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Adler schießen nicht

Adler schießen nicht

Titel: Adler schießen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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dir
etwas an. Nicht nur, daß du dann nicht frierst, auch deine Figur wäre endlich
kaschiert. Du erinnert mich in diesem Aufzug an einen Wackelpudding .«
    »Wir haben schon genug Ärger,
ohne daß ihr euch auch noch in die Haare kriegt«, knirschte ich. »Also hört auf
mit dem Blödsinn !«
    Der Wagen verlangsamte das
Tempo, als wir in Aberdeen ankamen und zur Werft fuhren.
    »Können wir sofort auslaufen ?« fragte ich.
    »Klar, Boss«, versicherte mir
Charlie.
    »Wir müssen den Wagen
hierlassen. Ich habe zwar das unschöne Gefühl, Subinspektor Cross würde sich
für das zerschlagene Rückfenster interessieren, aber das kann ich leider im
Moment nicht ändern .«
    Der Wagen hielt. Ich bat
Charlie, die Mädchen aufs Boot zu begleiten, und versprach, in ein paar Minuten
nachzukommen.
    Sadie, die sich rasch einen
Pullover und einen Rock übergezogen hatte, wollte Schwierigkeiten machen, aber
Charlie bugsierte sie mit sanfter Gewalt in Richtung Dschunke.
    Ich kletterte inzwischen auf
den Rücksitz, nahm die restlichen acht Dynamitpatronen und verteilte sie in
meinen Smokingtaschen . Dann wickelte ich eine Decke
um die Breda, nahm sie unter den Arm und folgte den anderen an Bord.
    Eine Gruppe von Fischern mit
ihren Familien stand neugierig herum und wollte sich das Schauspiel, wie zwei
weiße Frauen bei Nacht in eine Dschunke stiegen, nicht entgehen lassen. Unsere
Abreise würde genauso geheim bleiben wie die Ankunft eines berühmten
Hollywoodstars.
    Na ja, dachte ich, egal. Mao
würde unsere Spur so oder so aufzunehmen wissen.
    Einige Chinesen deuteten auf
meinen Smoking und begannen zu kichern. In China sind helle Farben für
Begräbnisse und sonstige traurige Ereignisse vorbehalten, während gedeckte
Farben, hauptsächlich Schwarz, bei freudigen Anlässen getragen werden. Die
Leute glaubten sicher, ich hätte beide Mädchen geheiratet. Ein höllischer
Gedanke!
    Ich ging an Bord und befahl
Charlie, den Motor anzuwerfen und in der Mitte des Kanals den Hafen
hinunterzusteuern.
    Es klappte alles wie am
Schnürchen, und ich konnte getrost unter Deck verschwinden, um in meinem
Geheimfach nicht nur die Breda, sondern auch die restlichen Stangen Dynamit zu
verstauen. Mit einem liebevollen Blick streifte ich dabei die .38er Luger, die
dazugehörige Munition und die Patronen für die .32er Mauser, die ich in meiner
Hüfttasche trug.
    Ich verrammelte mein Versteck
und ging zurück an Deck.
    Charlie saß am Heck, eine Hand
am Ruder. Die Maschine tuckerte leise, zusammen mit den plätschernden Wellen
ein angenehm beruhigendes Geräusch. Ich sah hinauf zum Viktoria Peak, auf die
unzähligen Lichter an seinem Fuß, und dachte daran, was wohl in diesem Moment
in Maos Palast geschah.
    Die Mädchen standen am Bug und
blickten über das Wasser zum Ufer. Ich ging zu ihnen. Mit leicht schwankender
Stimme sagte Sadie: »Ich vertrage Seereisen so schlecht. Ich werde bestimmt
krank .«
    »Da drüben liegt die Decke, die
ich aus dem Wagen mitgebracht habe. Wickle dich ein und versuche, ein wenig zu
schlafen .«
    »Probieren kann ich es ja«,
erwiderte sie kläglich.
    Sie ging hinunter. Ich holte
meine Zigaretten hervor und bot Tess eine an. Dann gab ich ihr und mir Feuer.
    »Und jetzt«, meinte Tess kühl,
»könntest du mir vielleicht den ganzen Spuk erklären .«
    Ich berichtete ihr alles, was
während ihrer Abwesenheit passiert war. Sie war mit ihrer Zigarette zur
gleichen Zeit fertig wie ich mit meiner Geschichte.
    »Was hast du vor ?« fragte sie.
    »Solange du in Maos Gewalt
warst«, erwiderte ich, »waren mir die Hände gebunden. Aber jetzt ist das
anders. Wir fahren nach Makao und werden uns Carmen
und Mathis so lange vorknöpfen, bis wir erfahren haben, was diesen verdammten
Adler so wertvoll macht. Danach sehen wir weiter .«
    »Und was wird aus von Nagel und
unserem Aschenputtel da unten ?«
    »Im Augenblick arbeiten wir mit
ihnen zusammen«, erklärte ich. »Wie lange, weiß ich selbst noch nicht. Sicher
wird von Nagel versuchen, mich in irgendeiner Form aufs Kreuz zu legen. Wir
müssen auf der Hut bleiben. Alles kommt darauf an, was Mao unternimmt. Er wird
in Kürze wissen, daß wir Hongkong verlassen haben und auf dem Wege nach Makao sind. Dann wird er uns wahrscheinlich ein paar seiner
Meuchelmörder hinterherjagen. Also haben wir nicht viel Zeit .«
    »Und was ist mit den
Brillanten, die du gestohlen haben sollst ?«
    »Davon weiß ich überhaupt
nichts«, antwortete ich ehrlich. »Aber ich habe das Gefühl, als müßte

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