Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben
Mädchen mit in mein Zimmer nahm und die Tür schloss, schlimmer noch, dass ich heißes Essen mit nach oben nahm, nach dem später alles riechen würde. Jeane zog ihre Schuhe aus und machte es sich auf meinem Bett gemütlich, wo sie über ihr Schinken-Sandwich herfiel, als hätte sie schon wochenlang nichts Richtiges mehr gegessen. Wenn man ihre Vorliebe für Weingummi und Kaffee kannte, konnte man sich das ja auch gut vorstellen.
Dann schlürfte sie ihren Tee, während ich ihr von unserem Leben in Hongkong und unserem kleinen Apartment auf der Pok Fu Lam Road erzählte und dass, während mein Dad im Queen Mary Hospital und meine Mutter im Konsulat arbeiteten, Mayauf mich aufpasste, mein chinesisches Kindermädchen, die immer Hühnersuppe in meine Schnabeltasse gefüllt hatte und mit mir zum Spielplatz gleich die Straße hinunter gegangen war.
Ich erzählte Jeane von den Wochenenden, an denen wir Ausflüge nach Victoria Harbour machten, um uns die Schiffe anzusehen, und dass es in der Stadt so viele Hochhäuser gab, dass einem schwindelig wurde, wenn man nach oben sah. Dass der englische Regen noch nicht einmal ansatzweise mit den schwarzen Regenstürmen im Frühling in Hongkong zu vergleichen war und die darauffolgende hohe Luftfeuchtigkeit sich anfühlte, als würde man langsam gedünstet.
Ich erzählte ihr vom Blumenmarkt und dem Vogelmarkt und dem Markt, auf dem es nur Goldfische gab, und wie mich meine Eltern, wenn ich mich besonders gut benommen hatte, zur Belohnung in die Tai Yuen Street mitgenommen hatten, in der es nichts anderes gab als Spielzeuggeschäfte und Stände, die alle Arten von leuchtend bunten, blinkenden, surrenden, piepsenden Spielzeugen verkauften, und von unseren Urlauben auf Lamma Island, und ich dachte, Jeane wäre eingeschlafen, denn sie hatte die Augen geschlossen, und ihre Arme und Beine, eingehüllt in aquamarinschillernde Seide und Taft und hellrosa Strumpfhosen, waren ganz entspannt, doch als ich aufhörte zu sprechen, schnappten sofort ihre Augen auf und sie sagte: »Hör nicht auf.«
»Aber sonst gibt es nicht mehr viel zu erzählen«, protestierte ich mit einem Lachen.
»Es klingt toll«, seufzte Jeane, und es war keiner ihrer lebensüberdrüssigen Gott!-Wie-kannst-du-nur-so-ein-Idiot-sein?-Seufzer. Dieser Seufzer war voller Faszination. »Hongkong kommt definitiv auf die Liste der Orte, die ich unbedingt besuchen muss .«
Ich wollte wissen, welche anderen Länder auf ihrer Muss-ich-sehen-Liste standen, aber bevor ich sie fragen konnte, überfiel mich ein massives Gähnen, das einen langen, langen Moment von mir Besitz ergriff, und als ich fertig war, fing auch Jeane an zu gähnen.
»Ich lass dich jetzt mal in Ruhe, damit du dich noch etwas aufs Ohr hauen kannst, oder?« Ich fing an, vom Bett zu krabbeln, aber Jeane griff nach meiner Hand.
»Aufs Ohr hauen? Bist du fünfzig?«, fragte sie spöttisch. »Wo willst du denn schlafen?«
»Ich kann im Gästezimmer schlafen.«
Ich wollte meine Hand wegziehen, aber Jeane ließ mich nicht los. »Was ist?«
»Du könntest aber auch hier schlafen, wenn du willst«, sagte sie langsam.
Meine Kehle schnürte sich zusammen. » Also hier, bei dir?«, krächzte ich.
Jeane lächelte. »Ja, wenn das deinen Schädel nicht zum Platzen bringt?«
Es fühlte sich schon jetzt ein bisschen so an, als würde mein Kopf explodieren. Schon der Anblick von Jeane, wie sie sich da auf meinem Bett räkelte wie eine gestrandete Meerjungfrau, war Herausforderung genug für meinen Verstand, aber die Vorstellung von Jeane in meinem Bett und mir, auch in meinem Bett, vielleicht mit Dingen beschäftigt, die zwei Menschen, die ein Bett teilten, eben so machten, löste in dem Teil meines Gehirns, in dem es um Logik und Vernunft ging, kurzfristig einen Kurzschluss aus.
»Nur zum Schlafen oder, ähhm, eher um nicht zu schlafen?«,wollte ich wissen, denn Jeane erwartete Offenheit von mir in allen sexuellen Fragen und die Begründung persönlicher Grenzen und …
»Oh, um Gottes Willen, Michael, wir stimmen dem doch beide als erwachsene Menschen zu …«
»Du bist noch nicht erwachsen, du bist erst siebzehn.«
»In den Augen des Gesetzes bin ich seit fünfzehn Monaten in der Lage, Sex zu haben«, informierte mich Jeane. »Auch wenn ich noch nicht wählen, Alkohol kaufen und erst fürs Parlament kandidieren kann, wenn ich einundzwanzig bin, obwohl ich mehr Verstand habe als die meisten unserer gewählten Volksvertreter. Außerdem rede ich hier nicht von einem
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