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Adieu, Sir Merivel

Adieu, Sir Merivel

Titel: Adieu, Sir Merivel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Tremain
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sehr höflich und liebenswürdig zu mir gewesen war, glaubte ich, dass sie meine Inbrunst aus freien Stücken erwidern würde, doch ich wurde enttäuscht. Sie widerstand mir so erbittert wie ein wütender Vogel Strauß und stieß mich derart heftig von sich, dass ich um ein Haar zwanzig Meter tief in den Garten gestürzt wäre. Dann flüchtete sie und rief laut nach ihrer Zofe, und ich begriff, was ich leider schon gewusst hatte: dass mein Weib nichts für mich empfand außer Abscheu und Verachtung.
    Und als ich nun voller Entsetzen allein auf dem frostigen Dach stand, wusste ich, was mir widerfahren würde. Ich hatte das Gesetz des Königs gebrochen. Wie Adam hatte ich genau das getan, was mir verboten worden war. Wenn mein Verhalten dem König zu Ohren kam, was, wie ich wusste, nur zu bald geschehen würde, dann würde Seine Majestät mich aus dem Paradies vertreiben, das doch, wie ich mir eingebildet hatte, für immer meins hätte sein sollen.
    Ich wurde nach Whitehall einbestellt. Im Verlauf einer kurzen Audienz nahm mir der König alles, was er mir gegeben hatte, darunter meinen Titel und mein Haus. Alles, was mir blieb, waren ein paar wenige Kleider, ein paar Schillinge und meine Fuchsstute Danseuse.
    In entsetzlichem Kummer ritt ich zum letzten Mal zurück nach Bidnold, packte die wenigen mir verbliebenen Habseligkeiten, sagte Will Gates und Cattlebury und meinen anderen Bediensteten ade und begann meine lange, einsame Reise zu den Fens, wo Pearce und seine Quäker-Freunde ihr Bedlam-Irrenhaus gegründet hatten. Es war nicht mein Wunsch, dorthin zu gehen und unter den Wahnsinnigen zu arbeiten, aber ich wusste nicht, wo sonst ich eine Bleibe hätte finden können. Als Pearce mich sah, eilte er mir entgegen, rief meinen Namen, und die Quäker nahmen mich auf.
    Und dort wurde ich dann irgendwann später von Margarets Mutter Katharine verführt.
    All das habe ich in hitziger Raserei und Verwirrung im Keil festgehalten…
    Um mich aufzuheitern und um meine Erinnerungen an Celia und an Katharine und das Irrenhaus zu vertreiben, ziehe ich aus der Tasche meines rostroten Rocks ein sehr wertvolles Dokument, das der König mir mitgab. Es ist ein Brief an seinen Cousin, Louis XIV. von Frankreich, in welchem er ihn darum bittet, »Sir Robert Merivel möge am Hof von Versailles freundlich empfangen werden und, sollte er darum ersuchen, die Stellung eines Doktors zweiten oder dritten Ranges erhalten«.
    Trotz des ein wenig herabsetzenden Hinweises auf den zweiten oder dritten Rang begreife ich, dass ich jetzt eine sehr begünstigte Person bin und diese Gunst an einem einzigen Nachmittag und ohne Täuschung und Bemühen erlangt habe, sondern allein, indem ich ich selbst war.
    Ich weiß auch, dass ich nun all meine Gedanken auf die Reise nach Frankreich richten sollte. »Wehe dir, Merivel«, sage ich zu mir, »wenn du dich nicht in deinem Leben vorwärtsbewegst und wieder die Suche nach seinem Sinn aufnimmst. Du musst dich sputen, um ins Land des unvergleichlichen Montaigne zu gelangen. Wenn du das nicht umgehendtust, wirst du unweigerlich auf einem Stuhl in einer Dachstube enden und Lumpen mit grünem Garn besticken. Und dieses Ende musst du unbedingt vermeiden!«
    Aber ich bin müde. Ich fühle mich nicht einmal im Stande, auch nur bis Dover zu reisen. Mir glüht der Schädel noch von all den Grausamkeiten der Vergangenheit. Ich sehne mich nach Trost und Ruhe.
    Ich tue das, was ich immer tue, wenn Körper und Geist in Aufruhr sind.
    Sie wohnt jetzt in einer sehr hellen und sauberen Wohnung über ihren Gewerberäumen, Mrs. Pierpoints ausgezeichneter Wäscherei, auf der London Bridge. Der große Fluss schlägt unermüdlich gegen die Ulmenpfosten unter ihr.
    Nun, da sie älter ist, empfängt sie nicht mehr viele Besucher meiner Art, sondern verdient ihren Lebensunterhalt ausschließlich mit der Wäscherei. Zwei Mädchen, Marie und Mabel, arbeiten unter ihrer Aufsicht, seifen ein und schrubben und spülen und bügeln, und all das in einer ewigen Wolke aus Dampf. Sie erklärt mir, ihre Wäscherei sei mittlerweile »in ganz London berühmt« und Menschen würden viele Meilen durch Schlamm und Regen trotten, um ihre Wäsche hierherzubringen.
    Als ich ankomme, steht sie am Bügeltisch, Arme und Gesicht engelhaft rosig wie immer und das Haar, ein wenig ergraut inzwischen, recht anmutig mit einem rosafarbenen Tuch hochgebunden.
    »Rosie!«, rufe ich aus. »Rosie Pierpoint!«
    Sie blickt auf und sieht mich, so elegant in meinem

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