Adler schießen nicht
und die Espada zum
Todesstoß ansetzt. Los, sag was in spanisch !«
Wieder lachte sie, aber es
klang gequält und nervös. »Du mußt total verrückt sein .«
»Bitte, sage mal auf spanisch : >Mein Name ist Carmen Diaz .< Ich möchte es gern hören.«
»Was soll der Quatsch ?« fragte sie kühl.
»Du bist die einmaligste
Spanierin, die mir je begegnet ist«, stellte ich ernüchtert fest. »Nicht nur,
daß du die einzige rothaarige Spanierin bist, nein, du stammst aus Madrid und
hast keinen Dunst, wo das liegt. Du hast keine Ahnung von Stierkämpfen und
sprichst kein Wort deiner Muttersprache .«
Plötzlich wirbelte ihre Hand
hoch und klatschte in mein Gesicht. »Wie kannst du es wagen, mich zu beleidigen ?«
Sie hatte ihrer Ohrfeige
allerhand Nachdruck verliehen, und es tat weh. Ich sah sie kurz an, dann gab
ich ihr die Ohrfeige zurück.
Zwei Sekunden schien sie es
nicht glauben zu wollen, denn sie starrte in ungläubigem Entsetzen in mein
Gesicht. Plötzlich stürzte sie auf mich los, alle zehn rotlackierten Krallen
voran.
Im letzten Augenblick erwischte
ich sie beim Handgelenk und zwang sie in die Knie. Dann schlug ich ihr mit der
Hand ein paarmal tüchtig auf ihren hübschen Popo. Sie schrie. Zuerst aus Wut,
dann wegen der Demütigung, und schließlich schrie sie vor Schmerz.
Als mir die Hand zu brennen
anfing, hörte ich auf.
Langsam richtete sie sich auf.
Tränen ohnmächtiger Wut liefen ihr die Wangen hinunter. »Du... du...«
»Sag’s doch bitte auf spanisch «, bat ich hastig.
Sie nahm ihre Handtasche,
zerrte ein Papiertaschentuch heraus und wischte sich die Tränen ab. »Dafür
könnte ich dich umbringen«, zischte sie heiser.
»Bestell deinem Kurt, wir
könnten gegebenenfalls immer noch ins Geschäft kommen, aber er soll sich eine
andere Masche einfallen lassen. Dein spanisches Theater geht mir auf die
Nerven. Ich wäre mit dir zufrieden, so wie du wirklich bist. Ich weiß zufällig,
daß dieser Nagel einer der größten Betrüger unseres Jahrhunderts ist. Aber wenn
er Wert auf Zusammenarbeit legt, darf er mich nicht verschaukeln .«
»Wenn ich ihm sage, was du mit
mir gemacht hast, bringt er dich um«, drohte sie mit belegter Stimme.
»Ich zittere schon«, sagte ich
artig. »Da steht ein Telefon. Weshalb rufst du ihn nicht an ?«
»Nicht nötig«, sagte eine tiefe
Stimme hinter mir. Ich drehte mich um und sah von Nagel.
»Wo kommen Sie denn her ?« fragte ich. »Sind Sie durchs Schlüsselloch gekrochen ?«
»In der Küche stand ein Fenster
offen«, verriet er mir. »Ich wollte gern wissen, wie Carmen vorankommt. Scheine
gerade im richtigen Moment gekommen zu sein .«
»Schau nicht so blöd«, rief
Carmen leidenschaftlich. »Bring ihn um !«
»Diese Lektion hattest du
längst verdient«, erklärte ihr von Nagel trocken. »Ich möchte Ihnen danken, Mr.
Kane, daß Sie mir die Arbeit abgenommen haben .«
»Du... du...« gurgelte Carmen.
» Auf
spanisch !« erinnerte ich sie.
Hätte sie eine Waffe gehabt —
dafür hätte sie mich kaltlächelnd erschossen. Mit blitzenden Augen nahm sie ihr
Glas und kippte den Rest in einem Zug hinunter.
Von Nagel lächelte mich an.
»Sie sind noch klüger, als wir Sie eingeschätzt haben, Mr. Kane. Ich hoffe, daß
Sie mir den kleinen Fehler verzeihen werden ?«
»Ich will nur wissen, in was
für ein Geschäft ich mich einlasse«, erwiderte ich. »Das ist alles .«
»Die Geschichte, die ich Ihnen
über Carmen Diaz und den >Adler der Sonne< erzählte, stimmt«, versicherte
er mir. »Mit Ausnahme einer Kleinigkeit.« Er deutete auf Rotkäppchen. »Sie ist
nicht Carmen Diaz. Gestatten Sie, daß ich bekannt mache: Sadie Green .«
Von Nagel ließ sein Monokel
gekonnt aus dem Auge fallen und fing es mit Grandezza in der rechten Hand auf.
Um ein Haar hätte ich ihn gebeten, es zu wiederholen.
»Aber vergessen Sie doch für
den Augenblick Sadie«, bat er mich kaltschnäuzig. »Es gibt eine echte Carmen
Diaz, und ich weiß, daß sie bereits auf dem Wege nach Hongkong ist, um Mao den
Adler zu stehlen. Wir müssen ihr zuvorkommen .«
»Vielleicht bin ich etwas
dämlich«, meldete ich mich schwach. »Aber warum müssen wir das eigentlich ?«
»Dieser Adler ist der einzige
Beweis für ihren Vater, daß er der rechtmäßige Erbe ist«, erklärte er leise.
»Ohne ihn wird er nach den Bedingungen des Testaments keinen Groschen erben.
Der Besitz ist jedoch über eine Million Pfund wert. Alles andere können Sie
sich unschwer zusammenreimen. Wenn ich den Adler
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