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Adler schießen nicht

Adler schießen nicht

Titel: Adler schießen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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weiter, mein Junge .«
    Als er fertig war, wußte ich
nicht viel mehr als zuvor. »Dieser dein Vetter«, fragte ich, »ist er der Dorftrottel ?«
    »Klar, Boss.« Charlie grinste
bewundernd. »Wie haben Sie herausgefunden ?«
    Das Telefon läutete. Dankbar
für die Unterbrechung nahm ich den Hörer ab.
    »Hier ist Standish«, kam es auf
gut Oxfordenglisch durch den Draht. »Mao hat mich beauftragt, Sie anzurufen. Er
möchte, daß Sie heute zum Abendessen zu ihm kommen. Um es genauer auszudrücken,
er besteht darauf .«
    »Weshalb?«
    »Das weiß ich selbst nicht
genau«, erklärte Standish. »Aber er scheint sich über irgend
etwas ziemlich aufgeregt zu haben. Ich halte es für besser, wenn Sie
kommen, schon Miss Donovan zuliebe .«
    »Also schön. Ich komme. Um
welche Zeit?«
    »Halb sieben. Und vielleicht
ziehen Sie einen Smoking an, falls Sie einen besitzen. Der alte Knabe legt viel
Wert auf Äußerlichkeiten .«
    »Ich werde mir einen von meinem
Diener borgen«, verriet ich ihm. »Also halb sieben«, fügte ich hinzu und ließ
den Hörer mit voller Wucht auf die Gabel fallen.
    Sadie sah mich neugierig an.
»Wo willst du um halb sieben hin ?«
    »Ich gehe zu Mao essen .«
    »Da gehe ich mit .«
    »Er hat nur mich eingeladen.
Tut mir leid .«
    »Ich gehe trotzdem mit«,
verkündete sie entschlossen.
    Charlie hatte sich diskret
entfernt. Ich wollte ihr schon ein paar unschöne Dinge sagen, besann mich aber.
»Also gut, wenn du darauf bestehst.«
    »Was ?« rief sie mißtrauisch. »So einfach gibst du nach ?«
    »Was hätte es denn für einen
Zweck, mit dir zu streiten ?«
    »Es freut mich, daß du so
vernünftig bist«, meinte sie wohlwollend und wandte sich wieder dem Studium
ihrer Modezeitschrift zu.
    Ich setzte mich hin und rauchte
eine Zigarette. Etwa zehn Minuten später erhob ich mich wieder. Sofort tauchten
Sadies Augen hinter dem Journal auf: »Wohin willst du ?«
    »Ich gehe in mein Zimmer.
Möchtest du vielleicht mitkommen ?« Ich betrachtete sie
bewundernd. »In deinem Aufzug wäre es mir das reinste Vergnügen .«
    »Übernimm dich nicht«, höhnte
sie und las weiter.
    Ich ging in die Küche und sah,
wie Charlie eifrig damit beschäftigt war, grünen Salat zu waschen. Neben der
Salatschüssel lag ein Hummer und daneben zehn Dynamitstangen. Nettes Stilleben .
    »Charlie?«
    »Ja, Boss?«
    »Miss Green wohnt in Miss Tess’
Zimmer«, sagte ich. »Steige durch das Fenster ein, aber leise. Pack alle ihre
Sachen zusammen und verstecke den Koffer irgendwo im Garten, kapiert ?«
    »Boss?«
    »Das ist doch ein Kinderspiel,
oder ?«
    »Doch... ja, Boss.« Charlie
schluckte. »Warum ich machen das ?«
    »Wenn sie im Bikini mit Mao
dinieren will, meinetwegen. Dann kann ich sie gern mitnehmen .«
    Charlie grinste. »Verstanden,
Boss .«
    »Wenn du die Sachen versteckt
hast, verstaue die Breda und das Dynamit unter dem Hintersitz im Auto .«
    »Ja, Boss.«
    »Möglicherweise müssen wir
überraschend mit der Dschunke nach Makao . Sei also
jederzeit fahrbereit, verstanden ?«
    Ich lief in mein Zimmer, nahm
meinen Smoking aus dem Schrank, duschte mich und zog mich an.
    Als ich gegen drei Viertel
sechs wieder ins Wohnzimmer kam, blickte Sadie auf und starrte mich fassungslos
an. »Du bist schon fertig? Ich wußte gar nicht, daß es schon so spät ist .«
    »Wir haben noch jede Menge
Zeit«, beruhigte ich sie.
    »Ich ziehe mich sofort um .«
    Ich genoß gerade einen Schluck
meines teuren Whiskys, als ich einen Wutschrei hörte. Ein paar Sekunden später
kam sie ins Zimmer gestürzt. »Meine Kleider !« schrie
sie.
    »Was ist damit ?«
    »Alle weg!«
    »Weg? Wohin denn?«
    »Woher soll ich das wissen ?« Außer sich vor Wut, stampfte sie mit dem Fuß auf, zuckte
aber gleich darauf schmerzhaft zusammen. Anscheinend hatte sie vergessen, daß
sie barfuß war. »Du hast sie versteckt, jawohl, du warst es !«
    »Sei nicht albern«, bat ich
geduldig. »Ich bin ja nicht mal in der Nähe deines Zimmers gewesen. Hast du
vielleicht das Fenster offengelassen ?«
    »Selbstverständlich«, stöhnte
sie. »In dieser Hitze stirbt man sonst .«
    Ich schüttelte sorgenvoll den
Kopf. »Das ist wirklich schade. Man sollte nie ein Fenster offenlassen, wenn
man nicht im Zimmer ist. Hier wimmelt es nur so von Dieben. Die nehmen mit, was
sie finden .«
    »Was soll ich jetzt tun ?« fragte sie unter Tränen.
    »Nun«, meinte ich nachdenklich
und sah sie von oben bis unten an. »Du könntest beispielsweise zu einem
Nachtschwimmen gehen

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