Adios Alltag, hola Abenteuer - Teil 1
verweintes Gesicht ganz verschwommen, in dem sich die Wimperntusche zu zwei schwarzen Flecken um die Augen formiert hatte. Ich schminkte mich lustlos ab, sah nach dem Abwasch schrecklich aus und schaffte es gerade noch meine Zähne zu putzen, denn ich war müde und konnte mich kaum noch auf den Beinen halten. Hätte ich es überhaupt noch geschafft mit Fin Spielchen im Bett zu treiben?
Gefühlte zwei Stunden später wurde ich von meinem Handy aus dem Schlaf gezerrt und erkannte nicht sofort die Stimme meines jüngsten Sohnes, der fast weinte.
„Was ist denn los?“ fragte ich ärgerlich und versuchte meinen müden Körper zu erheben. In meinem Kopf tobte ein Schmerz, der mich fast besinnungslos machte. Wie viel Gläser hatte ich eigentlich in mich gekippt?
„Mama, mir geht es so schlecht! Ich habe wohl einen Magen-Darm-Virus!“ träufelte es mir ins Ohr. Oh nein! darauf hatte ich nun gar keine Lust. Vollgespuckte Schüsseln und vollgemachte Klos. Bei dem Gedanken wurde mir übel und ich versuchte an etwas Nettes, z.B. Fin, zu denken.
„OK! Pass mal auf! Geh in die Küche und nimm die Tabletten mit dem gelben Deckel. Ich komme sofort nach Hause. Leg dich wieder ins Bett und stell dir eine Schüssel neben das Kopfkissen. Spuck mir ja nicht ins Bett!“ befahl ich streng, denn ich konnte in meinem Zustand keine Kotze entfernen.
Mit Mühe versuchte ich meine Füße auf den Boden zu bringen. Erst als ich stand, spürte ich wie schlecht es mir ging. Mein Kopf war kaum zu ertragen und mein Körper war steif wie mein neues Bügelbrett, das Michael mir stolz zum Nikolaus spendiert hatte. Immerhin hatte er ein paar Lebkuchen auf das Brett gelegt.
Ich schleppte meine müden Knochen ins Bad und schaute in ein Gesicht, das über Nacht um zehn Jahre gealtert war. Notdürftig wusch ich mich, schlüpfte in meine Jeans und verließ fluchtartig die Wohnung. Zu Hause wartete reichlich Arbeit auf mich, denn alle Herren hatten überall etwas Unordnung geschaffen. Vor allem die Küche sah aus wie nach einer größeren Party. Müde verrichtete ich meine Arbeit, bis Michael zum Frühstück erschien und sich an den gedeckten Tisch setzte. Da er nicht sehr an meinem Abend interessiert war, erzählte ich nicht viel und fragte nach dem total uninteressanten Fußballergebnis. Zum Glück hatte Michaels Mannschaft gesiegt und so war seine Laune gut. Ich versuchte mir ein halbes Dinkel-Kartoffel-Brötchen in den Mund zu stopfen. Wir lasen im Abendblatt und warfen uns zwischendurch Kommentare zu. Der Kranke spuckte brav in die Schüssel, die ich dreimal entleeren musste. Da ich einen Mundschutz trug, war es auszuhalten. Zwischendurch erzählte mir mein krankes Kind, dass Oma in der Früh angerufen und von einem Tennis Turnier geredet hätte. Da meinem Sohn ja übel gewesen war, hatte er nicht viel reden können. Ich sagte ihm nur, dass Oma nun auch langsam tüttelig werden würde.
Ich trug seltsamerweise kein schlechtes Gewissen mit mir herum. Ich hatte zwar in verschiedenen Bereichen gelogen, aber das tat ich häufiger.
Ein normales Wochenende begann und endete. Meine Gedanken schweiften nun noch häufiger zu Fin, da ich ihn persönlich erlebt hatte. Hatte ich bei ihm einen guten Eindruck hinterlassen? Ich fühlte mich wie ein Teenager; jung, verliebt, aber nicht in meinen Mann, sondern in Fin, der mein altes Mutterherz erobert hatte. Ich kam mir ziemlich naiv vor; wusste aber, dass ich mich in der mittleren Lebenskrise befand, das hatte ich in einer Modezeitschrift gelesen. Natürlich mochte ich meinen Mann und wir waren zu einer Einheit zusammen gewachsen, aber es kribbelte nicht mehr in meinem Bauch, wenn ich ihn sah und auch der Sex mit ihm hatte keinen großen Reiz mehr. Ich bekam hin und wieder einen Orgasmus und der war gut wie alle Orgasmen, aber die Leidenschaft, das Aufregende, das man bei einer neuen Liebe verspürt, fehlte einfach. Der Gedanke, dass ein anderer Mann mich lieben und begehren würde, war sehr schmeichelhaft und ließ mich in eine euphorische Stimmung gleiten.
Luise meldete sich aus München und befragte mich wie eine Kommissarin nach meinem Date und allen Details. Ich schilderte ihr nüchtern von unserer Begegnung, verschwieg ihr aber, wie sehr Fin mich beeindruckt hatte und dass ich Ambitionen gehabt hatte, mit ihm ins Bett zu hüpfen. Luise war etwas enttäuscht; sie dachte wohl ich hätte eine heiße Affäre am Laufen.
Kaum war Fin wieder auf seiner Insel, erreichten mich seine Mails; gleich drei Stück
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