ich hielt seine Hand, undzuerst glaubte ich, er erkenne mich nicht, doch als ich mich über ihn beugte, um sein Gesicht zu küssen, flüsterte er: ›Fubbs’ Busen‹ und versuchte, mich mit seiner Hand dort zu berühren.«
    »Und was sagen die Ärzte?«, fragte ich. »Ist die Krise überstanden?«
    »Sie lächeln alle. Sie glauben, ihre Einläufe hätten ihn geheilt. Doch ich konnte nicht bleiben und mit ihnen sprechen, denn der Herzog von York befahl, nach der Königin zu schicken. Wie gern hätte ich den ganzen Tag und die ganze Nacht an seinem Bett gesessen, aber bei diesen Leuten, die sich dort um ihn drängen, gelte ich nichts. Ich gelte nichts!«
    Margaret küsste Fubbs auf die Wange und nahm ihr den blauen Umhang ab, und dann umarmten die beiden Frauen sich und weinten.
    Erneut begab ich mich hinaus in den kalten, strahlenden Tag.
    Beim Geflügelhändler machte ich Halt, kaufte einen fetten Kapaun und sah zu, wie man ihn rupfte und bratfertig machte, dann ging ich zu einem Milchgeschäft und erwarb einen Krug Sahne.
    Ich erreichte Rosie Pierpoints Wäscherei auf der Brücke mit dem Läuten der Mittagsglocken. Rosie war mit schwerer Bügelarbeit beschäftigt, während ihre Mädchen Mabel und Marie auf ihren Waschbrettern Wäschestücke einseiften und schrubbten. Es roch sehr stark nach Lauge, und dichter Dampf vernebelte den Raum.
    Ich ging zu Rosie und küsste sie auf den Mund, und die Mädchen unterbrachen ihre Arbeit und klatschten Beifall. Ich übergab Rosie den Kapaun und die Sahne und sagte: »Dies ist Euer Abendessen, Mrs. Pierpoint, das Ihr mit Euren Mädchen teilen werdet, der Vogel ist fett und gut. Also entfacht das Feuer im Herd für den Braten, und dann entfacht ein Feuer in Eurem Herzen und nehmt mich in Euer Bett.«
    Sie protestierte nicht. Sie legte das halb gebügelte Spitzenhemd beiseite, gab Marie die Anweisungen für den Kapaun und führte mich nach oben in ihr Schlafzimmer. Ich hörte die Mädchen kichern, als wir die Treppe hinaufstiegen.
    Rosie ließ sich langsam von mir ausziehen, und ich schwelgte in der vertrauten Üppigkeit ihres Körpers mit den vollen Brüsten und dem etwas zu dicken Bauch, doch dann flüsterte sie: »Sir Rob, ich hörte ein Gerücht, dass der König stirbt. Sagt mir, dass es nicht stimmt.«
    »Es stimmt nicht«, sagte ich. »Er war krank, aber er wird wieder gesund.«
    »Seid Ihr sicher, dass er wieder gesund wird?«
    »Nein. Sicher scheint mir gar nichts auf der Welt, außer dass mein Schwanz so hart ist, dass es weh tut. Fühl nur. Dein armer Sir Rob ist in eine bedeutsame Geschichte verwickelt und zu bedeutsamer Größe angewachsen. Hab bitte Mitleid mit mir, und mach schnell, denn ich kann nicht warten.«
    Später, verausgabt und angenehm erleichtert, begann ich, Rosie sehr zärtlich zu küssen, so wie ich vielleicht eine Ehefrau geküsst hätte, die mir lieb und teuer ist. Die Vorstellung, dass ich den Rest meines Lebens in Neuchâtel verbringen und nach diesem Sommer vielleicht nie mehr zu ihr kommen würde, machte mir Angst.

33
    Am nächsten Morgen begab ich mich erneut in die Gemächer Seiner Majestät, in der Hoffnung, dort alles ruhig zu finden und zu hören, dass er eine erholsame Nacht verbracht hatte, doch es herrschte nichts als Angst und Panik. Die Doctores probierten noch mehr Arzneien, und der Herzog von York flatterte aufgeregt um ihn herum, gab den Befehl für die Aufstellung eines Wach-Cordons um Whitehall und unterzeichnete – wohl, weil er befürchtete, der Herzog von Monmouth oder der Prinz von Oranien könnten eine Revolution planen – Papiere, mit welchen die Schließung der Häfen des Landes für alle, die hinein- oder herauswollten, in die Wege geleitet wurde.
    Woraus ich schloss, dass die Nachrichten über den Zustand des Königs sehr schlecht waren.
    Lord Bruce bestätigte mir, dass Seine Majestät um sieben Uhr einen weiteren Anfall erlitten und seitdem zwar das Bewusstsein wiedererlangt hatte, aber nicht sprechen konnte.
    Wegen des Andrangs der Ärzte war es schwierig, sich dem königlichen Bett zu nähern, doch die meisten von ihnen kannten mich und meinen Beruf und hatten keinen Zweifel an meiner Loyalität, so dass ich schließlich doch zum König vordringen konnte.
    Und vor mir entfaltete

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