Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben
trat, und sah mir die Einträge an, die sie jeden Morgen gegen 8.15 Uhr machte, wenn sie angeberisch ihr in beißenden Farben zusammengestelltes Tageskleidungs-Ensemble mit fortlaufenden Kommentaren versah:
Hauskleid mit Wirbelmuster: eine Spende von Bens Großmutter
Gestreifte Strumpfhose: GapKids (Sollte ich immer noch nicht aus der Kinderabteilung herausgewachsen sein?)
Turnschuhe mit Kirschblüten: Flohmarkt
Bonbonkette: von meinem Stammkiosk
Ich konnte nicht nachvollziehen, warum Jeane so stolz auf ihren wirklich erschütternden Sinn für Mode war. Okay, ich rannte auch nicht gleich los, um mir jeden Monat die neueste Vogue Pour Homme zu holen, aber ich kaufte meine Klamotten bei Hollister, Jack Wills und Abercrombie & Fitch. Ich wusste also schon, was gut aussah, und wirbelige Muster und Streifen auf muffigen, alten Klamotten sahen nicht gut aus. Und jeder, der zwei funktionierende Augen im Kopf hatte, konnte das auch sehen.
Wenigstens sah die Jeane, die dort eine große Auswahl total übertriebener Modelposen vollführte (sie gab ihnen auch noch Namen wie »Schmollgesicht« und »Schmollgesicht, wie in alten Zeiten« und sogar »Oooooh, mein Ischias«), ein bisschen fröhlicher aus als die zähnefletschende Version, die ich an diesem Nachmittag gesehen hatte. Aber davon mal abgesehen, hatte ich keine Ahnung, was diese ganze Sache hier beweisen sollte.
Außerdem kam hinzu, dass Jeane Smith online eigentlich noch mehr um sich selbst kreiste, als sie es schon im normalen Leben tat. Es war kein Wunder, dass Barney die Nase voll von ihr hatte. Ich war gerade dabei, mich auf die Suche nach einer Stelle im Internet zu machen, die nicht von Jeanes idiotischer Dork-Agenda verseucht war, als ich über einen YouTube-Link stolperte und ihn ohne nachzudenken anklickte.
Ich zuckte mit einem alarmierend mädchenhaften Kreischerauf meinem Stuhl zusammen, als plötzlich Jeane in einem glänzenden Body mit Leopardenmuster und einem Frotteeschweißband, das sie sich quer über die Stirn gezogen hatte, erschien. Sie sah vollkommen lächerlich, aber sehr mit sich selbst zufrieden aus, und neben ihr tauchten noch zwei ältere Mädchen auf, die beide mindestens einen Kopf größer waren als sie und die gleiche idiotische, völlig absurde Workout-Ausstattung trugen.
Dann hörte ich die unverkennbare Melodie von Single Ladies und die drei fingen an zu tanzen. Den Beyoncé-Tanz. Sie imitierten sogar den Klaps mit der Hand, was aber nicht verhinderte, dass Jeane dabei blieb, nach links zu tanzen, wenn ihre Background-Tänzerinnen nach rechts gingen, was zu viel Kicherei und einer Menge gut gelauntem Geschubse und Gestoße führte.
Ich musste unwillkürlich mitkichern, denn jemandem, den du nicht magst, zuzusehen, wie er sich zum Idioten macht, war immer die allerbeste Unterhaltung – doch schnell wurde aus meinem höhnischen Grinsen ein Lächeln, denn … ich weiß nicht … Vielleicht lag es an der Art und Weise, wie Jeane ihre nicht existierenden Hüften kreisen ließ und ihre Wangen einsog. Sie war absolut unbefangen, so völlig anders als jedes andere Mädchen, das ich kannte. Die waren immerzu mit ihren Haaren beschäftigt und streckten ihre Brüste raus, als ob sie ständig von allen beobachtet würden, sogar wenn sie eigentlich niemand ansah.
Am Schluss versuchte Jeane, hoch in die Luft zu springen, und knallte bei ihrer wackligen Landung in eins der anderen Mädchen. Die beiden fielen zu Boden. Das letzte noch stehende Mädchen bemühte sich weiterzutanzen, aber sie musste so furchtbar lachen, dass sie, als Jeane ihren Fuß um ihren Knöchel hakte, dankbar nach unten auf einen Haufen mit den anderen sank,sodass ich nichts mehr sehen konnte als ein Gewusel aus Beinen in glänzenden Strumpfhosen. Der Song war zu Ende, und kurz bevor der Bildschirm schwarz wurde, hörte ich eine Stimme sagen: »Jeane, du bist so ein Vollidiot.«
Ich verzichtete auf die Links zu ihrem Etsy - und CafePress -Shop (Gab es im Internet überhaupt noch einen Bereich, in dem sie nicht ihre klebrigen Pfoten drinhatte?), in denen sie Markenbecher, T-Shirts und Tragetaschen verkaufte, die mit Sprüchen bedruckt waren wie »I ♥ Dorks« und »Dork-Sein ist das neue Schwarz«, und ging gleich weiter auf ihre Twitter-Seite.
Es ergab keinen Sinn für mich. Aber ich konnte in Twitter generell keinen Sinn entdecken. All diese Leute, die darüber twitterten, was sie zum Frühstück gegessen hatten oder wie sehr sie es hassten, ihre
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