Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl
mehrere Male und sieht mich dann neugierig an. »Und du?«
»Ich kann überall schreiben.«
Sie wendet sich zur Straße um und lehnt sich auf ihr Verandageländer. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
»Ich dachte, du wärst froh darüber.«
Ein trauriges Lächeln umspielt ihren Mund. »Das hätte ich auch gedacht. Ich habe lange darauf gewartet, sehr lange. Aber nun hört es sich danach an, dass du … davonläufst.«
»Vor dem Bürgermeisteramt, meinst du?«
»Ich weiß es nicht.« Sie dreht sich zu mir um, Zorn in den Augen. »Vor Tims Tod, vor Sands, vor diesem ganzen Schlamassel. Und ja, auch vor dem Bürgermeisteramt. Was ist mit der großartigen Arbeit, die dir vor zwei Jahren so viel bedeutet hat? Ich verstehe dich nicht. Zum ersten Mal in deinem Leben scheinst du den leichteren Weg zu wählen. Und ich kann nicht … das ist nicht der Mann, in den ich mich verliebt habe.«
Ich bin so verblüfft, dass ich meine Gedanken kaum zu sammeln vermag. »Du möchtest, dass ich hierbleibe? Meine Amtszeit beende? Du möchtest, dass Annie weiter in die St. Stephen’s geht?«
»Nein, das möchte ich nicht. Aber ich will auch nicht, dass du dich von hier wegstiehlst. Oder von dem, was diesen Gegensatz zwischen uns verursacht hat.«
Zorn steigt in mir auf, doch ich dränge ihn zurück. »Es ist nicht so, als wäre ich Achilles, der in seinem Zelt schmollt. Auch ich habe ein paar Entscheidungen über den Fall getroffen. Ich bin Anwalt, Caitlin, und ich werde mich dem Problem mit Sands wie ein Anwalt widmen. Sobald Po in Gewahrsam und Sands nicht mehr geschützt ist, werde ich mit allen Mitteln versuchen, ihn unter Mordanklage stellen zu lassen. Und wenn ich Mord nicht nachweisen kann, werde ich ihn durch eine andere Anklage erwischen. Entführung, Hundekämpfe, Geldwäsche – was immer nötig ist, um ihn hinter Gitter zu bringen.«
Sie nickt, als wäre es das Mindeste, wozu ich verpflichtet bin. »Und wenn sie Po nicht schnappen?«
»Dann wird Sands der Regierung nicht mehr nützlich sein und den Schutz durch Hull einbüßen. Hull selbst wird ihn wahrscheinlich festnageln.«
»Wohl kaum. Dieses Hin und Her wird weitergehen. Hull wird glauben, Sands an der Leine zu haben, aber in Wirklichkeit ist es genau umgekehrt.«
»Was willst du tun? Dich an die Öffentlichkeit wenden?«
»Vielleicht. Ich denke darüber nach. Wenn Po nicht in die Falle geht, ist es sicher eine Alternative. Und bitte erinnere mich nicht an unsere Abmachung. Was mich betrifft, hast du nichts mehr mit diesem Fall zu tun, und ich kann meine eigenen Entscheidungen treffen.«
Diese Worte lösen einen Alarm in mir aus. »Was hast du heute unternommen?«
»Ich habe mir große Mühe gegeben, nicht an das Ganze zu denken.«
Sie will nicht, dass ich meine Nase in ihre Angelegenheiten stecke, aber ich kann mich nicht bremsen. »Was planst du für morgen?«
»Ich habe mit den Leuten geredet, zu denen ich wegen der Katrina-Artikel Kontakt gehalten habe. Hauptsächlich über den Vorfall auf der Danziger Bridge, aber auch, um herauszufinden, was dort unten im Konferenzzentrum wirklich geschah. Und im Superdome.«
Mit dem Vorfall auf der Brücke meint sie den Dokumentarfilm ihres »Freundes«.
»Ja, ich habe heute mit Jan gesprochen, falls es dich interessiert. Er macht morgen ein paar Aufnahmen mit Danziger-Zeugen. Ich überlege, ob ich hinunterfahren und ihm helfen soll. Er hat keine große Crew.«
Diese Möglichkeit beunruhigt mich weit mehr, als ich erwartet hätte. Schließlich habe ich diese Frau praktisch gebeten, mich zu heiraten, und sie antwortet mir, dass sie nach New Orleans reisen wolle, um mit einem anderen Mann einen Film zu drehen. »Wann willst du aufbrechen?«
»Morgen.«
Ich sollte meine Gefühle besser verbergen, doch mir wird klar, dass ich wütend den Kopf schüttle. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Das ist nicht die Reaktion, mit der ich gerechnet hatte. Ganz im Gegenteil. Vielleicht sollte ich mir deine Worte durch den Kopf gehen lassen … und auch deine Taten.«
Sie nickt und lächelt wieder traurig. »Auch ich möchte über deine Worte nachdenken. Das Amt aufzugeben wäre ein bedeutender Schritt für dich, und ich wollte deine Entscheidung nicht herabsetzen. Wie gesagt, ich habe lange auf ähnliche Worte von dir gewartet.«
»Vielleicht zu lange.«
»Ich weiß nicht. Und ich bin nicht sicher, warum diese Sache mit Sands mich so tief berührt.«
Fast wie von selbst greife ich nach ihrer Hand. »Triffst du
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