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Adler schießen nicht

Adler schießen nicht

Titel: Adler schießen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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konnte
mich nicht erinnern, irgend jemanden zum Abendessen eingeladen zu haben, aber als ich die Tür öffnete, war ich über
den ungebetenen Gast doch sehr erfreut.
    Es war Carmen Diaz die Zweite,
die mit einem verführerischen Lächeln vor mir stand. Das Licht spiegelte sich
auf ihren nackten Schultern.
    »Guten Abend, Mr. Kane«,
hauchte sie. »Ich hoffe sehr, daß ich Sie nicht behellige ?«
    »Soll das ein Witz sein«,
erkundigte ich mich. »Wozu sonst tragen Sie dieses Dekolleté ?«
    Als sie an mir vorbei ins
Wohnzimmer ging, stach mir ihr schweres Parfüm in die Nase wie ein Atompilz.
Ihr Kleid hatte die Farbe von Sandelholz, war trägerlos und schmiegte sich wie
eine zweite Haut um ihre vollen, festen Kurven. Wahrscheinlich starrte ich sie
ein wenig zu auffällig an, aber eine derartig schmale Taille hatte ich selten
gesehen.
    »Kennen Sie mich jetzt
auswendig, Mr. Kane ?« fragte sie obenhin.
    »So nennen mich nur meine
Freunde«, erklärte ich ihr. »Alle schönen Frauen rufen mich Andy .«
    »Sie schmeicheln mir«, verriet
sie. »Deshalb dürfen Sie mich auch Carmen nennen .«
    »Kann ich Ihnen etwas zu
trinken anbieten? Leider habe ich keinen spanischen Sherry, nur harte Sachen .«
    »Scotch wäre mir am liebsten .«
    Sie ging zur Couch hinüber und
setzte sich anmutig hin. Ihr Kleid reagierte auf jede Bewegung, spannte sich
dort ein bißchen, gab da ein wenig nach...
    Also, ich mixte die Getränke
und setzte mich neben sie.
    »Vielen Dank.« Sie strahlte
mich an, als sie mir das Glas abnahm. »Sie wundern sich sicher, daß ich zu
Ihnen gekommen bin ?«
    »Ich mich wundern?
Keinesfalls«, versicherte ich ihr. »Um diese Zeit des Abends fliegen schöne
Frauen bei mir ein und aus. Schon fast Routine.«
    »Ich wollte mit Ihnen
sprechen«, schnitt sie mir das Wort ab. »Kurt ist zwar tüchtig, aber... nun ja,
ich finde, daß er heute morgen nicht sehr taktvoll
war .«
    »Ist mir gar nicht
aufgefallen«, antwortete ich. »Aber es ist nett von Ihnen, sich deshalb
Gedanken zu machen .«
    Sie nippte an ihrem Scotch.
»Werden Sie uns helfen, Andy ?«
    »Ich habe schon darüber
nachgedacht«, verriet ich ihr. »Ich glaube, nein .«
    »Warum? Haben wir Ihnen zu
wenig geboten ?«
    »Es ist keine Geldfrage«,
antwortete ich. »Mao ist mit allen Wassern gewaschen, sein Palast eine Festung.
Man kann da nicht hineinspazieren, den Adler einpacken und ungeschoren wieder
verschwinden .«
    »Doch. Ein Mann wie Sie schafft
das. Sie haben hier im Osten einen guten Ruf. Wir zum Beispiel haben in Tokio
von Ihnen gehört .«
    »Vielleicht irren sich die
Leute .«
    »Das glaube ich nicht .«
    Ich weiß nicht mehr, wer das
Startzeichen dazu gab, aber plötzlich saßen wir ganz eng nebeneinander. Ich
spürte die Wärme ihres Körpers. Ihre Augen hatten ein leuchtendes Blau, und ihre
Lippen waren feucht und rot. Nun ja, und da ich ein Seeräuber bin, wie schon
Cross behauptete, küßte ich sie eben.
    Es war ein sehr, sehr langer
Kuß; fünf Minuten stoppte ich auf der Armbanduhr.
    Langsam öffnete sie ihre Augen,
dann blinkte sie ein paarmal. »Andy«, flüsterte sie, »du weißt ja nicht, was du
einem Mädchen antust .«
    »Aber ich wette, du weißt, was
du einem Mann antust«, erklärte ich.
    Sie schloß die Augen wieder.
»Mehr«, hauchte sie, »bitte .«
    »Ach, ruhen wir uns doch eine
Weile aus«, schlug ich vor. »So verlockend dein Angebot auch ist, ich brauche
Zeit, es zu erwägen .«
    »Andy !« rief sie aufgebracht. »Hast du etwa Angst vor mir ?«
    »Nein, nein, es ist lediglich
meine verflixte Neugierde«, stellte ich richtig. »Sieh mal, noch nie in meinem
Leben hatte ich eine echte Señorita im Arm. Wo in Spanien wohnst du genau ?«
    »In Madrid.« Sie schmollte.
»Mußt du denn Liebe mit Fragen würzen, Andy ?«
    »Und wo liegt Madrid,
geographisch gesehen ?«
    Sie lachte. »Du bist unmöglich.
Madrid ist die Hauptstadt. Das weiß doch jedes Kind .«
    »Ich nicht.«
    »Nun, es ist, es liegt... ach,
weshalb siehst du nicht im Atlas nach ?«
    »Der >Augenblick der
Wahrheit<«, sagte ich. »Glaubst du wirklich, daß es stimmt ?«
    Sie starrte mich verständnislos
an. »Was für ein >Augenblick der Wahrheit    »Warst du noch nie in einer
Arena bei einem Stierkampf ?«
    »Was hat denn das mit dem >Augenblick
der Wahrheit< zu tun? Natürlich habe ich schon zugesehen, wie jeder in
Spanien .«
    »Der >Augenblick der
Wahrheit<«, dozierte ich geduldig, »ist der Moment, bevor der Matador den
Stier tötet. Wenn er dasteht

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