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Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl

Titel: Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Ausland treu zu bleiben. Aber Kaeko hatte sein Versprechen bis zum Äußersten auf die Probe gestellt – weniger körperlich als dadurch, dass sie allmählich und vollständig von seiner Seele Besitz ergriff.
    Die chinesischen Mädchen auf der Magnolia Queen sehen anders aus als Kaeko, doch die Ähnlichkeit genügt, um in Walt ein Gefühl auszulösen, das die Begierde übertrifft, die er im Wohnmobil beim Anblick von Nancys entblößtem Hintern empfand.
    »Warum verschwindest du dauernd?«, fragt Nancy. »Du hast mich satt, oder?«
    »Nein, ich guck mir nur alles an. Ich bin auf vielen Schiffen gewesen, aber so eins wie dieses habe ich seit vielen Jahren nicht gesehen.«
    Nancy ist beruhigt und beginnt ungestüm zu plaudern, doch Walt wird plötzlich bewusst, dass mehrere Personen über seine Schulter blicken. Er dreht sich um und hat eine der schönsten Frauen vor sich, denen er je begegnet ist. Sie fährt mit der Rolltreppe und sieht aus wie eine Prinzessin, die in einer königlichen Sänfte getragen wird. Ihr jadegrünes Kleid schmiegt sich eng an ihren zierlichen Körper, und ihre Haare sind lang und glatt. Doch am stärksten beeindruckt Walt das Gefühl der Selbstbeherrschung, das von dem Mädchen ausgeht.
    Er greift hinter sich, bekommt Nancys billiges Kleid zu fassen und dreht sie zu sich, damit sie die Rolltreppe sehen kann.
    »He, Daddy, ich spiele«, protestiert sie. »Erhöhen«, befiehlt sie dem Dealer. »Halten.«
    »Weißt du, wer das ist?«, fragt Walt.
    »Wer?«
    »Das Mädchen auf der Rolltreppe.«
    Nancy mustert sie ein paar Sekunden lang. »Nein, ich hatte noch nie das Vergnügen. Aber sie sieht aus, als wäre sie der Meinung, dass ihre Du-weißt-schon nicht stinkt.«
    Nancys derbe Stimme dringt in Walts Träumerei ein, wie das Kreischen einer Krähe einen Mann aufschreckt, der einen makellosen Sonnenaufgang bewundert. Er kann sich nicht vorstellen, dass das Mädchen auf der Rolltreppe zum Verkauf steht. Wenn es der Fall ist, dürfte der Preis für eine Nacht mit ihr zehnmal so hoch sein wie bei den Nancys, die auf den Schiffen in so großer Zahl vertreten sind. Aber Walt weiß eines: Sollte ihre Zeit zu verkaufen sein, dann wird er so viel davon erwerben, wie er sich leisten kann.

33
    A ls wir uns der Insel nähern, lenke ich meinen Kajak zum Sandstrand, doch Kelly schließt zu mir auf und streckt die Hand aus. »Weiter unten. Die Sträucher werden die Boote verbergen, wenn eine Patrouille am Hauptufer vorbeifährt.«
    Ich nicke und warte, bis er sich an die Spitze setzt. Bei unserem Sprint flussabwärts nach dem ersten Stopp hätte ich mich beinahe erbrochen. Schweiß strömt mir über den Körper, aber das hat nichts mit den achtzig Paddelschlägen in der Minute zu tun, die Kelly vorgegeben hat, oder mit dem Schock über die Tötung des Hundes, denn das war ein Gnadenakt. Nein, was mich bis ins Mark erschüttert hat, ist die Tatsache, dass sich die höllische Szene keine acht Kilometer von dem Ort abgespielt hat, in dem ich aufgewachsen bin. Als ich zwischen den Ketten, Haken und Höllenmaschinen stand, hatte ich das Gefühl, in ein Todeslager geraten zu sein, das nicht für Menschen, sondern für Tiere errichtet worden war. Das gespenstische Pfeifen der durch ihre Schädeldecke atmenden Hündin wird mich bis ins Grab verfolgen.
    »Penn? Bist du in der Nähe?«
    »Direkt hinter dir.«
    Kelly dreht sein Ruder und jagt den Kajak lautlos auf den Strand zu. Er stoppt parallel zu einem überwucherten Wall, der für meinen Geschmack ein wenig zu steil – und obendrein schlangenverseucht – aussieht, stützt sein Paddel auf den Boden und klettert aus dem Boot. Während ich ebenfalls anhalte, zerrt Kelly sein Boot hinter ein paar Kudzu-Pflanzen, entlädt das Gepäck und holt das Nachtsichtgerät heraus.
    »Beeil dich«, sagt er, packt den Griff am Bug meines Bootes und zieht es ins Schilf.
    Ich setze den Ohrhörer ein, den Kelly mir für meinen Star Trek – der defekt zu sein scheint – gegeben hat, und folge ihm das Ufer hinauf. Danny McDavitt zufolge sind keine Hunde oder Posten an der Flussseite der Sandbank. Nur ein oder zwei Männer halten neben dem Gebäude Wache, in dem der heutige Hundekampf seiner Meinung nach stattfinden könnte.
    Als ich den Sandbuckel erklommen habe, auf dem Kelly steht, erkenne ich, dass wir uns in einer Baumreihe neben einem sumpfigen Feld befinden. Hinter dem Feld dringt schwaches gelbes Licht aus einem fensterlosen Metallgebäude, das wie ein kleiner Speicher

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