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Adler schießen nicht

Adler schießen nicht

Titel: Adler schießen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ja beim
Essen berichten«, erklärte Mao. »Es wird ein höchst amüsantes Tischgespräch
abgeben. Ich muß ehrlich gestehen, ich bin perplex, völlig perplex. Ich habe
keine Ahnung, wie Sie es bewerkstelligt haben .«
    Ich hatte das ekelhafte Gefühl,
als würde er mir einen Ball zuwerfen, den ich nicht sehen konnte. Ich hatte
nämlich keinen blassen Schimmer, wovon, zum Teufel, der Alte sprach.
    »Wollen wir uns setzen ?« fragte er. »Miss Donovan rechts neben mir, Mr. Kane
links. Peter, Sie setzen sich neben Miss Donovan .«
    Er nahm am Kopfende der Tafel
Platz, und wir folgten in der angegebenen Reihenfolge. Dann klatschte er
zweimal in die Hände, und die Diener begannen mit dem Servieren. Schwalbennestersuppe,
Lerchenzungen und dann eine Spezialität, die ich noch rechtzeitig erkennen und
daher ablehnen konnte. Es gibt in Hongkong eine besondere Chow-Chow-Hunderasse,
die nur zu kulinarischen Zwecken gezüchtet wird.
    Der Hauptgang bestand aus
gedünsteter Entenbrust mit zarten, gedünsteten Bambusschößlingen .
Als wir damit fertig waren, verriet uns Mao, daß weitere sechs Gänge folgen
würden. Er schlug uns vor, vielleicht eine Auswahl zu treffen, falls wir das
Gefühl hätten, nicht alle sechs probieren zu können.
    Wir lehnten höflich jede
weitere Speise ab.
    Später servierten Diener in
hauchdünnen Tassen Tee, während eine Schachtel Zigaretten mit Goldmundstück
herumgereicht wurde.
    Mao schlürfte behaglich seinen
Tee, dann sah er auf und lächelte mich an: »Und jetzt, Mr. Kane«, sagte er
freundlich, »glaube ich, sind wir alle für Ihre Geschichte bereit .«
    »Geschichte?« Ich zuckte mit
den Schultern. »Tut mir sehr leid, aber ich habe keine .«
    »Sie sind wirklich zu
bescheiden«, hielt er mir vor. »Wir alle erwarten mit größter Ungeduld, was Sie
uns berichten werden .«
    »Was für eine Geschichte?«
    »Bescheidenheit ist eine Zier,
Mr. Kane«, erklärte er, »aber Zögern kann eine Zier in ein Laster verwandeln.
Also bitte, fangen Sie endlich an .«
    »Ich weiß immer noch nicht,
wovon Sie reden«, sagte ich ehrlich.
    Dann blickte ich Standish
fragend an. »Was meint er ?«
    Standish fingerte nervös an
seinem Schnurrbart herum. »Ich glaube, Sie sollten wirklich tun, was Mr. Mao
sagt, lieber Freund .«
    »Na schön«, willigte ich ein.
»Was wollen Sie hören ?«
    »Reden wir über Brillanten«,
klärte mich Mao zartfühlend auf. »Und darüber, wie es Ihnen gelungen ist, sie gestern nachmittag zu stehlen.«
    »Brillanten?« Ich starrte ihn
mit offenem Mund an.
    »Schluß mit dem Versteckspielen,
Mr. Kane«, fuhr er mich an. »Sie wissen ganz genau, von welchen Brillanten ich
spreche. Von dem Sun-Yang-Halsband aus dreißig erstklassigen Steinen.«
    »Ich habe nie von diesem
Halsband gehört«, erwiderte ich. »Und ich habe es auch nicht gestohlen. Wie,
zum Teufel, hätte ich das denn anstellen sollen ?«
    »Das will ich ja gerade von
Ihnen hören«, schnauzte er mich an. »Langsam verliere ich die Geduld, Mr. Kane.
Diese Brillanten sind ungefähr eine halbe Million Pfund wert, und ich will sie
zurückhaben .«
    »Sie sind wahnsinnig, wenn Sie
glauben, daß ich sie genommen habe«, knirschte ich.
    »Wenn Sie es mir nicht
freiwillig sagen«, meinte er resigniert, »werde ich Sie dazu zwingen .«
    »Ich sage es Ihnen noch einmal:
Ich habe Ihre Brillanten nicht gestohlen«, schrie ich. »Ich weiß nichts von der
ganzen Geschichte .«
    Er klatschte zweimal in die
Hände, worauf draußen in der Halle irgendwo ein Gong ertönte.
    Ich sah zu Standish hinüber und
mußte grinsen. »Das wird einem schlechten Fernsehspiel immer ähnlicher .«
    Standish antwortete nicht,
sondern starrte erwartungsvoll auf die Tür, die langsam aufging.
    Dann kam einer der größten
Männer, die ich je in meinem Leben gesehen hatte, ins Zimmer. Ein Riese wie aus
dem Märchen, mit engen Kulihosen und nacktem
Oberkörper. Das breite Mongolengesicht war vollkommen ausdruckslos. Sein
überdimensionaler, haarloser Brustkasten wirkte wie ein atmender Fleischberg.
Das faszinierendste aber war eine tätowierte Schlange, deren Kopf fast bis zum
Hals, deren Schwanz bis zum Nabel reichte und die sich bei jedem Spiel der
Muskeln zu schlängeln schien . In der rechten Hand trug
er eine Peitsche.
    Als er das Tischende erreicht
hatte, verbeugte er sich tief vor Mao.
    »Sie wollen also eine
Information, über die ich nicht verfüge, aus mir herauspeitschen ?« fragte ich mit zugeschnürter Kehle.
    »Nein, Mr. Kane.« Mao

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