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Adolescentia Aeterna - Die Entdeckung der Ewigen Jugend

Adolescentia Aeterna - Die Entdeckung der Ewigen Jugend

Titel: Adolescentia Aeterna - Die Entdeckung der Ewigen Jugend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty Kay
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nicht das Wettrennen der edlen Pferde entgehen: Viele Vorteile bietet der Zirkus mit seiner Menschenmenge. Du brauchst weder durch Fingerzeichen geheime Mitteilungen zu machen noch durch Winke ein Signal zu empfangen. [3]
    Wozu sollte er diese Informationen lernen? Warum sollte er Ovids „Liebeskunst“ überhaupt lesen? Bei dem Dichter hatte es sich schon zu Lebzeiten um einen großen Literaten gehandelt. Trotzdem schien die Wahl seltsam. In dem Text war die Rede von Betrug und Täuschungen. Es ging darum, sich ohne Scham an Ehefrauen heranzumachen. Nichts, was Jul besonders erstrebenswert erschien. Laut Anuns Aussage würde besonders der erste Teil der Liebeskunst mit der Anleitung, wo und wie man sich Frauen zu nähern hatte, Jul in seinem weiteren Leben wertvolle Dienste leisten.
    Die Unterrichtslektüre der letzten Wochen hatte sich geändert. Jul errötete beim Gedanken an den Inhalt der Texte, die Anun ihm vorgelegt hatte, als sie in Rom angekommen waren. Die Anspielungen waren ungehörig direkt und ausführlich. Jul hätte lieber weitere wissenschaftliche Studien angestellt.
    Seit sie Anuns Haus in Lugdunum verlassen hatte, war Anun seltsam still geworden. Hatte er zuvor noch mehrmals in der Woche Feste gefeiert und war an manchen Tagen erst mitten in der Nacht von Unternehmungen zurückgekehrt, so widmete er sich nun verstärkt Juls Ausbildung und zog sich oft stundenlang in die umfangreiche Bibliothek des angemieteten Atriumhauses zurück.
    ‚Ruhe vor dem Sturm‘ hatte Anuns Diener das genannt.
    Er ignorierte das Kribbeln in seinem Nacken und konzentrierte sich wieder auf den Text, den Anun später abprüfen würde.
    Wer ist so dumm und mischt nicht Küsse unter die schmeichelnden Worte? Mag sie dir auch keine geben, nimm dir welche, ohne daß sie sie gibt. [665] Vielleicht wird sie zuerst dagegen ankämpfen und <> sagen; sie wird aber im Kampf besiegt werden wollen. [4]
    Jul fühlte sich unwohl bei diesen Worten. Er hielt nicht viel davon, andere Lebewesen zu etwas zu zwingen, das sie nicht wollten. Er kannte die daraus erwachsenden Qualen aus eigener Erfahrung nur zu gut. Der Gedanke, als Mann die gottgegebene Stärke dazu zu nutzen, Macht über wankelmütige und beeinflussbare Frauen auszuüben, schien ihm verdammenswert.
    War es so seiner Mutter ergangen, als sie seinen Vater kennengelernt hatte? Hatte sein Vater diese Winkelzüge angewendet, um Juls Mutter willig zu machen? Hatte sie ihn als Frucht dieser Schande im Stich gelassen? Und weshalb erschien es Anun so wichtig, dass Jul über diese Tricks Bescheid wusste? Welches Schicksal hatte Anun ihm zugedacht?
    Aus dem Atrium waren Stimmen zu vernehmen. Die Diener flüsterten laut genug, dass Jul sie verstehen konnte. Anuns Besucher waren eingetroffen.
    Rasch erhob sich Jul und richtete seine Toga. Anun hatte ihm befohlen, hier auf ihn zu warten. Die Strafen für Zuwiderhandeln waren vielfältig. Doch Jul wollte endlich wissen, auf wessen Ankunft sein Meister sich so umfangreich vorbereitet hatte.
    Er verließ das Zimmer und sah gerade noch, wie mehrere Personen in einem der Nebenräume verschwanden. Durch den Säulengang schlich er vorwärts. Gestern hatte er entdeckt, dass in den nebeneinanderliegenden Zimmern in Bodennähe vergitterte Verbindungsfenster existierten. Von dort aus könnte Jul vielleicht das Gespräch der Gäste belauschen.
    Beim Näherkommen konnte er mehrere Stimmen unterscheiden. Zuerst wurden wohl Begrüßungs floskeln gewechselt. Als Jul seinen Lauschposten eingenommen hatte, wurden gerade die Neuigkeiten ausgetauscht. Es klang, als würden Jahrzehnte in kurzen Worten zusammengefasst. Aber das war eigentlich unmöglich. Anun war nicht alt genug, um seine sogenannten Brüder so lange nicht gesehen zu haben.
    Jul kniete sich auf den Boden, um einen Blick auf die Männer nebenan erhaschen zu können. Leider waren in der unbequemen Position lediglich Füße in teuer wirkenden Ledersandalen zu erkennen.
    „Es ist gut, euch alle wiederzusehen. Wie geht es Siler?“, erkundigte sich Anun schließlich.
    „Seine Seele ist angeschlagen. Es fällt mir schwer zu beurteilen, wie lange er noch bei uns bleiben kann“, berichtete der Besitzer einer tiefen, lauten Stimme.
    „Tut mir leid, das zu hören“, meinte Anun. „Was habt ihr vor?“
    „Wir werden unseren Bruder ersetzen, sobald sein Zustand für die Bruderschaft untragbar geworden ist. Siler sehnt sich nach der Gründung einer Familie.“
    Sekundenlang herrschte

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