Adolescentia Aeterna - Die Entdeckung der Ewigen Jugend
bedeutungsschwangere Stille. Jul hatte den Eindruck, als würde es sich bei diesem Ersetzen um einen folgenschweren Einschnitt handelte. Sollte man dem armen, verwirrten Mann nicht lieber Hilfe angedeihen lassen?
„Und du hast einen Neuen gefunden?“
„Sein Name ist Jul“, bestätigte Anun.
Jul runzelte die Stirn. Wieso sprach er von ihm als „Neuem“? Seit Anun Jul bei sich aufgenommen hatte, hatte er keine Hinweise darauf gefunden, dass Anun vor ihm einen anderen Schüler gehabt hatte.
„Er ist als neuer Anwärter geeignet?“
„Wie ich euch berichtet habe. Jul ist ein starker, intelligenter, junger Mann. Er wird Adolescentia Aeterna zur Ehre gereichen.“
Die Ewige Jugend ? Wovon sprachen die Männer? Er durfte sich ihnen tatsächlich anschließen? Hielt Anun so viel von ihm? Sein Herz klopfte voller Freude. Aber was würde passieren, wenn sein Vorgänger es sich anders überlegte?
Die Füße auf der anderen Seite des hölzernen Gitters bewegten sich hin und her. Anscheinend fanden Anuns Gäste keine Ruhe, um auf einem der bequemen Sitzgelegenheiten Platz zu nehmen.
„Es ist Zeit, die Bruderschaft neu zu formieren. Die langen Jahre der Trennung haben uns geschwächt. Auch wenn es notwendig war, dass wir uns in alle Winde verstreut haben, müssen wir unsere Kräfte konzentrieren.“
„Dann kehrt ihr zurück nach Lugdunum?“, erkundigte sich Anun.
„Vielleicht müssen wir eine neue Wohnstätte suchen. Ich habe bereits einige Nachforschungen eingezogen, wo wir einen geeigneten Platz für unsere Bleibe finden könnten. An erster Stelle steht die Sicherheit der Brüder.“
Befand Anun sich vielleicht in Gefahr? Jul musste Anun mitteilen, dass er ihn beschützen würde. Jul würde Anuns Leben mit seinem verteidigen! Anun musste sich keine Sorgen machen.
„Was tust du hier, Jul?“
Augenblicklich verstummten die Männer im Nebenraum.
Errötend wandte Jul den Kopf zur Tür, in der ihn einer von Anuns Dienern mit einem vorwurfsvollen Blick bedachte. Wie unangenehm, auf seinem Posten erwischt worden zu sein!
Von n ebenan war aufgeregtes Gemurmel zu hören. Schritte näherten sich der Tür des Raumes, in dem Jul sich befand. Und dann drängte Anun seinen Diener zur Seite und stand vor Jul.
„ Ich bin enttäuscht von dir, Jul!“, donnerte Anun.
„Tut mir leid, Meister.“ Jul warf sich flach auf den Boden. „Ich werde Euch dienen. Ich widme mein Leben Eurem Schutz.“
„Steh auf, Bursche. Es ist an der Zeit, dass du meine Brüder kennenlernst.“ Immer noch klang die Stimme seines Herrn hart. „Du kannst nur hoffen, dass sie sich nach dieser Szene nicht schon ein vernichtendes Urteil über deine Person gebildet haben.“
Jul rappelte sich hoch und folgte Anun. Seine Wangen glühten voller Scham. Er hätte gerne einen guten Eindruck auf die Freunde von Anun gemacht. Er hätte Anun gerne stolz gemacht. Doch mit seiner unbändigen Neugierde hatte er diese Chance vertan.
Mit gesenktem Kopf trat er hinter Anun in den Raum und blieb regungslos stehen. Er meinte die Spannung der anderen förmlich zu hören. Dennoch wagte er nicht, sich zu bewegen.
„Das ist also Jul?“ Die tiefe, laute Stimme. „Ich hoffe, er handelt nicht regelmäßig entgegen deiner Befehle.“
„ Er ist noch jung und giert nach Wissen“, wurde Jul von Anun verteidigt. „Er kennt seinen Platz und bereut sein Verhalten.“
„Wirst du ihn bestrafen?“
Jul zuckte zusammen. Er konnte die Schläge auf seinen Rücken spüren. Dann zwang er sich zum Weiteratmen. Das war sein Vater gewesen. Anun würde so etwas nicht tun.
„Ich denke, das wird nicht notwendig sein“, verkündete Anun. „Dieses … Z wischenspiel hat euer Kennenlernen lediglich beschleunigt.“
„Ist er schüchtern?“, erkundigte sich der Fremde weiter.
„Heb den Kopf, Jul“, befahl Anun.
Langsam folgte er Anuns Aufforderung. Beim Anblick der unbekannten Männer in dem Raum verschlug es ihm den Atem.
Die über z ehn Männer waren gutaussehend, mehr als gutaussehend. Gepflegtes Gesamterscheinungsbild. Volles, gesundes Haar. Makellose Haut. Strahlende Augen. Reine Zähne. Sie alle trugen fleckenlose, weiße Togen mit einer großen, goldenen Schnalle an der Schulter. Ein seltsames Zeichen zierte das Schmuckstück. Ein doppeltes A. Jul konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es sich bei dem Mann, der auf dem Stuhl in der Mitte des Raumes thronte, um den Bruder mit der gleichen Macht wie Anun handelte.
„Willst du meine Brüder nicht
Weitere Kostenlose Bücher