Adieu, Sir Merivel
den Weg. Und ich sah, dass sich vor den Toren des Palasts eine Menschenmenge versammelt hatte.
Es war ein kalter, aber schöner Tag, und ich führte die Hunde zum Park. Es wollte aber jeder sofort losrennen, weshalb ich besser sagen sollte, sie führten mich , und ich war gezwungen, in trippelndem Laufschritt zu gehen, damit ich nicht zurückblieb, während die sieben Leinen sich ständig zu verheddern und mir ein Bein zu stellen drohten.
Kaum hatten die Hunde die Parkluft gerochen, beschlossen sie allesamt, ihr Geschäft zu machen, und ich gestehe, dass ich mich einigermaßen lächerlich fühlte, wie ich da stand und wartete, während sie schissen und pissten und die Menschen, die vorbeikamen, mich mit Abscheu betrachteten, weil ich es einige Hunde auf dem Kiesweg hatte tun lassen und sie nicht ins Gras gezerrt hatte.
Doch dann sprach ein Mann, der an dem Besatz der sieben Leinen erkannte, dass die Hunde dem König gehörten, mich mit ernster Miene an und sagte: »Ich hörte ein Gerücht, Sir, der König liege im Sterben. Dies sind, wie ich weiß, seine Hunde. Könnt Ihr mir sagen, ob das Gerücht wahr ist?«
Ich zog sehr heftig an den Leinen, um die Hunde ein wenig zu zügeln, und ein Schmerz schoss mir in den Arm, als ich antwortete: »Wir wissen es nicht, Sir. Die Ärzte sind bei ihm. Er erlitt heute Morgen eine Art Krampf, und seitdem scheint er zu schlafen. Das ist alles, was ich Euch sagen kann.«
Der Mann starrte mich an. Er war etwa in meinem Alter. Er drehte sich um, blickte in die Richtung von Whitehall und sagte: »Ich war bei seiner Thronbesteigung anwesend. Ich sah sein Schiff flussaufwärts segeln. Ich hörte alle Glocken Londons läuten. Wir nannten ihn unseren schwarzen Burschen, wegen seiner dunklen Locken und der goldenen Hautfarbe. Wir hielten ihn für unsterblich.«
Ich nickte ernst.
»Seid Ihr einer seiner Diener?«, fragte der Mann.
»Ja«, sagte ich. »Ich glaube, so könntet Ihr mich bezeichnen. Sehr viel Zeit meines Lebens verbrachte ich in dem Versuch, ihm zu dienen.«
»Verzeiht, wenn ich mich geirrt habe. Seid Ihr vielleicht ein Lord?«
»Nein, Ihr habt Euch nicht geirrt.«
Jetzt bemerkte ich, dass einige Spaziergänger unsere Unterhaltung mitgehört hatten, und eine kleine Gruppe versammelte sich um uns, und alle machten betroffene Gesichter, als sie hörten, der König sei ernstlich erkrankt. Mitten in der Gruppe jaulten die Hunde und sprangen herum, und die Menschen versuchten sie zu streicheln, als würden sie, wenn sie einen Hund des Königs berührten, Seine Majestät höchstpersönlich berühren.
Eine sehr nobel gekleidete Frau hob Bunting hoch, legte den Kopf der Hündin an ihren Busen und sagte: »Wenn diese Ära endet, was wird dann nur aus England werden?«
»Dann kommt James, der Papist, an die Macht«, knurrte ein anderer Zuschauer, ein Mann von finsterem, cholerischem Wesen, »und von den Weisungen Roms wird alles korrumpiert und verdorben, und England wird in einen weiteren holländischen Krieg gezogen. Und der wird blutig sein und kein Ende haben …«
Und auf diese Äußerungen hin (Voraussagen, die sehr wahrscheinlich sehr richtig waren) erhob sich ein Aufschrei in der kleinen Versammlung, der sich unterdessen weitere Personen zugesellt hatten. Einige riefen: »Nieder mit den Papisten!« und »Rom soll sterben, nicht König Charles!« und »Möge Gott den Herzog von York verfaulen lassen!«
Nach einer Weile bemerkte ich, dass viele mich so vorwurfsvoll anblickten, als wäre ich der Herzog oder womöglich der Papst persönlich. Mir erschien das sehr ungerecht und unvernünftig, aber alles, was ich tun konnte, war, die Menge beruhigen. Ich sagte also: »Noch ist das Leben Seiner Majestät nicht zu Ende! Er kann sich wieder erholen. Erkann so alt werden wie die Zeit selber. Bitte, setzt die Hunde wieder auf die Erde, damit ich sie weiter ausführen kann, meine Damen. Bitte, seid so freundlich …«
Doch sie wollten die Hunde nicht loslassen, und die Menge um mich herum wurde immer größer, und ich wusste wahrhaftig nicht, wie ich entkommen sollte. Und als ich mich fast wie ein Gefangener eingeschlossen sah, konnte ich nicht umhin, an die Unterhaltung mit dem König zu denken, die am Vortag an eben dieser Stelle stattgefunden hatte und in der er mir seinen Wunsch anvertraut hatte, zur Kirche von Rom zu konvertieren. Ich befürchtete sogar, ein Hinweis auf diese heimliche Beichte könnte auf irgendeine Weise in meinem Gesicht zu lesen sein.
Ich langte an den
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