Adolescentia Aeterna - Die Entdeckung der Ewigen Jugend
aus einer anderen Generation. Ich bin in dem Glauben aufgewachsen, dass wir Männer uns von Frauen nehmen können, was wir wollen. Vielleicht solltest du einmal Ovids ‚Liebeskunst‘ lesen, um mich besser zu verstehen. … Aber das soll keine Entschuldigung sein.“
Eva runzelte die Stirn. Wieder einmal bezog er jeden Vorwurf auf sich. Diese nervige Angewohnheit machte sich au ch bei Lob bemerkbar. „Natürlich bin ich sauer auf dich. Gleichzeitig bin ich wütend auf mich selbst und die ganze Situation. Die Regeln unserer … Beziehung sind mir fremd. Ich mache ständig Fehler …“
„Suchst du etwa die Schuld für unseren Streit bei dir?“ , erkundigte er sich mit verblüffter Stimme.
„Zum Teil.“
„Dann glaubst du an Adolescentia Aeterna ?“
„ Ich glaube an dich. … Ich habe nicht in Betracht gezogen, dass ich beim Fertigstellen meiner Dissertation zu lange brauche. Dass du aufgrund deiner Überzeugungen ohne Sex keine zwei Wochen durchhältst. Und ich habe zugelassen, dass ich deine … Eskapade persönlich nehme.“
Sie hatten das Lokal durchquert und waren im Hinterzimmer angelangt. Ohne die Anwesenheit der Mitglieder der Bruderschaft wirkte der Raum leer und kalt.
„Wenn ich dir genug vertraut hätte, hätte das vermutlich kein Problem dargestellt.“
„Ich weiß nicht, ob ich dieses Hin und Her und diese Unsicherheiten noch länger durchhalte“, gab sie zu bedenken. Sie ging durch den Raum und strich mit den Fingern über das weiche, schwarze Leder.
Sein Gesicht erstarrte. „Es wird keine Unklarheiten mehr geben.“
„Ich weiß nicht. … Die Tatsache, dass es dir nach zwei Wochen … ohne Sex … so schlecht gegangen ist, verunsichert mich.“ Sie war besorgt, dass er so sehr an diesen Unsinn glaubte, dass sein Körper darauf reagierte.
„Wobei …“ Mit gerunzelter Stirn wandte sie sich zu ihm. „So fertig wie Marianne erzählt hat, wirkst du gar nicht. Dein Gesicht ist nicht so eingefallen, deine Haut nicht so fahl. Hat der Sex mit der Frau gereicht? Oder waren da noch mehr?“ Der Gedanke schmerzte.
„Nein. Ich habe auch nicht mit der Frau geschlafen, mit der du mich … erwischt hast. Ich konnte es nicht. Das erste Mal in meinem Leben habe ich einen Schluck von der Flüssigkeit aus der Phiole nehmen müssen.“
„Das erste Mal?“ , fragte sie verblüfft nach.
„Ich musste es ausprobieren, um überhaupt in der Lage zu sein, einen Hauch von Erregung zu verspüren.“
Wenn man in Betracht zog, dass er trotz Hilfe dabei versagt hatte, sich an ihr zu rächen, konnte sie über das Nichtwirken Der Macht nicht schockiert sein. Die Befriedigung hielt sich dennoch in Grenzen. „Du hattest all die Jahre, die Jahrhunderte, Jahrtausende niemals Probleme … im Bett?“
Ihre Neugierde schien ihn zu amüsieren. „Nein. Wenn ich das Gefühl hatte, den Sex zu brauchen, lief mein Motor sofort auf Hochtouren. Die Macht hat die Kontrolle übernommen. Wenn sich mir unerwarteter Weise zu einem … ruhigen Zeitpunkt im Kreislauf Der Macht eine Gelegenheit geboten hat, die … nicht hundertprozentig meinem Interesse entsprach, habe ich schon mal ausgesetzt. Freiwillig.“
Interessant, aber nicht das Thema, das sie besprechen sollten. „Also kein Sex mit dem großbusigen Miststück. Bleibt dein Misstrauen.“
„Sollte ich den Verdacht haben, dass du mich mit einer DEINER Freundinnen betrügst, werde ich mit dir reden. Auch bei anderen Gründen, aus denen mein Selbstbewusstsein ins Wanken gerät.“
„Willst du etwa andeuten, ich könnte dein Selbstbewusstsein erschüttern?“ Ihr Erstaunen war nicht gespielt.
„Nur du allein bist dazu in der Lage.“
Das brachte ihre Welt wieder ins Gleichgewicht und schenkte ihr die Kraft für ein Lächeln. Sie nutzte die neu gewonnene Stärke für einen Vorstoß. „Ich habe die Geheimniskrämerei satt. Ich möchte meinen Freundinnen die Wahrheit sagen.“
Er zuckte mit den Schultern. „Natürlich. Wenn du möchtest, werde ich dir dabei helfen.“
„Es müssen ein paar Regeln aufgestellt werden, an die wir beide uns halten.“
„Alles, was du willst.“
Ihre Stirn wurde von Falten verunziert. „Alles?“
„Ich bin wohl kaum in der richtigen Position , um zu verhandeln.“
„So siehst du das? Wie eine Verhandlung?“ Sie spuckte die Worte aus. Nach kurzem Überlegen entschied sie sich für einen Stuhl möglichst weit von Julian entfernt, um sich darauf niederzulassen.
„Das habe ich nicht gemeint“, erwiderte er mit abwehrend
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