Adolescentia Aeterna - Die Entdeckung der Ewigen Jugend
war ein beeindruckender Anblick, obwohl der erhabene Eindruck durch ein Detail getrübt wurde. So sehr sie sich auch bemühte, darüber hinwegzusehen, konnte sie ihren Bekleidungszustand nicht ignorieren.
Die Männer waren nackt. Splitterfasernackt.
Eva war nicht ganz klar, welche Reaktion von ihr erwartet wurde. Sollte sie zu Julian gehen? Würde er ihr ein Zeichen geben, wenn es die falsche Entscheidung war, damit sie an Ort und Stelle blieb? Käme Julian zu ihr, sobald er so weit war?
Sollte sie die Brüder begutachten? Musste sie die Männer vielleicht sogar beurteilen? Lieber würde sie deren unpassenden Aufzug leugnen. Würde ihr Blick an die Decke als Beleidigung aufgefasst werden?
Sie lauschte auf die Stimme Der Macht , die in ihrem Inneren pulsierte, bis sie wusste, was sie zu tun hatte. Sie drückte den Rücken durch und machte sich auf den Weg durch das Spalier der Brüder.
Julian nickte ihr mit einem leichten Lächeln auf den Lippen zu. Eva hielt seinen Blick fest, während sie langsam, Schritt für Schritt, die Zwanzig passierte. Sie bemerkte unterbewusst, dass einige von ihnen sie begierig anstarrten. Doch sie konzentrierte sich auf Julian.
Noch einmal den rechten Fuß vor den linken setzen, und sie stand vor dem Podest, auf dem der Thron aufgestellt worden war. Jetzt erst bemerkte sie, dass es keine Stufen gab, um zu ihm zu gelangen. Er schien unerreichbar.
Irritiert runzelte sie die Stirn, sah hilfesuchend zu dem Mann neben sich. Als sie eine Sekunde später ihren Kopf wieder zu Julian wandte, war der Höhenunterschied zwischen ihnen plötzlich verschwunden.
Eva wunderte sich nur kurz über diesen Zauber.
Julian streckte die Hand nach ihr aus. Sie nahm an seiner Seite Aufstellung, wusste nicht, wie es weiterging.
Die anderen wirkten mit ihrer Platzierung nicht einverstanden. Leises Gemurmel entstand. Dann trat einer der Männer nach vorne. Drei weitere folgten. Sie griffen nach Julians Oberarm und zogen ihn hoch.
Er wehrte sich, wollte offensichtlich in Evas Nähe bleiben, doch einer der Brü der riss Julians Arme nach hinten und hielt sie in seinem Rücken gefangen, während er ihn in die andere Ecke des Raumes zerrte.
Sie konnte nicht sagen, welcher Bruder Julian wie einen Verbrecher behandelte. Die Gesichter der Anwesenden waren zu einem verschwommen. Sie war nicht in der Lage sie zu unterscheiden. Lediglich Manus, Lukas und Narcissus stachen aus der Masse heraus.
Eva wollte Julian zu Hilfe eilen, was die anderen jedoch nicht zuließen. Man zwang sie, auf dem Thron Platz zu nehmen. Alle Brüder bis auf Julian und seinen Wärter fielen auf die Knie und beugten ihr Haupt.
Warum sollte sie Die Eine werden? Sie wollte nicht tun, was dafür notwendig wäre.
Auch Julian schien diesbezüglich Bedenken zu hegen. „Lasst sie in Ruhe! Eva gehört zu mir! Ihr dürft sie mir nicht wegnehmen! Sie will nicht Die Eine werden!“
Wenn er ihr nicht helfen konnte, wer würde dann für sie eintreten?
Man gab ihr zu trinken. Es musste sich bei der Flüssigkeit um Die Macht handeln, denn sobald der erste Tropfen ihre Zunge berührte, durchdrang Helligkeit ihre Zellen, schenkte ihr Stärke und Zuversicht. Was vor ihr lag, bereitete ihr keine Angst mehr. Sie würde niemals die Opferrolle akzeptieren. Sie würde sich zu nichts zwingen lassen, was sie mit Widerwillen erfüllte.
„Nein!“ , schrie Julian weiter. „Tut ihr … tut mir das nicht an!“ Seine Worte verhallten wirkungslos.
Einer der Brüder robbte auf Knien zu Eva und wusch den Staub und das Blut von ihren Füßen. Das warme Wasser, das er verwendete, ließ sie behaglich die Augen schließen. Sie entspannte sich, genoss die Aufmerksamkeit und vergaß schließlich, wie befremdlich die Situation wirkte.
Als er ihre Wunden behandelt hatte, küsste der Mann ihren Fuß. Die Zärtlichkeit irritierte Eva. Sie sollte ihm befehlen aufzuhören. Sie müsste ihm sagen, dass sie das nicht wollte. Sie sollte sich zur Wehr setzen. Stattdessen war sie beinahe enttäuscht, als der Kontakt abbrach.
Dann nahm der Mann eine ihrer Zehen in den Mund und saugte daran. Eva seufzte auf. Etwas hatte sich verändert. Die Atmosphäre war plötzlich mit Erotik aufgeladen, die auch auf sie übersprang. Sie konnte sich nicht dagegen wehren, weil Die Macht ihre Handlungen bestimmte. Das romantische Licht der Kerzen, die Wärme, die sie abgaben und der Kräuterduft versetzten sie in eine Art Trance.
Ein zweiter Mann hob ihren Fuß an und leckte über ihren Knöchel.
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