Adieu, Sir Merivel
opulenten Busen der Dame, die Bunting hielt, packte die Hündin, drückte sie fest an mich und versuchte, mit den Menschen zu argumentieren. Ich sagte: »Verehrte Damen und Herren, bitte hört mir zu. Pscht, ich bitte euch. Was soll ich machen, wenn Seine Majestät erwacht und nach seinen Spaniels fragt, und keiner ist da? Er gibt sehr viel auf sie und hat sie zu allen Zeiten gern in seiner Nähe. Ich bitte euch dringend, gebt die Tiere jetzt frei, damit ich sie zurückbringen kann.«
Wie schon Oberst de Flamanville und viele andere bemerkt haben, besitze ich keine »natürliche Autorität«, doch mein schwaches Argument obsiegte schließlich – die sieben Leinen immer noch fest umklammernd, schaffte ich es, mich durch die Volksmenge zu schieben und die Hunde heimwärts zu lenken, die in der Sonne fröhlich mit ihren fiedrigen Schwänzen wedelten.
Nachdem ich die Spaniels dem armen Chiffinch zurückgebracht und festgestellt hatte, dass es keine Veränderung im Befinden des Königs gab, außer dass sein Haupt ziemlich kahl und seine Füße mit Blasen übersät waren und der Herzog von York jetzt den Platz der Königin am Bett eingenommen hatte, begab ich mich wieder in Fubbsys Gemächer.
Margaret und Fubbs saßen vor einem großen Kaminfeuer und versuchten zerstreut, eine Partie Rommé zu spielen. Fubbsy hatte ihre Haare von den Papierwicklern befreit und trug eine hübsche Haube über ihrer wilden braunen Lockenpracht.
Kaum sah sie mich, eilte sie auch schon zu ihrer Kognakflasche, die sie immer auf einem kleinen Intarsientischchen stehen hatte, und schenkte uns allen ein Glas ein.
»Erzählt«, sagte sie. »Erzählt …«
Dankbar nahm ich einen Schluck vom Branntwein (dessen Duft mich stets mit Wehmut und ebenso heftigem Verlangen an Laudanum denken lässt) und sagte: »Es gibt keine Veränderung. Aber die Königin hat sich zurückgezogen. Vielleicht lässt man Euch jetzt vor, Herzogin?«
Fubbsy, die ihre Schuhe für das Romméspiel abgestreift hatte, begann sofort, unter dem Kartentisch nach ihnen zu suchen, und streckte dabei ihr breites französisches Hinterteil in die Luft, ganz wie das Hinterteil eines Küchenmädchens, das den Fußboden wischt, und ich empfand allergrößtes Mitleid mit ihr.
Sobald sie ihre Schuhe gefunden hatte, verlangte sie nach ihrem blauen Satinumhang (ein Gewand, das dem König besonders lieb war), hüllte sich darin ein, eilte aus dem Zimmer und ließ mich mit Margaret allein.
Ich sank in einen Lehnstuhl und trank meinen Branntwein. Nach dem Spaziergang mit den Hunden im Park schwitzte ich. Margaret kam zu mir, kniete nieder und legte ihren Kopf in meinen Schoß. Sie schwieg eine ganze Weile, ließ mir Zeit, wieder zu Atem zu kommen, und sagte dann: »Wird er sterben, Papa?«
»Nun«, erwiderte ich, »die Ärzte tun ihr Bestes, ihn umzubringen.«
Fubbs war schon recht lange fort, und ich freute mich für sie, dass sie zum Zimmer des Königs vorgelassen worden war.
Unterdessen unterhielt ich mich mit Margaret über ihre Hochzeit, die, wie sie wünschte, auf Bidnold und nirgendwo sonst stattfinden sollte – die Prideaux-Mädchen sollten ihre Brautjungfern sein »und das ganze Haus voller Blumen und eine große Prozession die Auffahrt hinunter, und die Dorfleute sollen sich anschließen und ihre Trommeln und Tamburine schlagen und dabei Bänder und Blumensträuße in die Luft werfen«.
Ihre Wangen wurden ganz rosig vor Aufregung, während sie sich diesen Tag vorstellte (dessen Bilder mich unwillkürlich an meine eigene Hochzeit »auf dem Papier« mit Celia Clemence im Jahre 1664 erinnerten). Und während ich ihr versicherte, es würde alles genau so arrangiert, wie Julius und sie es wünschten, erfüllten mich die voraussehbaren Kosten doch mit Entsetzen.
Falls der König starb, würde es sofort vorbei sein mit seinem loyer . Dafür würde der Herzog von York sorgen. Meine einzige Möglichkeit, für die Kosten von Margarets Hochzeit aufzukommen, bestand darin, dass ich mir von einem Geldverleiher in Norwich eine große Summe mit dem Versprechen lieh, ihm den Kreditbetrag Weihnachten zurückzuzahlen – denn bis dahin hätte ich mit dem Baron de Saint Maurice eine Vereinbarung über Louises Mitgift getroffen. Doch vor diesem Handel – der so schmachvoll war – schreckte ich zurück.
Und ich musste feststellen, dass mein Schweigen gegenüber meiner Tochter zum Thema Louise ebenfalls schmachvoll war, schmachvoll, weil ich sie täuschte, und ich holte tief Luft und wollte
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