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Admiral Bolithos Erbe

Admiral Bolithos Erbe

Titel: Admiral Bolithos Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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auseinander,
Sir

    Stirling grinste. »Hab’s kapiert, Allday. Und danke!«
    Allday sah ihm seufzend nach, als er wieder in die Achterkajüte ging. Ein netter Junge, dachte er. Aber wenn er erst zum Leutnant befördert wurde, änderte sich das bestimmt. Er sah sich im halbdunklen Zwischendeck um, wo die Kanonen in Ruhestellung hinter jeder geschlossenen Stückpforte zu lauern schienen, wartend wie alle ihre Artgenossen im Geschwader. Stirling war erst vierzehn, überlegte Allday. Was, zum Teufel, hatte er auf einem Kriegsschiff zu suchen, das demnächst ins Gefecht segeln mußte? Und überhaupt: Was sollten sie alle hier?
    Allday schüttelte sich. Seine Stimmung wurde immer schlechter statt besser. Stirling dagegen war bester Laune, trotz seiner Verletzung – oder vielleicht gerade deswegen. Aber der hatte auch keine Ahnung, wie es war, wenn um die Kanonen hier pulvergeschwärzte, brüllende Männer tobten wie Teufel ums Höllenfeuer, wenn der Befehl lautete: laden, feuern, laden – kurz, um jeden Preis, auch den des eigenen Lebens, das Feuer aufrechterhalten!
    Wieder fiel ihm der vom Blutrausch gepackte Seesoldat ein, der ihn im Orlopdeck der
Ceres
um ein Haar mit seinem Bajonett durchbohrt hätte.
    Vielleicht stand ja wirklich ein Friedensschluß bevor, und dieses Gefecht war für sie alle das letzte.
    Ein Sergeant der Seesoldaten stapfte aus dem Schatten und spähte zu Allday hinüber. »Wie wär’s mit einem Schluck?«
    »Warum nicht?«
    Durch die muffigen Schiffsgerüche und den feineren Duft nach Jamaika-Rum kletterten sie ins nächste Deck hinunter. Vielleicht war es auf
Odi
n
doch nicht so übel, dachte Allday.
    Die Sergeanten und Korporale hausten in einem abgeschotteten Teil des unteren Batteriedecks. Sie begrüßten Allday gut gelaunt, und bald saß er an ihrem Messetisch, einen Becher Rum vor sich.
    Ein Sergeant ergriff das Wort: »Also, Kamerad, du bist doch der Bootsführer des Konteradmirals und solltest wissen, was morgen geplant ist.«
    Allday lehnte sich gegen die Wand und machte eine weitausholende Geste. »Tja, ich und der Admiral, wir fangen normalerweise damit an…«
    Bis zum Abend hatten
Odi
n
und
Phalarope
,
die sich in Luv gut freihielt, den Rest des Geschwaders außer Sicht verloren.
    In der großen Achterkajüte war der Tisch auf seine volle Länge ausgezogen und mit den besten Gläsern und Silberbestecken beladen. Unter den lebhaft diskutierenden Offizieren saß Kapitän Inch und strahlte vor Stolz. Bolitho saß am Kopf der Tafel und ließ sich von Gesprächen und Spaßworten umbranden; fast pausenlos wurden die Gläser gefüllt und zu markigen Trinksprüchen wieder geleert. Unauffällig musterte er die Offiziere des Schiffes. Die me isten waren blutjung, und wie Allday dachte auch er an die schreckliche Verwandlung, die dem von Fröhlichkeit erfüllten Raum bevorstand, wenn das Schiff gefechtsklar gemacht wurde. Er erinnerte sich an die einzelnen Namen und ordnete sie den Gesichtern in der Runde zu: Söhne, Verlobte, aber kaum ein Ehemann. Das übliche Offizierskorps eines Linienschiffes.
    Bald mußten sie kämpfen und vor allem siegen.
    Ein junger Leutnant rief gerade: »Ja, diesmal heirate ich wirklich, sowie ich erst zu Hause bin.« Ironisches Gelächter erscholl, und er hob beschwichtigend die Hand. »Nein, diesmal ist es mir ernst damit!« Dann wandte er sich um und sah Bolitho an; vom Wein oder dem bevorstehenden Kampf beflügelt fragte er: »Mit Verlaub, Sir, sind Sie verheiratet?«
    Bolitho lächelte. »So wie Sie, Mr. Travers, werde ich Hochzeit halten, wenn unser Anker erst wieder im Plymouth-Sund gefallen ist.«
    »Danke, Sir.« Plötzlich nervös geworden, setzte der Leutnant hinzu: »Ich dachte einen Augenblick…«
    »Ich weiß, was Sie dachten.« Plötzlich war er froh, daß ihm der Name des jungen Offiziers noch rechtzeitig eingefallen war. »So eine bevorstehende Heirat gibt dem Leben einen neuen Wert, nicht wahr?«
    Travers senkte den Blick. »Ich fürchte nicht um mein Leben, Sir.«
    »Auch das weiß ich. Aber denken Sie daran, daß Sie nun aus doppelt gutem Grunde kämpfen, dann können Sie gar nicht verlieren.«
    Als jüngster Gast saß Midshipman George Stirling aus Winchester ganz unten am Tisch, lauschte fasziniert und genoß den Abend über alle Maßen. Im Geiste schrieb er einen langen Bericht darüber an seine Mutter: ›Liebste Mama – heute abend halten wir auf die französische Küste zu. Ich speise mit Konteradmiral Richard Bolitho…‹ Insgeheim

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