Adios Alltag, hola Abenteuer - Teil 1
untreu ist.
Die Gedanken blockierten meinen Kopf und ich bekam Schmerzen hinter der Stirn. Ich versuchte eine Atemübung in dem rüttelnden Zug durchzuführen, um mich zu beruhigen.
Als ich die Bahn verließ, knickte ich mit meinem rechten Fuß so ungeschickt um, dass ich mir meinen Knöchel verletzte. Ich humpelte vor Schmerz über den Bahnsteig und verfluchte diese Stiefel, meine Entscheidung und mich, die hier so eine alberne Show abzog.
Als ich das Lokal betrat, in dem es düster, aber gemütlich war, entdeckte ich sofort Fin, der in einer Ecke saß und an seinem Handy touchte. Vermutlich schrieb er gerade seiner Frau, dass er sich mit einem alten Schulfreund treffen würde.
Er nahm mich erst wahr als ich einen halben Meter neben ihm stand. Ich hatte meinen Mantel noch an. Fin sprang sogleich auf und befreite mich von meinem neuen Winteroutfit. Mein Knöchel schmerzte noch immer, aber ich ließ mir nichts anmerken. Fin begrüßte mich zärtlich und hauchte mir zwei Küsschen links und rechts auf die Wangen; zog mir den Stuhl unter dem Tisch hervor und rückte ihn unter meinen Hintern, der sich auf das nackte harte Holz niederließ. Ich war froh endlich zu sitzen, da die Stiefel eine Tortur waren. Sieben Zentimeter hätten auch gereicht! Ich war noch immer kleiner als Fin, der mir größer schien als bei unserem letzten Treffen. Er war wieder braun wie eine Haselnuss. Das fiel besonders auf, da ich blass war wie ein gezuckerter Berliner. Meine Nase erschnüffelte seinen bereits bekannten Duft; seine Kleidung war klassisch und von einer hochpreisigen Marke, die mit dem Mann auf dem Pferd. Er sah so gut aus, dass ich alle vorherigen Zweifel über Bord warf und mich auf einen netten Abend freuen wollte.
„Du siehst gut aus!“ sagte er charmant und reichte mir eine Karte, die mich im Moment überhaupt nicht interessierte.
„Danke! Und du bist so schön braun. Wirklich beneidenswert. Wie ist das Wetter denn zurzeit auf Mallorca?“ fragte ich aufgeregt, denn mein Gegenüber heizte mir ziemlich ein.
„Leider muss ich dir sagen, dass wir super Wetter haben. Nicht so kalt und grau wie in Hamburg. Wollen wir einen trockenen Bordeaux bestellen?“ schlug er vor und schaute mir so verdammt tief in die Augen, dass ich den seinen kaum standhalten konnte.
„Ich mag die Jahreszeiten. Immer nur Sonne würde mir auf Dauer zu langweilig sein, “ faselte ich und kam mir mit meinem Geschwätz irgendwie dumm vor. Ich hörte ein mir bekanntes Geräusch, konnte es aber nicht orten, dann wurde mir bewusst, dass es sich um mein Handy Ton handelte. Ich kramte in meinem unordentlichen, kleinen Lederrucksack, dabei fiel mir ein Tampon auf den Boden, den Fin sogleich aufheben wollte, doch ich kam ihm zuvor und schmiss ihn schnell wieder zwischen die Kaugummis und die vier Lippenstifte.
„Hallo!“ sagte ich mit erröteten Wangen.
„Ich bin es!“ hörte ich viel zu laut aus dem Lautsprecher.
„Ja? Ich höre dich so schlecht!“ log ich und stand auf um mir eine ruhigere Ecke zu suchen.
„Wo sind denn die Chips, die du mir gekauft hast?“ fragte Michael mich etwas genervt.
Ich musste kurz überlegen wo ich die verdammten Knabberteile hingetan hatte. Nach kurzem Brainstorming fiel es mir ein: Sie waren noch in meinem Einkaufsbeutel im Auto auf der Rücksitzbank. Ich hatte nur den Kofferraum geleert und den Beutel vergessen, da ich am Vormittag schon an Fin gedacht hatte, aber das konnte ich Michael ja nicht sagen.
„OK! Danke! Dann noch einen schönen Abend!“ verabschiedete er sich rasch und mir war etwas schlecht zumute, so dass ich auf die Toilette ging und durchschnaubte. Mein Aussehen war noch OK, aber meine Wangen glühten. Ich schaltete mein Handy aus und versuchte möglichst elegant zu Fin zurück zu gehen, obwohl mein Knöchel nicht in Ordnung war.
„Nur ein Mitarbeiter!“ sagte ich unbeeindruckt und nahm auf dem verdammt harten Stuhl Platz.
„Wie viele Mitarbeiter hast du denn?“ wollte Fin wissen; hob sein Glas und stieß es gegen das meine.
„Äh, vier, “ log ich. „Der schmeckt aber gut!“ versuchte ich von dem Thema abzulenken und stellte das Glas auf den Untersetzter, der schon viele Gläser auf sich hatte ertragen müssen.
„Erzähl doch von Asien!“ stach er mich an. „Scheiße!“ dachte ich. Ich hatte gehofft, dass er mich nicht zu der Reise befragen würde, aber ich war natürlich darauf eingestellt und hatte mich etwas vorbereitet. So erzählte ich ihm einige Geschichten, die ich
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