Adolescentia Aeterna - Die Entdeckung der Ewigen Jugend
war sie wenigstens noch am Leben, damit Aleksander ihr helfen konnte.
Er streckte sich neben ihr aus, vergrub sein Gesicht in ihrem wundervollen Haar und strich über ihre Wange. Immer und immer wieder. Die Zärtlichkeit sollte sie und ihn beruhigen.
Sie fühlte sich so kalt und wächsern an. Was war nur mit ihr los? Ging es ihr gut? Würde dieser Zustand von alleine verschwinden? Würde sie vielleicht für immer in dieser komaähnlichen Ohnmacht verweilen? Der Gedanke machte ihm Angst.
Warum hatte er nicht besser auf sie achtgegeben?
Wie sollte er ohne ihre menschliche Wärme und überschäumende Lebendigkeit weiterleben? Er drückte ihr einen Kuss auf den Halsansatz.
Und dann entdeckte er ihn.
Einen Fleck an ihrer Schulter. Kein Muttermal. Eher ein Tattoo oder ein Branding. Es handelte sich um eine seltsame Form. Auf den ersten Blick konnte er nicht erkennen, was genau es darstellen sollte.
Mit gerunzelter Stirn drehte er Eva sanft zur Seite, um ihr Schulterblatt besser begutachten zu können. Die Form ergab immer noch keinen Sinn, obwohl er das Gefühl nicht loswerden konnte, dass er es bereits einmal gesehen hatte. Wieder kribbelte sein Nacken.
Das Zeichen war seltsam.
Und Julian hätte schwören können, dass es zuvor noch nicht da gewesen war.
2 8. Kapitel
Schwärze. Beinahe fühlbar in ihrer feuchten, undurchdringlichen Textur.
Trommelschläge. In einer spürbaren Lautstärke, den Magen zum Vibrieren bringend.
Kühle. Die Armhaare aufstellend und das Gesicht wie Nebel befeuchtend.
Eva stützte sich in leicht gebückter Haltung mit den Händen an beiden Seiten des Ganges ab und machte einen zaghaften Schritt nach vorne. Der Boden fühlte sich steinig und uneben unter ihren nackten Füßen an.
Das Blut rauschte in ihren Ohren. Zusammen mit dem rhythmischen Klopfen der Trommeln drohte diese Geräuschkulisse Übelkeit zu erregen. Sie wusste nicht, wo sie sich befand, aber sie musste weiter, damit sie diesem Albtraum entkam.
Fünf zaghafte Schritte vorwärts. Beinahe wäre sie auf ihr bodenlanges Kleid getreten. Handelte es sich überhaupt um ein Kleid?
Dann ein kleines, rotes Licht voraus. Ein Raum! Ein Ausgang! Sie stolperte keuchend darauf zu.
Etwas erwachte in ihr. Es schien aus Der Macht zu resultieren, von der sie hatte kosten dürfen. Es war … pure Kraft.
Je näher sie dem Lichtschein kam, je heller die Umgebung wurde, desto stärker wurde die Macht, die in ihrem Inneren erblühte. Obwohl ihre Fußsohlen schmerzten und vermutlich kleine Schnitte abbekommen hatten, richtete sie sich mit jedem Atemzug weiter auf. Ihre Schritte wurden energievoller. Sie fühlte sich groß und stark. Wichtig.
Nun konnte sie Einzelheiten ihrer Umgebung erkennen. Wände aus roten Ziegeln, gestampfter Lehmboden mit Steinen gespickt, die ihre Fußsohlen verletzt hatten. Es handelte sich offensichtlich um ein altes, unterirdisches Gemäuer.
Wie war sie hierhergekommen?
Was noch rätselhafter erschien: Weshalb trug sie dieses seltsame Gewand? Sie zupfte an dem groben Stoff. Rot. Rau. Alt. Eine Art Umhang. Und darunter schien sie keine Unterwäsche zu tragen.
Dennoch empfand sie plötzlich keine Angst mehr.
Sie schritt vorwärts, vernahm leises Stimmengewirr. Das rote Licht blendete sie, sodass sie noch keine Gegenstände oder Personen im Nebenraum erkennen konnte. Doch sie hatte eine Vorahnung, was auf sie zukam. Sie musste sich beeilen. Man wartete auf sie.
Dann trat sie aus dem Gang. Ihre Augen mussten sich an die plötzliche Helligkeit gewöhnen. Die Anwesenden waren verstummt. Die Lautstärke der Trommelschläge hatte nachgelassen.
In ihre Nase trat der Geruch von Weihrauch oder Kräutern. Hunderte von Kerzen erleuchteten jeden Winkel des Raumes und verstärkten den feierlichen Eindruck. Woher das rote Licht stammte, das sie in das Zimmer geführt hatte, konnte sie nicht feststellen.
Die Umrisse wurden deutlicher.
Die zwanzig Brüder hatten ein Spalier gebildet, das von dem Eingang bis zu einer Art Thron führte, auf dem Julian saß. Auch er trug einen geschlossenen Umhang. Doch seiner war in der Farbe schwarz gehalten. Er lächelte ihr über die Köpfe der anderen zu. Seine Augen ruhten schwarz glühend wie Kohlen auf ihr.
Eva lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf die anderen Mitglieder der Bruderschaft. Die zwanzig Brüder starrten mit reglosen Gesichtern geradeaus und hatten jeder die rechte Hand auf ihr Herz gelegt. Es handelte sich anscheinend um ein Zeichen der Ehrerbietung für Julian.
Es
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