Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Adler schießen nicht

Adler schießen nicht

Titel: Adler schießen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
das für ein Mischmasch ist. Kommerziell gesehen,
kann Makao von unserem Standpunkt aus in zwei
Kategorien eingeteilt werden: in die Männer, die mit legalisierten Spielhöllen
ihr Geld machen, und die andere Gruppe, deren Kies aus Opiumhandel stammt .«
    »Wie du das erzählst«,
schwärmte sie. »Es hört sich richtig charmant an .«
    »Charmant ist genau der
richtige Ausdruck«, stimmte ich zu. »Die vielen drittklassigen Bars in Hongkong
sind Kulturzentren, verglichen mit den Kaschemmen, wie sie Mathis zum Beispiel
hier in Makao führt .«
    Bereits nach zehn Minuten
erreichten wir Makao und kurz darauf das
Vergnügungsviertel. Links und rechts der breiten Straßen waren die Spielsalons
wie Perlen aufgereiht. Um diese Zeit war noch nicht viel los, der richtige
Trubel setzte erst gegen drei Uhr morgens ein.
    »Was soll ich von Nagel sagen,
wenn ich ihn sehe ?« fragte Tess.
    »Erzähle ihm, daß Mao hinter
uns her ist, daß wir schnell aus Hongkong verschwinden mußten, daß wir Sadie
bei uns haben und daß ich draußen warte .«
    »Ist das alles ?«
    »Fürs erste ja. Alles andere
möchte ich selbst mit ihm besprechen .«
    Sie sah einen Moment zu mir
auf, dann schüttelte sie stumm den Kopf.
    »Weshalb bist du so
pessimistisch ?«
    »Ich habe mir gerade überlegt,
Andy, was du tun wirst«, antwortete sie zaghaft. »Nach dem Krawall in Maos
Palast sitzen wir doch ziemlich tief in der Tinte, oder nicht ?«
    »Du bist tatsächlich ein Genie,
Kindchen«, staunte ich. »Aber laß dich nicht unterkriegen. Wir haben nichts zu
befürchten .«
    »Ich lasse mich nicht
unterkriegen, ich bin bereits krank vor Angst«, antwortete sie.
    »Das ist reine
Zeitverschwendung und hat keine Zukunft«, belehrte ich sie.
    »Keine Zukunft«, wiederholte
sie grimmig, »das kannst du ruhig laut sagen. Manchmal überlege ich mir
wirklich, warum ich mich je mit dir eingelassen habe .«
    »Du weißt eben, daß ich ein
Held im Bett bin«, versetzte ich eitel.
    Ihr Lachen klang hysterisch.
»Hat Sadie Green das behauptet ?«
    »Da drüben ist Mathis’ Bar«,
sagte ich, dankbar für die Unterbrechung. »Ich warte hier. Und sprich nicht
wieder jeden Mann an, hörst du ?«
    »Keine Bange«, versetzte sie
entschlossen. »Meine Abenteuerlust ist vorerst gestillt. Ich werde nach
Nebraska zurückfahren, einen Bankbeamten heiraten und viele kleine Bankjunioren
kriegen .«
    Entschlossen betrat sie den
Klub, und ich drückte mich in eine dunkle Türnische.
    Nach einer Viertelstunde begann
ich nervös zu werden. Eigentlich hätte sie längst wieder zurück sein müssen.
    Nach einer letzten
Zigaretten-Galgenfrist gab ich mir einen Ruck, überquerte die Straße und betrat
das Lokal.
    Rauchschwaden waren im ersten
Moment das einzige, was ich sehen konnte. Meine Augen mußten sich erst an
diesen Qualm gewöhnen. Auf der Bühne hopste ein Mädchen herum und bemühte sich,
mit einem billigen Striptease Aufmerksamkeit zu schinden. Aber außer einem
glatzköpfigen Greis, dem sie ihren Büstenhalter zugeworfen hatte, verzog kein
Mensch eine Miene.
    Ich erinnerte mich, daß Mathis’
Büro gleich hinter der Bar lag. Mit raschen Schritten durchquerte ich das
Lokal, ging durch einen mit Vorhängen abgetrennten Bogen in einen kleinen
Korridor, der an der Küche vorbeiführte.
    Vor Mathis’ Büro machte ich
halt und holte die Mauser aus der Tasche. Dann erst stieß ich die Tür weit auf.
    Mathis war da. Er saß hinter
seinem Schreibtisch, sah zu mir auf und lächelte. »Hallo, Andy«, rief er gut
gelaunt. »Kommen Sie doch herein .«
    »Ich suche ein Mädchen«, sagte
ich vorsichtig und stieß die Tür mit dem Absatz zu. »Eine Blondine namens Tess
Donovan. Sie kam vor ungefähr einer halben Stunde in Ihren Klub .«
    »Vielleicht hat sie den
Hinterausgang benutzt«, antwortete er scheinheilig. »Wir haben nämlich einen .«
    Ich machte einen weiteren
Schritt auf seinen Schreibtisch zu. »Sie und Ihre niedliche kleine Carmen haben
mir eine Menge Ärger gemacht. Abgesehen davon, daß ich einen Todfeind mehr auf
der Welt habe — und gerade auf Mao hätte ich dabei gern verzichtet — , haben
Sie mir meinen Adler geklaut und gegen eine billige Imitation vertauscht. Ihr
Tod, Simon Mathis, würde mich keine einzige Sekunde reuen .«
    »Und ich dachte, Sie wären an
einer Blondine interessiert ?« konterte er. » Statt dessen haben Sie Mordgedanken .«
    »Reden Sie nicht um den heißen
Brei herum«, herrschte ich ihn an. »Ich zähle genau bis fünf. Bis dahin können
Sie

Weitere Kostenlose Bücher