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Admiral Bolithos Erbe

Admiral Bolithos Erbe

Titel: Admiral Bolithos Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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schlugen die Riemen, um das Boot in Fahrt zu bringen.
    Sowie sie aus dem Windschatten der Steilküste kamen, wurde die Fahrt zu einer Art Ritt auf dem Delphin. Das Boot hob sich und fiel schwindelerregend, die Mannschaft kämpfte – vom Bootssteurer an der Pinne zum äußersten getrieben – verzweifelt gegen Wind und Seegang an. Es war eine rauhe Nacht, die bald noch rauher werden mußte. Darüber war sich Bolitho klar. Er dachte an Neale, der hoffentlich in der vertrauteren Umgebung an Bord eines Schiffes, auch wenn es ein französisches war, inzwischen etwas mehr Ruhe gefunden hatte. Überhaupt war jetzt alles anders; es roch nach Teer und Rum, nach Salz und dem Schweiß der Seeleute, die mit ihrem Feind von altersher rangen, der See.
    Also
Ceres
.
Den Namen hatte er schon irgendwo gehört. Sie mußte eine der Fregatten sein, die als Blockadebrecher und Kuriere zwischen den französischen Flotten eingesetzt waren. Wenn die Franzosen erst die Kette der optischen Telegraphen weiter ausgebaut hatten, mußte der Dienst für diese Fregatten etwas leichter werden.
    Browne griff nach seinem Arm, er blickte auf und sah den Umriß des französischen Schiffes vor und über sich in der Dunkelheit aufragen; um Steven und Ankertrosse kochte die See, als sei die Fregatte soeben erst aus der Tiefe emporgetaucht.
    Nach drei vergeblichen Versuchen bekam der Buggast die Rüsten zu packen, das Fallreep schwang heran, und Bolitho sprang um sein Leben, ehe das Boot wieder unter seinen Füßen in das nächste tiefe Wellental absacken konnte; Browne folgte ihm ebenso.
    Naß bis auf die Haut erreichten sie das Deck; die tropfenden Bootsmäntel, von denen Knöpfe und Rangabzeichen längst abgerissen waren, hingen ihnen von den Schultern wie die Lumpen einer Vogelscheuche.
    Bolitho spürte an Bord drängende Eile und das Bestreben, möglichst schnell Segel zu setzen. Deshalb vermerkte er mit Respekt, daß der französische Kommandant, den man über den Dienstrang seines Gefangenen sicherlich informiert hatte, sich die Zeit nahm, sie an der Schanzkleidpforte zu empfangen.
    Aber auch das ging vorbei, und dann wurde Bolitho über Niedergänge und unter niedrigen Balkendecken hindurch nach unten in eine Welt geführt, die ihm nur allzu vertraut war.
    Unter Deck wirkten die Schiffsbewegungen noch heftiger. Er glaubte zu spüren, wie die Fregatte an ihrer Ankertrosse zerrte, um endlich der gefährlichen Umarmung des Landes zu entkommen und die Sicherheit der offenen See zu gewinnen.
    Als sie den letzten Niedergang ins Orlopdeck hinunterkletterten, hörte Bolitho das Gangspill oben klicken und vom Sturm halb verwehte Befehle, die das Ankerlichten und Segelsetzen begleiteten.
    Im Halbdunkel eilten gebückte Gestalten an ihnen vorbei; Bolitho erkannte dunkle Flecken auf den Decksplanken, die nur von Blut herrühren konnten. Kein frisches Blut, aber zu tief ins Holz eingesickert, um jetzt noch abgeschrubbt zu werden. Wie immer im Orlopdeck, dachte er grimmig. Hier im Lazarett des Schiffes arbeiteten Feldscher und Arzt, so gut sie konnten, während über ihren Köpfen die Kanonen brüllten und der Strom ihrer Opfer nicht abriß, die – auf rohen Holztischen festgebunden – auf die Säge oder das Wasser warteten.
    Auf einer Koje zwischen den mächtigen Spanten erkannte Bolitho den verwundeten Neale; daneben erhob sich Allday, um ihn so erleichtert zu begrüßen, als sei ihr Wiedersehen das einzige, was für ihn auf dieser Welt noch zählte.
    Mit den Worten: »Das ist die
Ceres
,
Sir, mit zweiunddreißig Geschützen«, empfing ihn Allday und führte sie alle zu einer Reihe alter Seekisten, die er mit Persenningen abgedeckt hatte, damit sie bequemer daraufsitzen konnten. Er fuhr fort: »Vor einiger Zeit geriet sie mit einem unserer Patrouillenschiffe aneinander. Der Koch hat mir von dem Gefecht erzählt.« Er grinste. »Ein Ire. Auf jeden Fall ist sie unterwegs nach Lorient.« Mit schräg gelegtem Kopf lauschte er auf Wind und See, die draußen gegen die Bordwand anstürmten. »Außerdem sind sie seither unterbemannt. Hoffentlich stranden sie, diese Hunde!«
    »Wie geht es Kapitän Neale?«
    Allday wurde wieder ernst. »Manchmal glaubt er, wieder auf der alten
Sty
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zu sein. Dann gibt er dauernd Befehle. Aber sonst verhält er sich ruhig.«
    Mehr Geschrei oben an Deck und dann ein scharfes Überholen des Schiffes. Bolitho ließ sich auf einer Seekiste nieder und stützte sich mit dem Rücken gegen die Bordwand, als der Anker jetzt ausgebrochen wurde

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