Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben
und ich musste den Moment so lange wie möglich auskosten.
»Das habe ich ja gerade gesagt, oder?« Sie hielt Daumen und Zeigefinger mit einem winzig kleinen Abstand dazwischen in die Höhe. »Ungefähr so viel, würde ich sagen.«
»Immerhin habe ich Stil«, stichelte ich. »Ach ja, und übrigens, Pippi Langstrumpf hat angerufen, sie will ihre DNA zurück.«
Jeane legte sich die Hand aufs Herz und zog eine Grimasse. »Autsch. Also erstens sehe ich nicht im Geringsten aus wie Pippi Scheiß-Langstrumpf, und hallo! Der Typ, der seine Klamotten alle in Läden kauft, die faulig riechendes Parfüm in der Luft zerstäuben und überhaupt nichts in Größen für echte Menschen führen, will sich über meinen Sinn für Kleidung lustig machen? Das kann ich mir aber kaum vorstellen.«
»Tut mir echt leid, dass meine Klamotten dir solche Schmerzen bereiten. Es wird wohl am besten sein, wenn wir in New York so tun, als würden wir uns gar nicht kennen – nur falls wir jemandem begegnen sollten, den du kennst. Ich möchte dich ja dort nicht in eine peinliche Situation bringen.«
»Ach, dann sage ich einfach, du wärst mein geistig zurückgebliebener Cousin oder so was«, versicherte Jeane mir, und ich wartete, bis sie unser Gespräch zurückgespult und noch einmal hatte laufen lassen. Und dann riss sie ihre Augen auf und guckte doof aus der Wäsche.
Jeane Smith. Sprachlos. Gott, war ich gut !
Sie zeigte mit zitterndem Finger auf sich selbst, dann auf mich.
»Ja, Jeane. Du und ich, wir fahren zusammen nach New York«, sagte ich betont langsam und laut, als wäre sie nicht besonders helle. Ihr Gesichtsausdruck lag irgendwo zwischen Entzücken und einem finsteren Blick, und das war eines der lustigsten Dinge, die ich je gesehen hatte, und ich fing wieder an zu lachen.
Ich lachte so lange, bis sie mir mit voller Wucht auf den Fuß stampfte.
25
Halb hatte ich mich gefragt, ob er wohl im letzten Moment wieder abspringen oder alles seinen Eltern gestehen würde, aber am Freitagnachmittag saß Michael neben mir auf dem Flug der Virgin -Airline von Heathrow zum JFK, und als sie mit der Sicherheitsdurchsage fertig waren und wir die Startbahn hinunterrollten, wandte er sich mir mit einem Grinsen zu, das mein Herz für einen Schlag aussetzen ließ, obwohl mein Herz normalerweise solche albernen Sachen gar nicht machte.
»Oh mein Gott! Ich fliege nach New York«, sagte er. »Bisher erschien mir das alles völlig unwirklich, aber jetzt, wo wir gleich abheben, werde ich langsam so richtig aufgeregt.«
»Halleluja«, sagte ich. »Denn die meiste Zeit warst du ja in erster Linie gestresst wegen der ganzen Sache.«
»Na ja, also, eigentlich hast du mich ganz schön gestresst. Sogar nachdem ich dir schon gesagt hatte, dass ich mitkomme, hast du mich noch mit deinen Checklisten bombardiert.« Michael zog ein völlig zerknittertes Stück Papier aus seiner Hosentasche. »Wie viele Paar Socken ich für vier Tage mitnehmen muss, hätte ich auch gerade noch selbst herausfinden können, weißt du.«
Da hatte er recht, aber ich war daran gewöhnt, dass meine Peergroup so lockerflockig war wie eine Tüte geraspelter Mandeln.»Ich kann nichts dafür. Ich mikromanage. Wenn dann doch etwas schiefgeht, kann ich zumindest sicher sein, dass es nicht an mir selbst lag.«
»Du nennst das Mikromanagement, ich nenne es Kontrollwahn und Dominanz.«
»Danke, danke, mein Freund.« Ich hoffte nur, dass er in New York nicht ständig so auf mir herumhacken würde, aber da stupste Michael mich am Arm und schenkte mir noch eins seiner hübschen Lächeln.
»Wie auch immer, ich versuche für all das hier Danke zu sagen. Dafür, dass du mich gefragt hast, ob ich dich begleite, und wir müssen unbedingt nach einem Candy Shop suchen, damit ich dir das alles in Süßigkeiten zurückzahlen kann. Das ist das Mindeste, was ich tun kann.«
»Das musst du aber nicht«, antwortete ich schnell, obwohl ich geistig schon Dylan’s Candy Bar auf die detaillierte Reise-To-do-Liste setzte, die ich zusammengestellt hatte. »Die Reise ist mein Dank an dich, weil du mir wirklich sehr mit diesem ganzen Familienscheiß geholfen hast.«
»Na ja, wie auch immer …«
»Ja, was auch immer …«
Es gab einen kleinen Ruck, als die Maschine abhob, und egal wie oft ich schon geflogen war, ich konnte mich nicht entspannen, bevor ich nicht sicher war, dass wir wie geplant auf Flughöhe stiegen, und nicht zu erwarten war, dass wir plötzlich in den sicheren Tod stürzten. Ich war so
Weitere Kostenlose Bücher