Adler schießen nicht
werden Maos
Männer hier aufkreuzen«, rief ich atemlos, »und Amok laufen. Wir müssen sofort
weg. Charlie, hole Miss Greens Koffer und wirf ihn ins Auto .«
»Klar, Boss«, schluckte
Charlie. »Sofort.«
Sadie stand auf. »Du hast also
meinen Koffer gestohlen«, zischte sie. »Und jetzt willst du mich aus dem Hause
jagen, indem du mir Angst machst .« Sie stemmte die
Hände in die üppigen Hüften. »Mein Lieber, laß dir eines gesagt sein, ich...«
Ich ließ mir gar nichts gesagt
sein, sondern schlug ihr kurz entschlossen mit der flachen Hand unters Kinn.
Sie fiel mir wie ein nasser Sack entgegen. Nicht gerade behutsam trug ich sie
hinaus zum Wagen und warf sie auf den Hintersitz.
Tess, die inzwischen in ihr
Chinakleid geschlüpft war, starrte mich mit weit aufgerissenen Augen an. »Zieht
die sich abends immer so an ?« brachte sie hervor.
»Auch das kann ich erklären«,
beruhigte ich sie. »Los, setz dich nach hinten zu ihr, und wenn sie aufwacht
und streiten will, schläferst du sie sofort wieder ein, verstanden?«
Ich jagte ins Haus zurück und
traf auf halbem Wege Charlie, der den Koffer anschleppte. »Du fährst, Charlie«,
befahl ich kurz. »Nach Aberdeen. So schnell es geht .«
Ich blieb nur so lange, um mir
die Mauser zu holen; auf dem Hinausweg ließ ich, einer Eingebung folgend, eine
Flasche von dem guten Whisky mitgehen. Dann sprang ich auf den Beifahrersitz.
Charlie hatte den Motor bereits laufen, der Wagen schoß vorwärts, ehe ich noch
die Tür zugeschlagen hatte.
»Ich kann nur eines sagen«,
meldete sich Tess betont kühl vom Hintersitz. »Hoffentlich verdienen wir bei
diesem Geschäft wenigstens etwas .«
»Ich wäre schon zufrieden, wenn
wir am Leben blieben«, stöhnte ich. »Im Augenblick würde ich darauf keine Wette
riskieren .«
»Darf ich dir vielleicht eine
Frage stellen ?« setzte Tess das Verhör fort. »Sadie im
Bikini, wie kommt das? Oder würde ich es dir doch nicht glauben, wenn du es mir
erklärtest ?«
In diesem Augenblick kreischten
die Bremsen auf, und mein Kopf wurde gegen die Windschutzscheibe geschleudert.
Der Kuli, der plötzlich vor uns aufgetaucht war, setzte seinen Weg über die
Straße fort. Über sein Gesicht huschte ein zufriedenes Lächeln. Für die
nächsten vierundzwanzig Stunden jedenfalls würde er Glück haben. Eine der
Hauptgefahren für die Autofahrer in Hongkong ist der strikte Glaube der Kulis,
daß sie auf Schritt und Tritt von ihrem persönlichen Satan verfolgt werden und
diesen nur loswerden, wenn irgend etwas — vorzugweise
ein Automobil — ganz dicht hinter ihnen vorbeifährt und den Teufel auf diese
Art und Weise zermalmt.
Charlie rief etwas sehr
Unhöfliches in Kantonese , woraus hervorging, daß
mindestens die letzten fünfzehn Vorfahren dieses Kuli ein ganz sonderbares
Aussehen gehabt haben mußten.
»Was sagtest du doch gerade ?« fragte ich Tess über die Schulter.
»Nicht daß ich eifersüchtig
wäre, Liebling«, versicherte sie mir süßlich. »Es ist lediglich Neugierde. Mao
hielt mich vierundzwanzig Stunden in seinem Palast gefangen, und dann kommen
wir ins Haus zurück, und du mußt eine ziemlich nackte, rothaarige Biene in den
Armen ins Auto tragen. Ich bin überzeugt, daß dein plötzliches Interesse an
dieser Carmen Diaz — oder Sadie Green, wie sie nun heißen mag — nicht etwa
darauf beruht, daß sie sich überraschend als deine unverheiratete Tante aus
Denver entpuppte ?«
Langsam kam Sadie zu sich. »Wo
bin ich ?« stöhnte sie.
»Und so eine passende
Redewendung«, höhnte Tess weiter. »Wie aus einem Drehbuch. Wirklich Andy, du
hast einen großartigen Fang gemacht .«
»He«, schrie Sadie, plötzlich
völlig bei Bewußtsein . »Du hast mich geschlagen !«
»Du wolltest Streit«, erklärte
ich ihr, »und dazu hatte ich leider keine Zeit mehr .«
»Du hast die ganze Zeit gewußt,
wo meine Sachen sind«, geiferte sie, »du... du...«
»Die Kleider sind hier in
deinem Koffer«, beschwichtigte ich sie. »Wir werden in fünf Minuten an Bord
einer Dschunke gehen und nach Makao fahren. Ich würde
also vorschlagen, du machst deinen Koffer auf und ziehst dir etwas an. Im Hafen
weht eine frische Brise .«
»Weshalb so plötzlich nach Makao ?« fragte sie störrisch.
»Wir hatten mit Mao und seiner
Leibgarde eine Meinungsverschiedenheit. Wir sitzen auf einem Pulverfaß , Schätzchen. Kannst du mir folgen ?«
»Ich an deiner Stelle, meine
Süße«, mischte Tess sich schmeichelnd ein, »würde tun, was Andy sagt. Zieh
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