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Admiral Bolithos Erbe

Admiral Bolithos Erbe

Titel: Admiral Bolithos Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Schlüssel knirschend im Schloß, und der Türflügel schwang langsam nach innen auf. Mit einem ungeduldigen Ausruf trat der Neuankömmling hastig ins windgeschützte Innere.
    Dann ging alles blitzschnell, und doch kam es Browne so vor, als dehnten sich die Sekunden zu einer Ewigkeit. Der Fremde – ein französischer Matrose – stand erstarrt mit offenem Mund da und stierte den Halbkreis geduckter Figuren an, der ihn umgab. Searle hatte seinen Säbel gezogen, Jones hielt die Muskete, zum Zuschlagen bereit, hoch über seinen Kopf.
    Plötzlich ein wirres Durcheinander: Mit einem Aufschrei fuhr der Franzose zur Tür herum, während Jones den Kolben seiner Muskete auf ihn niedersausen ließ. Aber keiner hatte an die Blutlache gedacht, die sich am Fuß der Treppe, wo der erste Matrose abgeschlachtet worden war, gesammelt hatte. Jones schrie entsetzt auf, als die Füße unter ihm wegrutschten; in weitem Bogen flog die Muskete aus seinen Fäusten, ein Schuß löste sich und knallte in dem engen Raum betäubend laut. Die Kugel traf Jones ins Gesicht und fuhr danach splitternd in die Steinmauer.
    Searle brüllte: »Aufhalten den Mann, ihr Narren!«
    Wie der Blitz stürzte Cooper die Außentreppe hinab, und gleich danach hörten sie draußen einen entsetzlichen Schrei, der aber sofort erstickt wurde.
    Schweratmend kehrte Cooper in den Turm zurück, das blutige Entermesser noch in der Faust. »Es kommen mehr von den Kerls, Sir«, keuchte er.
    Jones wälzte sich auf dem Boden, sein Blut mischte sich mit dem des französischen Matrosen.
    Scharf befahl Browne: »Kümmert euch um ihn!« Und zu Searle gewandt, setzte er gepreßt hinzu: »Wir müssen hier schleunigst verschwinden!«
    Searle hatte seine äußerliche Ruhe wiedergefunden. »Harding, mach weiter mit den Lunten«, befahl er.
    Der Sprengmeister warf einen schiefen Blick auf seinen Kameraden. »Und das alles in einer Kirche«, murrte er heiser. »Es ist nicht recht, Sir.«
    Searles rechte Hand hielt plötzlich eine Pistole. »Gib acht, wie du mit mir redest, du abergläubisches altes Weib«, sagte er kalt.
    »Ich sorge dafür, daß du einen gestreiften Rücken kriegst, wenn wir wieder an Bord sind, verlaß dich drauf!«
    Von draußen hämmerten Fäuste und Fußtritte gegen die Tür, und Browne warnte: »Weg mit euch, Jungs.« Er hatte kaum ausgesprochen, da knallte ein Schuß, eine Kugel schlug in die dicken Türbohlen, und ein Chor von aufgeregten Stimmen brandete gegen die Außenmauern, als seien die Toten aus den Gräbern gekrochen und schrien nach Rache.
    Cooper sagte: »Auf der anderen Seite ist noch eine Tür, Sir. Aber sehr eng. Wahrscheinlich nur ‘ne Ladeluke für Holz und Kohle.«
    »Das sehe ich mir an. Komm mit und zeig sie mir, Cooper.« Searle sah warnend zu Browne hinüber. »Behalten Sie die Leute im Auge, Oliver. Wenn sie glauben, daß es ihnen an den Kragen geht, werden sie davonrennen.«
    Damit verschwand er zwischen zwei abgewetzten Säulen nach hinten, und Browne hörte nur noch seine Stiefel auf die Steine knallen wie bei der Parade.
    Vor der Kirche war jetzt alles still; Browne konnte Harding unregelmäßig atmen hören, während dieser seine Lunten zurechtschnitt, und ab und zu scharrte ein Fuß auf der Leiter über ihm, wo die Seeleute ihre Sprengladungen feststopften.
    Flüsternd fragte Harding: »Was die da draußen jetzt wohl machen, Sir?« Er blickte dabei aber nicht hoch, sondern arbeitete weiter, und seine vernarbten, schwieligen Pranken bewegten sich so vorsichtig wie Chirurgenhände.
    Browne schätzte, daß von den französischen Seeleuten oder Wachsoldaten einige davongeeilt waren, um die Kürassiere zu alarmieren. Die konnten nicht lange brauchen, bis sie eintrafen. Wieder dachte er an die schwarzen Federbüsche und die langen Säbel, an die Drohung, die von den Kürassieren ausging, selbst damals, als er sie nur von fern gesehen hatte.
    Aber laut antwortete er: »Sie warten ab, was wir vorhaben. Schließlich können sie ja nicht wissen, wer wir sind oder woher wir kommen.«
    Jones stöhnte wie ein Tier, und Browne kniete sich neben ihn. Die Musketenkugel hatte ein Auge weggerissen und einen daumengroßen Knochensplitter aus der Stirn. Der Seemann namens Nicholl drückte einen Fetzen auf die schreckliche Wunde, aber selbst in dem schwachen Licht konnte Browne erkennen, daß der Sprengmeister im Sterben lag.
    »Es ist aus mit mir«, flüsterte Jones. »Wie konnte mir das nur passieren?«
    »Ruhen Sie sich aus, Jones. Bald geht’s Ihnen

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