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Adler schießen nicht

Adler schießen nicht

Titel: Adler schießen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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    »Du... du...« Ihr fehlten die
Worte.
    Ich sah auf meine Armbanduhr.
»Wenn du mich jetzt bitte entschuldigen würdest, ich bin zum Dinner verabredet .«
    »Du machst keinen Schritt ohne
mich«, keuchte sie verzweifelt.
    Ich zuckte mit den Schultern.
»Auch gut. Mir macht es nichts aus. Mao hat seine Gäste zwar gern korrekt
angezogen, aber wenn er dich im Bikini sieht, wird er bestimmt eine Ausnahme
machen .«
    Ich ging zur Tür. Die Klinke in
der Hand, drehte ich mich um: »Was ist, kommst du ?«
    In ihren Augen flammte reinste
Mordlust auf. Dann brach sie erneut in Tränen aus.
    Ich setzte mich hinter das
Steuer meines Wagens und hatte den Motor gerade angelassen, als Charlie am
Fenster neben mir erschien. »Boss? Was machen wir mit Miss Green ?«
    »Gib ihr tüchtig zu essen«,
befahl ich. »Mach ihr so viele Drinks, wie sie will, und laß die Kleider genau
da, wo du sie versteckt hast.«
    »Ja, Boss«, erwiderte er leise.
»Aber ich glauben, sie sein nicht glücklich .«
    »Glück ist ein sehr relativer
Begriff«, zitierte ich. »Sieh zu, daß du ihr ein bißchen Freude machen kannst .«
    »Aber Boss...« rief Charlie
verzweifelt.
    Doch ich hatte bereits Gas
gegeben, und der Rest seiner Worte ging im Motorenlärm unter.
    Ich stoppte kurz vor der
Abzweigung zum Palast und schwang mich auf den Hintersitz meines Wagens. Dann
schnappte ich mir zwei Stangen Dynamit und steckte je eine in meine Socken.
Damit ich sie beim Laufen nicht verlor, spannte ich kleine Gummibänder um jede
Wade. Dann erst versteckte ich die Breda und den Rest des Dynamits unter einer
Decke.
    Meine Mauser hatte ich zu Hause
gelassen. Ich hielt es für überflüssig, sie auch noch herumzuschleppen.
    Fünf Minuten später hatte ich
den Eingang zum Palast erreicht. Vorsichtshalber brachte ich den Wagen gleich
wieder in Fahrtrichtung.
    Ich kam mir unter der großen
Lampe ein wenig verloren vor, und als die riesige Kupferglocke ertönte, hatte
ich das Gefühl, am Tor der Unterwelt zu läuten.
    Endlich erschien Standish mit
Wächter und öffnete mir. »Guten Abend, Kane«, begrüßte er mich. »Bevor wir
hineingehen, eine winzige Formalität, wenn es Ihnen nichts ausmacht .«
    Er trat dicht an mich heran und
tastete mich nach Waffen ab. »Mr. Mao hat eine eigenartige Aversion gegen Gäste
mit Schießeisen«, erklärte er mir, als er zurücktrat. »Ich stelle erleichtert
fest, daß Sie auf diese Eigenart Rücksicht genommen haben .«
    »Weshalb sollte ich denn einen
Revolver zum Dinner mitnehmen ?« erkundigte ich mich
harmlos.
    »Ach, ich wüßte schon einen
Grund«, erwiderte er. »Einen blonden Grund. Gehen wir ?«
    Wir schritten die Auffahrt
hinauf, stiegen die Marmorstufen empor und betraten das Gebäude.
    Standish ging voran in ein
Zimmer, das ich noch nicht gesehen hatte. Ein langer Tisch war zum Abendessen
gedeckt. An einem Ende waren vier Stühle gruppiert.
    Mao in weißem Smoking und Tess
in einem chinesischen Seidenkleid — am Hals hochgeschlossen, dafür an der Seite
bis zur Taille geschlitzt — warteten bereits auf mich. Mir kam Tess ein bißchen
blaß vor; aber sonst schien es ihr ganz gut zu gehen.
    »Guten Abend, Kane«, sagte Mao
leise. »Ich freue mich, daß Sie mein bescheidenes Heim mit Ihrer Anwesenheit
beehren. Wie Sie sehen, habe ich auch Miss Donovan eingeladen. Sie können also
aus ihrem eigenen Munde hören, daß ich mein Versprechen eingehalten habe .«
    »Hallo, Tess«, sagte ich
beiläufig. »Wie geht’s ?«
    »Gut.« Sie lächelte schwach.
»Ich habe heute gelernt, wie man chinesisch malt .«
    »Dann mußt du mir gelegentlich
eine Gruppe Vögel malen«, bat ich. »Jeder Chinese kann Vögel malen, habe ich
recht, Mr. Mao ?«
    »Ja, das ist eine unserer
Stärken«, bestätigte Mao.
    »Peter, würden Sie unseren
Gästen bitte einen Drink anbieten, bevor wir uns zum Essen setzen ?«
    Standish zuckte zusammen.
»Selbstverständlich, sofort«, murmelte er. »Tut mir leid«, setzte er leise
hinzu, »daß ich nicht von selbst daran gedacht habe .«
    Gekonnt öffnete er eine Flasche
Sekt, die auf einem Seitentisch stand, goß drei Gläser voll und reichte sie
herum. Ich fixierte Mao und hob mein Glas. »Ich trinke auf unseren gemeinsamen
Erfolg .«
    »Vielen Dank«, antwortete er
und neigte würdevoll den Kopf. »Wenn ich Alkohol tränke, Mr. Kane, würde ich
mein Glas auf Ihren Scharfsinn leeren .«
    »Das ist sehr schmeichelhaft«,
meinte ich. »Ich weiß gar nicht, womit ich das verdient habe .«
    »Das können Sie uns

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