Adler schießen nicht
besitze, kann ich Diaz dazu
überreden, mit mir halbe-halbe zu machen .«
»Und mir wagen Sie
fünfzehntausend Dollar anzubieten? Wie großzügig Sie doch sind, Kurt«, meinte
ich. »Ja, das ist Ihr Fehler, mein Freund, daß Sie so mit dem Geld um sich
werfen .«
Wieder grinste er. »Ich sagte
schon, Mr. Kane, ich habe Sie unterschätzt. Ich mache Ihnen ein neues Angebot:
ein Drittel von dem, was ich aus Diaz heraushole .«
»Die Hälfte«, korrigierte ich.
»Oder Sie holen sich den Adler selber .«
Schlagartig verschwand das
Grinsen aus seinem Gesicht. »Na schön«, meinte er erstickt. »Dann eben die
Hälfte.«
»Schon besser.«
»Stört es Sie, wenn ich mir
etwas zu trinken nehme ?« knirschte er. »Ich glaube,
ich habe einen Schluck verdient .«
Damit ging er zur Bar hinüber,
wo ihm Sadie mißmutig Platz machte. Als er das
Getränk hinuntergekippt hatte, sah er mich erwartungsvoll an. »Damit wären wir
also gleichberechtigte Partner. Ihr Anteil hängt davon ab, ob Sie den Adler von
Mao bekommen oder nicht. Haben sie schon einen Plan ?«
»Das lassen Sie nur meine Sorge
sein«, entgegnete ich zuversichtlich. »Ich habe das Gefühl, daß er mir den
Adler sogar schenkt, wenn ich es nur geschickt anpacke .«
»Das ist doch kein Zeitpunkt
für Witze«, entrüstete sich von Nagel. »Ich frage Sie sachlich nach Ihren
Plänen .«
»Kommen Sie morgen
abend wieder«, bat ich und machte eine wegwerfende Geste. »Dann habe ich
den Vogel für Sie .«
»Das hört sich tatsächlich so
an, als meinten Sie es ernst«, staunte er, und in seiner Stimme schwang
Bewunderung.
»Ich bin morgen
nachmittag mit Mao verabredet«, fuhr ich fort. »Wenn ich seinen Palast
verlasse, fliegt der Adler mit .«
»Wie wollen Sie das schaffen ?«
»Ach, lassen Sie mir doch ein
paar Berufsgeheimnisse«, bat ich. » Morgen abend , wenn
ich Ihnen den Adler gebe, werde ich Ihnen meinen Trick verraten, einverstanden ?«
»Abgemacht.« Er nickte. Dann
wandte er sich an Sadie. »Los, komm, Mädchen. Ich fahre dich ins Hotel zurück,
es sei denn, du möchtest lieber zu Fuß gehen .«
»Ihr seid alle so verdammt
komisch«, meuterte sie. »Männer! Mein Gott, wie ich euch alle hasse!«
»Guten Abend, Mr. Kane«, sagte
von Nagel über die Schulter, als er zur Tür ging. »Ich sehe unserem Treffen morgen abend mit der größten Ungeduld entgegen .«
»Guten Abend«, zischte Sadie
unheilvoll. »Und ich hoffe, daß du bis morgen früh krepiert bist .«
»Gute Nacht, Schätzchen«, rief
ich fröhlich. »Und besten Dank für die frommen Wünsche.«
Ich sah ihnen nach, wie sie ins
Auto stiegen und den Peak hinunterfuhren. Dann kehrte ich in meine Wohnung
zurück und machte mir noch einen Drink.
Ich dachte an Tess und daran,
wie sie sich wohl bei Mao zurechtfand. Das brachte mich automatisch wieder auf
Standish. Aber schon der Gedanke an ihn trieb mir die Wut hoch.
Um mich abzulenken, rief ich
bei Subinspektor Cross an.
»Was ist passiert ?« erkundigte er sich frostig. »Haben Sie Ihre Freundin
verloren ?«
Es war so gemein nahe an der
Wahrheit, daß ich es nicht komisch finden konnte. »Es handelt sich um die
rothaarige Spanierin, die mit von Nagel kam«, erklärte ich. »In Wirklichkeit
heißt sie Sadie Green und ist nicht spanischer als die Olive, die man Ihnen in
der Bar des Occidental in den Martini legt .«
»Ach nein?« Er bemühte sich
krampfhaft, sein Interesse nicht zu zeigen, aber da war so ein gewisses Zittern
in seiner Stimme.
»Ach ja«, näselte ich. »Aus
purer Neugierde — sagt Ihnen der Name dieser Dame etwas ?«
»Sadie Green«, wiederholte er
überflüssigerweise. »Nicht daß ich mich erinnere. Ich werde selbstverständlich
nachsehen .«
»Wie wär’s, wenn Sie es mich
wissen ließen, falls Sie etwas Interessantes finden ?«
»Vielleicht tue ich das«,
erwiderte er vorsichtig. »Natürlich nur, wenn Sie gewillt sind, Informationen
auszutauschen, Kane.«
»Im Moment kann ich nichts
weiter bieten«, log ich frech. »Aber immerhin habe ich Ihnen den richtigen
Namen der Dame verraten .«
»Ich glaube, ich sollte diese
neue Sucht nach Zusammenarbeit mit der Polizei bei Ihnen doch etwas fördern«,
murmelte er.
»Also, was ist? Rufen Sie mich
an ?«
»Gut. Wenn es Neuigkeiten gibt,
trete ich an Sie heran .«
»Toll«, rief ich begeistert.
»Dann kann ich Sie endlich mal wieder treten .«
Es dauerte mindestens zehn
Sekunden, bis er mit einem erstickten Gurgeln auflegte.
6
Es war gegen halb drei
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