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Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl

Titel: Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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mich dauernd auf den Überwachungskameras beobachtet.«
    »Wo warst du?«
    »In einer kleinen Bar auf dem Rückweg hierher, unten an der Ecke der Canal Street. Sie heißt passenderweise Corner Bar.« Kelly kichert geradezu, was mich zum Lachen bringt.
    »Kumpel, du musst dich richtig ausschlafen.«
    »Wohl wahr. Aber ich möchte mich im Hobbyraum eine Weile auf die Couch setzen. Mich abregen und mir einen Film angucken. Würde das Annie stören?«
    »Keine Spur.«
    »He«, sagt Kelly, als wäre ihm etwas Wichtiges eingefallen. »Gerade habe ich Caitlin in ihre Auffahrt einbiegen sehen.«
    Etwas rührt sich in meiner Brust. »Tatsächlich?«
    »Ja. Sie sah nicht sehr fröhlich aus. Mir scheint, du solltest mit ihr sprechen.«
    »Ich glaube nicht, dass sie das im Moment möchte.«
    »Blödsinn. Wenn du glaubst, dass sie nicht mit dir reden wollen, dann ist es genau der Moment, in dem sie wollen, dass du mit ihnen redest. Ehrlich.«
    In der Tat würde ich sehr gern mit Caitlin sprechen. Bevor Zweifel mich daran hindern, wähle ich ihre Handynummer und bin überrascht, als ich keine Voicemail-Nachricht zu hinterlassen brauche.
    »Penn?«, fragt sie.
    »Ja.«
    »Stimmt etwas nicht?«
    »Nein. Ich wollte nur wissen, ob ich zu dir kommen und mit dir reden kann.«
    »Ich bin ziemlich kaputt. Ist es wichtig?«
    Kelly macht eine Bewegung, um mich anzutreiben. »Ich glaube schon. Es wird nicht lange dauern.«
    Ein ausgiebiges Schweigen. Dann erwidert sie: »Na gut, ich bin auf der Veranda.«
    »Danke. Ich komme gleich.«
    »Gut gemacht!«, lobt Kelly und klopft mir auf den Rücken. »Ich hab’s dir doch gesagt.«
    Ich erwidere sein Lächeln und stelle fest, dass er in der Corner Bar etliche Drinks gekippt haben muss. Seine Augen sind blutunterlaufen. Aber wenn jemand ein paar Gläschen verdient hat, dann er.
    »Bis später, Bruder«, sage ich.
    »Ich hoffe nicht. Du musst heute Nacht da drüben bleiben.«
    »Ist Carl dort?«
    »Ja. Aber ich werde ihm texten, dass er sich ein Papiertaschentuch in die Ohren steckt. Los, Mann. Sie wartet auf dich.«
    Ich winke ihm zu und eile hinaus.

44
    C aitlin wartet mit verschränkten Armen auf ihrer Veranda; ihre Haare sind gelöst und fallen ihr fast bis auf die Schultern. Sie trägt einen blauen Kaschmirpullover und Jeans, und aus ihrer Miene schließe ich, dass sie nicht vorhat, lange hier draußen zu sein. Ich gehe die Stufen hinauf und bleibe ein paar Schritte vor ihr stehen.
    »Langer Tag?«, frage ich.
    Sie zuckt die Achseln. »Ja und nein. Eine Menge, worüber ich nachdenken musste. Keine großen Offenbarungen. Und du?«
    »Ich habe mir bei Tims Beerdigung ein paar Gedanken gemacht. Über Annie, über die Stadt. Aber hauptsächlich über uns.«
    Caitlin fordert mich nicht auf weiterzureden, doch es hat keinen Sinn, nun innezuhalten. »Heute wurde mir klar, dass ich dich beim ersten Mal verloren habe, weil ich zu idealistisch war. Und du hast mich schon damals darauf hingewiesen. Ich wollte etwas vollbringen, was du für unmöglich gehalten hast, aber ich habe mir deine Einwände nicht richtig angehört. Ich dachte, du könntest die Situation nicht so genau einschätzen wie ich, deshalb habe ich meinen Plan weiterverfolgt. Und du bist abgereist.«
    Nun beobachtet sie mich voller Interesse, denn sie hört selten Schuldbekenntnisse von mir.
    »Ich dachte wirklich, du würdest nie mehr zurückkommen«, fahre ich fort. »Aber ich hatte mich geirrt. Und ich glaube, du warst bei deiner Rückkehr aufgeschlossen für eine Zukunft mit mir. Die Ironie ist, dass ich dich nun wieder verliere, aber diesmal, weil du etwas von mir erwartest, das ich für unmöglich halte, jedenfalls vorläufig. Jetzt ist es dein Idealismus, der uns trennt.«
    Sie öffnet erstaunt den Mund. »Also ist es meine Schuld? Willst du darauf hinaus?«
    »Nein. Ich sage nur, dass du beim ersten Mal recht hattest. Es war ein Fehler von mir zu glauben, dass ich allein diese Stadt retten kann.«
    Sie erwidert meinen Blick unverwandt, doch ich kann ihren Gesichtsausdruck nicht deuten. Jedenfalls sind ihre Gefühle nicht die, die ich mir erhofft hatte.
    »Ich habe heute mit Paul Labry über seine Bürgermeisterkandidatur nach meinem Rücktritt gesprochen.«
    »Nach deinem Rücktritt?« Sie weicht zurück, als könne sie meinen Worten nicht glauben. »Und was hast du danach vor?«
    »Ich möchte irgendwohin ziehen, wo du mit deiner Arbeit zufrieden bist und wo Annie eine erstklassige Schule besuchen kann.«
    Caitlin blinzelt

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