Adolescentia Aeterna - Die Entdeckung der Ewigen Jugend
aus ihrer Tasche. „Fangen wir an: Du bist also Der Älteste .“
Wieder ein Nicken.
„Und in deinen Urkunden steht das Geburtsjahr 17 nach Christi Geburt.“
„Damals gab es keine Papiere“, erinnerte er sie. „Es existier en keine Aufzeichnungen aus dieser Zeit.“
„Dann besitzt du keinen Reisepass, kannst das Land nicht verlassen?“
„In meinem Besitz befinden sich unendlich viele Urkunden mit jeder Menge unterschiedlicher Namen. Einer davon kann augenblicklich von mir für Reisezwecke genutzt werden.“
Vermutlich formulierte er seine Antworten bewusst sachlich unterkühlt. Sie selbst spürte allerdings ihr Herz gegen ihre Rippen pochen. „Wie gelangst du an diese Unterlagen? Lässt du die von einem Fälscher machen?“
Er lachte auf. „ Ich bevorzuge eine andere, zeitintensivere Vorgehensweise. Ich durchsuche die Sterberegister auf der Suche nach Säuglingen, die kurz nach der Geburt gestorben sind. Dann besorge ich mir eine Geburtsurkunde und einen Staatsbürgerschaftsnachweis auf den Namen. Der Rest ist ein Kinderspiel.“
„Du hast gesagt, dass das Passion dir gehört. Wie kannst du das mit den verschiedenen Namen regeln?“
„ Offizieller Inhaber des Passion ist eine Stiftung. Als Geschäftsführer wird jeweils das neueste Mitglied der Bruderschaft eingetragen, damit man in unserem Notariat nicht auf die niemals wechselnden Gesichter aufmerksam wird. Das letzte Wort bei Entscheidungen habe trotzdem ich.“
„ Zurück zu den Abläufen bei Adolescentia Aeterna “, wechselte sie nun das Thema. „Du stehst der Bruderschaft vor? Kümmerst dich um sie? Sorgst dafür, dass sie die Regeln einhalten?“
Julian nickte.
„Warum gerade 21 Brüder?“ Eva nahm Platz.
„Die Zahl ist vom Gründer von Adolescentia Aeterna willkürlich gewählt“, berichtete er. „Allerdings handelt es sich um eine Art Selektion. Während der … nennen wir es Regierungszeit … Des Ältesten treten immer wieder neu hinzugekommene aber auch Brüder, die länger dabei waren, aus der Gemeinschaft aus: weil sie feststellen, dass dieses Leben nicht mehr passend für sie ist oder Die Macht sie zu sehr vereinnahmt.“ Er setzte sich neben sie.
Eva rückte von ihm ab.
„Wenn es Zeit für Den Ältesten ist abzutreten, dann hat sich der nächste in der Reihe der Bruderschaft seines neuen Amtes im Laufe der Zeit bereits für würdig erwiesen. Schließlich war er nach dem bisherigen Ältesten am längsten Teil der Gemeinschaft“, fuhr er ungerührt fort. „Ich habe das Amt nun schon eine Weile inne. Mir obliegt die Aufgabe, Die Macht niemals versiegen zu lassen.“
„Und worum handelt es sich nun bei Der Macht ?“
„Willst du einen Kaffee?“ , stellte er eine Gegenfrage.
Sie hob den Kopf. „Ja, bitte.“
Julian ging in die Küche und drückte zwei Tasten an seinem Automaten. Er kehrte mit zwei Tassen samt Utensilien auf einem Tablett zurück. „Wie trinkst du ihn?“
„Schwarz und heiß.“
Seine Augen verengten sich neuerlich zu engen Schlitzen.
„Also … Die Macht“, versuchte Eva zum ursprünglichen Thema zurückzukehren.
Er nahm wieder an ihrer Seite Platz. Obwohl sein Oberschenkel ihren streifte, ging sie diesmal nicht auf Abstand. „Der genaue Ursprung ist unbekannt. Der Legende zufolge stammte Lucianus Potassium aus einer Familie ungewöhnlich langlebiger Menschen. Er selbst wurde ungefähr dreitausend Jahre vor Christus geboren. Bei Lucianus Potassium handelt es sich um eine latinisierte Fassung seines Namens. Niemand weiß, wie er wirklich hieß oder wann er tatsächlich zur Welt kam. Er muss über zwanzig gewesen sein, als er nach einer schweren Verletzung von einem Heiler eine Kräutermischung erhalten hat. Das Mittel hat ihn geheilt. Als unerwartete Nebenwirkung alterte er außerdem langsamer. Lucianus soll ein hübscher Mann gewesen sein, begehrt von vielen Frauen. Je mehr von ihnen er …“ Julians rechter Mundwinkel hob sich. „… beglückt hat, umso deutlicher hat sich sein Alterungsprozess verlangsamt, bis er sich vollkommen eingestellt hat. Einzig sein Aussehen passte sich den im Laufe der Jahrhunderte evolutionsbedingt geänderten Gesichtsformen an.“
„Und wieso hat er diese großartige, genetische Anomalie nicht für sich behalten und allein für seine Zwecke genutzt? Wieso die Bruderschaft?“
„Ich nehme an, er hat sich im Laufe der Jahre einsam gefühlt. Jahrhundert um Jahrhundert Bekannte und Freunde sterben sehen …“ Julian zuckte mit den Schultern. „Wie er
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