Adolescentia Aeterna - Die Entdeckung der Ewigen Jugend
sich zur Besprechung seiner diffusen Gefühle an Manus gewandt. Doch der schien sich in den letzten Tagen - genau wie die anderen 19 - seltsam zu benehmen. Hatten seine Brüder gemerkt, was mit ihm los war? Ahnten sie von seiner Beziehung zu Eva? Waren sie deshalb aufgebracht?
Er wehrte sich gegen die Vorstellung, dass er in eine Abhängigkeit von einer anderen Person geraten könnte. Doch er musste sich eingestehen, dass er Eva brauchte. Er würde sich niemals außerhalb des Schlafzimmers ihr gegenüber devot verhalten, doch der Reiz, den Frauen üblicherweise auf ihn ausübten, war verflogen. Er wollte Eva. Nur sie. Und keine andere.
Ob sie genauso für ihn empfand? Er musste es wissen. Sofort!
Er brauchte sie. Und er brauchte Sex. Sofort!
Gerade als er die Hand hob, um noch einmal an die Tür zu klopfen, öffnete sie sich einen Spalt breit.
„Die Wohnungsmieterin ist nicht zu Hause. Kommen Sie später wieder“, meinte die sanfte Stimme, die zu dem rechten Auge und der Stupsnase einer kleinen, braunhaarigen Frau gehörte.
Verdammt, er kannte sie nicht. Es handelte sich nicht um Evas Freundin aus dem Passion , mit der er bereits telefoniert hatte. Die heiße Blondine hätte auch nicht mit ängstlichem Gesichtsausdruck die schwere Kette vor der Tür gelassen. Als hätte er es notwendig, über eine Frau herzufallen. „Mein Name ist Julian und …“
„Julian?!“ Ihre Stimme überschlug sich.
Er seufzte. Sein Ruf schien ihm vorausgeeilt zu sein. Vermutlich versuchte die Frau gerade, die übermenschlichen Dinge, die sie über ihn gehört hatte, mit dem zittrigen Mann mit den eingefallenen Wangen vor der Tür in Einklang zu bringen. „Ich muss dringend mit Eva sprechen.“
„Sie ist losgegangen, um irgendetwas zu kopieren.“
„Kann ich nicht hier warten? Seit zwei Tagen versuche ich vergeblich, sie telefonisch zu erreichen. Das Risiko, sie zu verpassen, ist zu groß.“
„Ich … ich kann Sie nicht hereinlassen. Ich kenne Sie nicht.“
„Meinen Namen wissen Sie bereits. … Sie haben sicher von mir gehört.“
Das Gesicht der Frau wirkte verärgert. „Das bedeutet nicht, dass ich Sie zu ihr lasse. Im Gegenteil. Ich werde Sie von Eva fernhalten.“
„Was zum Teufel …?“
„Lassen Sie den aus dem Spiel. … Was haben Sie mit ihr gemacht? Sie haben schlechten Einfluss auf Eva.“
Er lachte trocken auf. „Bei mir handelt es sich vielleicht nicht um Gandhi, aber zum Meisterverbrecher fehlt einiges an krimineller Energie.“ In Wahrheit machte Eva aus ihm einen besseren Menschen. Wie sollte er die Verwandlung zur Gänze vollziehen, wenn sie nicht an seiner Seite war?
„Dennoch. … Eva war bislang immer ausgeglichen und freundlich. Seit zwei Wochen benimmt sie sich allerdings seltsam und ist aggressiv. Ständig gehen fremde Männer in ihrer Wohnung ein und aus …“
„Welche Männer?“, unterbrach er fassungslos.
„Junge … attraktive ! … Keine Ahnung, wo sie sie aufgetrieben hat. Sie ist nicht mehr sie selbst.“
Ein Verdacht, unglaublich und schmerzhaft, drängte sich auf. Junge, attraktive Männer. Viele. Vielleicht gar 20? Sein Herz gefror.
Dazu war sie nicht fähig! Das brachte sie nicht übers Herz! So eine Frau war sie nicht!
„Um wie viele Männer handelte es sich?“
Die Fremde runzelte die Stirn. „Wieso …?“
„Beantworten Sie einfach meine Frage … bitte.“
„Keine Ahnung. Ich habe nicht alle gesehen. Angeblich waren es allerdings mehr als ein Dutzend.“
„Und sie waren alle in Evas Wohnung?“
„Das sagte ich doch!“ Sie klang wütend. „Eva benimmt sich seit Neuestem fast genauso herrisch wie Sie.“
Julian betete um Geduld. „Was wollten die Männer von Eva? Oder Eva von den Männern?“
„Das weiß ich nicht.“ Zwei Sekunden lang machte sie ein nachdenkliches Gesicht. „Sie wirkten allerdings aufgewühlt und durcheinander.“
So ging es wohl jedem Mann, der sich näher mit Eva beschäftigte.
„Vermutlich sollte ich nicht einmal mit Ihnen über das wenige sprechen, das ich gehört habe“, meinte die Frau. „Sie sind nur ein Fremder, der mich auf dem Flur belästigt.“
„Eva und ich … wir sind Freunde.“
„Freunde? Ich weiß, dass Sie sie um den Finger gewickelt haben. Und dann haben Sie sie verletzt. Egal ob unbeabsichtigt oder nicht … durch Sie ist Eva so … abgebrüht geworden.“
Er hatte ihre wenig versteckte Abscheu verdient. Er hatte Eva tatsächlich wehgetan. Aber allem Anschein nach war sie gerade dabei, ihm das
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