Adolescentia Aeterna - Die Entdeckung der Ewigen Jugend
befeuchten.
Sie seufzte neuerlich. Hoffentlich stellten sich die anderen nicht genauso umständlich an. Männer waren manchmal furchtbar kompliziert.
Die Stimme von Diana Krall erfüllte den Raum, drang durch die Nebelschwaden, die von dem heißen Wasser aufstiegen. Eva hatte die CD herausgesucht, die sie vor Jahren gekauft hatte und die sie nun an Julian erinnerte. Doch sie brauchte nicht unbedingt Jazz, um jede Sekunde ihrer gemeinsamen Nacht hinter ihren geschlossenen Augenlidern auferstehen lassen zu können.
Sie ließ sich tiefer sinken, bis ihre Ohren vom Wasser bedeckt waren und die Außenwelt ausgeschlossen schien. Wieder einmal wünschte sie, ihre Badewanne wäre groß genug, um sich ausstrecken zu können.
Zeit ihres Lebens hatte sie um Männer wie Julian einen großen Bogen gemacht. Ihr Selbstbewusstsein übte vielleicht einen gewissen Reiz auf sie aus. Doch Eva war vor der Gefahr zurückgeschreckt. Sie wollte nicht noch einmal von einem Mann verletzt werden. Zu schmerzhaft wog das Fehlen ihres Vaters in ihrem Leben. Konnte man etwas vermissen, das man nie kennengelernt hatte? Für Eva lautete die Antwort Ja. Es hatte eine Zeit gegeben, da hatte sie versucht herauszufinden, wer ihr Vater war und weshalb er sie und ihre Mutter verlassen hatte. Nachdem sie ihre Pubertät überstanden hatte, hatte sie beschlossen, dass sie ihr Glück nicht von der Anwesenheit eines Mannes abhängig machen wollte, der sich nicht für sie interessierte. Wenn sie den halbseidenen Psychologietests in billigen Klatschblättern glaubte, könnte sie dennoch niemals eine normale Beziehung führen.
Als würde ihr das nicht gen ug Schwierigkeiten auf dem Singlemarkt bereiten, wurde ihr Verhältnis zu Männern außerdem durch die Tatsache getrübt, dass ihr Freund Tommy Selbstmord begangen hatte, nachdem er sich, beeinflusst von der Sekte, ihr gegenüber so abscheulich benommen hatte. Nicht abscheulich, eher grausam.
Ihre erste große Liebe, ihr Fels in der Brandung, ihre Hoffnung für die Zukunft hatte ihr Vertrauen missbraucht. Zu Beginn seiner Veränderung hatte ihr seine Aggressivität gefallen, die sich auch auf das Bett erstreckt hatte. Fesselspiele, harmlose Unterwerfung … diese lustvollen, von Vertrauen geprägten Spielchen hatte sie genossen.
Doch dann hatte er ausgenutzt, dass sie sich ihm freiwillig ausgeliefert hatte. Das erste Mal von vielen. Er hatte sich unter Tränen entschuldigt. Sie hatte seinen offensichtlichen Gewissensbissen geglaubt und erst die Notbremse gezogen, als er sie wiederholt ernsthaft verletzt hatte. Erst beim sechsten Krankenhausbesuch hatte sie es geschafft, sich von ihm zu lösen.
Eva hatte Julian nichts von den blauen Flecken und der aufgeplatzten Lippe erzählt. Sie hatte die gewalttätigen Auswüchse von Tommys seelischer Entgleisung verschwiegen. Lediglich ihre Freundinnen wussten Bescheid, aber nicht von allem. Diese Erfahrung hatte sie geprägt. Niemals mehr hatte sie jemandem erlauben wollen, ihr Herz zu brechen oder ihr derartige Brutalität anzutun.
Doch Julian und Die Macht schienen in der Lage zu sein, sie das alles vergessen zu lassen.
Mit gerunzelter Stirn hob sie ihr rechtes Bein senkrecht in die Höhe und betrachtete es eingehend. Es wirkte unverändert und doch war ihr Körper nicht mehr derselbe. Leicht gebräunt, immer noch glatt nach dem letzten Epilieren. Sie strich mit nachdenklichem Blick über die Haut, fest und warm. Er fühlte sich fremd an, seit sie … diese Dinge mit Julian getan hatte.
Sie schämte sich, wenn sie daran dachte, wie verdorben sie sich benommen hatte. Sie hatte Julian tatsächlich körperlich malträtiert! Sie hatte ihm Schmerzen zugefügt und war dadurch erregt worden!
Wie gerne sie Julian wiedergesehen hätte! Doch zuvor galt es Dinge zu klären.
Heute Nachmittag hatte sie Besuch vom zweiten Bruder erhalten. Sie hatte mit ihm das Programm absolviert, das sich langwieriger gestaltete als gedacht. Eva empfand dabei etwas Ähnliches wie Spaß. Die Zeit, die sie mit den Brüdern verbrachte, war … stimulierend. Dennoch war es nicht das gleiche wie mit Julian.
Seine Brüder mochten ihm in Schönheit und Perfektion der Gesichtszüge sowie in der Anzahl an sexuellen Erfahrungen nahezu ebenbürtig sein. Ihnen fehlte allerdings in den Augen der Ausdruck von Düsternis, von Traurigkeit, vom Wissen der Vergänglichkeit der Dinge, die ihn umgaben, der sie bei Julian magisch anzog. Er war ihr gefallener Engel, ihr Prinz der Finsternis.
Sie spürte
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