Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl
aussieht; dahinter erhebt sich eine schwarze Mauer aus Bäumen.
»Stell deinen Star Trek ab«, sagt Kelly.
»Warum?«
»Du bist mit mir zusammen, und wir brauchen keine Unfälle durch Lärmbelastung. Außerdem soll Danny uns später vom Fluss zurückbefördern, und dein Funkgerät liefert unsere Reservebatterien.«
Bevor ich seinem Befehl gehorche, hebt er seinen eigenen Star Trek und fragt: »Mit was für einer Bewachung müssen wir rechnen, Pave Low?«
Pave Low ist McDavitts Codename für heute Abend. Es handelt sich um den Hubschraubertyp, den er in der Air Force flog.
»Zwei Hunde streifen an der anderen Seite des Gebäudes umher«, antwortet er. »Seid vorsichtig.«
»Was ist mit dem Feld?«
»Nichts. Ein paar Rehe übernachten an der Baumgrenze ungefähr siebzig Meter nördlich von euch.«
In der fast völligen Dunkelheit ist es seltsam zu wissen, dass Danny McDavitt aus einer göttlichen Perspektive herunterschaut und jedes warmblütige Lebewesen in unserer Umgebung ausfindig machen kann.
»Einen Moment«, sagt McDavitt in meinem Ohr. »Seht ihr das?«
Auf der anderen Seite des Feldes erscheint ein horizontaler Lichtstreifen, der rasch zu einem Rechteck anwächst.
»Das ist ein Rolltor«, zischt Kelly. »Scheiße!«
Das ratternde Winseln eines Kettenantriebs dringt zu uns vor, und ein schwarzer SUV rollt donnernd aus dem Gebäude. Ihm folgen zwei identische Fahrzeuge. Ihre Scheinwerfer blitzen auf, als sie den Lichtkegel aus dem geöffneten Tor hinter sich lassen. »Verdammt«, sagt Kelly ungläubig. »Sind wir zu spät gekommen?«
»Was soll ich tun?«, fragt McDavitt. »Euch Deckung geben oder den Fahrzeugen folgen?«
»Folge den SUV s!«
»Roger.«
Kelly zuckt zusammen und blickt sehnsüchtig über das Feld. »Am liebsten würde ich in das Gebäude einbrechen, um zu sehen, was sie zurückgelassen haben.« Er drückt auf die Taste seines Star Trek. »Haben sie die Hunde mitgenommen?«
»Negativ.«
»Okay, wir verschwinden von hier und treffen uns drei Kilometer flussabwärts.«
Durch die Bäume sehe ich, wie drei Paar Scheinwerfer die Dunkelheit durchbohren und sich mit Kiesweggeschwindigkeit nach Norden bewegen. Carl Sims’ Stimme ersetzt die von McDavitt.
»Ich könnte die Hunde für euch ausschalten.«
Kelly überlegt. »Nein. Wir wissen nicht, ob wir in dem Gebäude etwas finden. Wenn du die Hunde erschießt, wissen sie, dass wir über diesen Versammlungsort informiert sind. Stellt fest, wohin die SUV s fahren – das ist alles.«
Mit einem letzten Blick über das Feld hinweg schüttelt Kelly den Kopf. Weit rechts von mir biegen die Scheinwerfer ab, sodass die Rücklichter zu sehen sind. Sie erinnern mich an die Lichter auf der Cemetery Road in der Nacht von Tims Ermordung.
»So viel Arbeit«, sage ich leise, »und nichts ist dabei herausgekommen.«
»Vielleicht doch. Mal sehen, was Danny herausfindet.«
»Sollten wir die Autobahnpolizei anrufen und die SUV s unter irgendeinem Vorwand stoppen lassen?«
»Nein, sie sind schon weit vom Schauplatz entfernt und deshalb sauber. Außerdem würde es mich überraschen, wenn die Nummernschilder nachprüfbar wären. Lass uns herausfinden, wem dieses Grundstück gehört. Vielleicht finden wir noch mehr heraus.«
Als Kelly sich von dem Feld abwendet, zuckt ein bleicher Schatten von rechts nach links an mir vorbei. Ich stürze nach hinten, und Kelly geht mit einem dumpfen Laut zu Boden. Nachdem ich mich aufgerappelt habe, sehe ich, wie ein riesiger weißer Hund an seinem linken Arm zerrt und versucht, seine Kehle zu erreichen. Ich ziehe meinen Star Trek heraus und brülle: »Danny! Carl! Wir brauchen Hilfe!«
Kellys Pistole ist noch in seinem Seesack, der hinter ihm liegt. Ich schiebe mich seitlich darauf zu, ohne den angreifenden Hund – einen Bully Kutta, wie ich nun erkenne – aus den Augen zu lassen. Das Tier schwenkt den Kopf und versucht, Kellys zum Schutz erhobenen Arm zu zerfleischen. Kelly müht sich, seine rechte Hand unter den Bauch des Hundes zu schieben. Ich ziehe den Seesack aus der Kampfzone und mache mich an dem Reißverschluss zu schaffen, doch bevor ich ihn öffnen kann, wölbt der Bully Kutta den Rücken, und seine Pfoten zucken durch die Luft. Er will sich von Kelly lösen, der ein Messer vom Skrotum des Tieres bis zu dessen Brustkorb vortreibt. Als eine Eingeweideschlaufe aus dem Unterleib quillt, ohne dass der Hund einen Laut von sich gibt, wird mir klar, dass seine Stimmbänder ebenfalls entfernt worden sind.
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