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Admiral Bolithos Erbe

Admiral Bolithos Erbe

Titel: Admiral Bolithos Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Kommandanten wartete Bolitho immer noch ungeduldig auf neue Nachrichten. Ihm kam es so vor, als hätte die Welt jenseits von
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ihn vergessen oder schon abgeschrieben.
    Die beiden anderen Fregatten hatte er absichtlich nach Belle Ile geschickt, damit sie die Insel und ihre Zufahrten für alle sichtbar kontrollierten. So mußten die Franzosen glauben, die Blockade sei in vollem Umfang aufrechterhalten. Und während
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im Süden auf einem Dreieckskurs mit jeweils zwanzig Meilen langen Seiten langsam hin und her kreuzte, hielt die kleine Brigg Verbindung zwischen den drei Schiffen.
    Die Untätigkeit machte Bolitho fast verrückt; nur mit Mühe hielt er sich zurück, wenn er bei jedem Ruf aus dem Ausguck oder bei jeder ungewohnten Unruhe draußen an Deck stürzen wollte. Auch das Wetter war keine große Hilfe. Der Wind war abgeflaut und nur noch eine schwache Brise, die kaum die blaugraue Oberfläche des Golfs kräuselte. Die Mannschaft hatte sich an die Gegenwart ihres Admirals gewöhnt und wurde allmählich nachlässig und schnodderig. Es gab gelegentlich Seeleute, die über dem Spleißen und Betakeln, dem Polieren und Nähen sich ein schnelles Nickerchen erlaubten, und manche enterten nur auf, um oben an einem sicheren Platz ungestörter schlafen zu können.
    Bolitho war es nicht entgangen, daß weder Neale noch Browne die ausbleibende Unterstützung erwähnten, die sie aus dem Süden oder dem Norden längst hätte erreichen sollen. Beauchamps Befehle hätten inzwischen in Aktionen umgesetzt werden müssen, selbst aus Gibraltar hätten die versprochenen Mörserboote längst eintreffen sollen, deren Hilfe er so dringend benötigte. Wenn Browne schwieg, dann bedeutete das, daß er und nicht sein Konteradmiral recht behielt: Sie hatten keine Unterstützung mehr zu erwarten, denn Beauchamps sorgfältig ausgearbeiteter Einsatzplan blieb offenbar absichtlich in irgendeiner Stahlkassette der Admiralität liegen, bis man ihn unbeschadet vergessen konnte.
    Allday betrat die Kajüte und nahm Bolithos Säbel von der Wand, um ihn wie jeden Tag zu polieren. Zögernd blieb er stehen, während seine mächtige Gestalt leicht mit den Bewegungen des Schiffes hin und her schwankte.
    »Die Brigg könnte auch aufgehalten worden sein, Sir«, sagte er schließlich. »Sie hat den Wind von vorn, und es braucht Zeit, durch den Kanal zu kreuzen. Ich weiß noch, als wir…«
    Bolitho schüttelte den Kopf. »Jetzt nicht mehr. Ich weiß, du meinst es gut, aber sie hatte viele Tage Zeitreserve, selbst bei schlechtestem Wetter. Diese Kuriere verstehen ihr Handwerk.«
    Allday seufzte. »Trotzdem brauchen Sie sich keine Vorwürfe zu machen, Sir.« Er wartete ab, ob Bolitho ihm diese Bemerkung verübeln würde. »Seit Tagen kommen Sie mir vor wie ein Falke an der Fessel, der fliegen will, aber nicht kann.«
    Bolitho ließ sich auf die Bank unter den Heckfenstern sinken. Seltsam, daß er mit seinem vierschrötigen Bootsführer über so vieles sprechen konnte, was er Neale oder seinen anderen Offizi eren gegenüber niemals auch nur angedeutet hätte. Es hätte auf sie gewirkt wie Schwäche oder Unsicherheit – beides Eigenschaften, die den Ausschlag gaben, wenn die Luft voll Eisen war und Mut so nötig wie nie zuvor.
    Vielleicht hatte Allday ja recht gehabt, und dieser neue Auftrag war zu früh gekommen nach der kräftezehrenden Ostsee. Schließlich mußte Allday das besser wissen als alle anderen, denn er hatte ihn auf seinen Armen davongetragen, als seine Wunde wieder aufgebrochen und er fast daran gestorben war.
    Also fragte er nur: »Und was tut dein gefesselter Falke, Allday?« Allday hob den alten Säbel vor die Augen und ließ die Sonnenreflexe darauf spielen, bis die Schneide wie ein Goldfaden glänzte.
    »Er wartet auf den richtigen Moment, Sir. Wenn sein Los die Freiheit ist, dann wird er sie auch irgendwann gewinnen.«
    Beide blickten zur Decke, überrascht vom Ruf des Ausgucks, dessen Stimme durch das offene Skylight zu ihnen herunterdrang: »An Deck! Segel Backbord achteraus!«
    Schritte polterten über die Decksplanken, und eine andere Stimme bellte: »Verständigen Sie den Kommandanten, Mr. Manning! Mr. Kilburne, entern Sie auf, aber blitzartig!«
    Bolitho und Allday wechselten Blicke. Jetzt kam das, was Bolitho am meisten haßte: warten, untätig bleiben, statt an Deck zu stürzen zu den anderen und sich selbst ein Bild zu machen. Aber nein, der Kommandant war Neale.
    Stimmen erklangen auf dem Achterdeck, blieben jetzt aber

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