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Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl

Titel: Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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dich morgen mit mir zum Lunch? Im Castle, so wie früher?«
    Sie mustert mich lange und lässt ihre Hand in meiner liegen. »Wenn ich noch in der Stadt bin, können wir uns gern treffen.« Ihre Finger entziehen sich meinen. »Wenn ich nicht auftauche, bedeutet es, dass ich mehr Zeit brauche. Verstehst du?«
    Ich nicke langsam. »Es wäre mir lieber, dich nicht zu verstehen.«
    Sie schlägt die Arme um sich, um die Kälte abzuwehren. »Ich gehe jetzt lieber ins Haus.«
    »Vielen Dank, dass du Carl bei dir unterbringst.«
    »Ich weiß, dass Gefahr besteht. Und ich werde meine Sicherheit nicht riskieren, um auf einem Prinzip herumzureiten.«
    Ich freue mich, dass sie wenigstens in diesem Punkt eine klare Entscheidung trifft. Gestern Abend schien sie durchaus bereit zu sein, ihre Sicherheit aufs Spiel zu setzen.
    »Es tut mir leid, dass ich Annie nicht besuchen konnte«, sagt Caitlin. »Ich möchte sie im Moment nicht aus der Fassung bringen.«
    »Nein, du hast recht. Wenn das deine Einstellung ist, dürfte es die beste Lösung sein.«
    »Ich weiß, dass sie froh ist, wieder zu Hause zu sein.«
    »Das stimmt. Gute Nacht.«
    Caitlin winkt und verschwindet im Innern ihres Hauses.
    Kelly hat sich auf der Couch in meinem Hobbyraum ausgebreitet, den Styroporbecher im Schoß, die Augen fast geschlossen. Im Fernsehen läuft ganz leise ein alter Sydney-Pollack-Film: »Die drei Tage des Condor«.
    »He«, sage ich. »Alles okay?«
    Kellys Kopf rutscht nach vorn, was ein Nicken sein könnte. Ich will mich gerade abwenden und nach oben gehen, als er sagt: »Das hat nicht lange gedauert. Ist wohl nicht gut gelaufen, eh?«
    »Die Untertreibung des Jahrtausends.«
    »Mach dir keine Sorgen. Sie ist jung und hat noch ein paar Illusionen. Lass ihr Zeit.«
    Ich weiß, dass Kelly recht hat, aber mir missfällt der Gedanke, darauf zu warten, dass Caitlin genauso zynisch wird wie er und ich, was die menschliche Natur und die Justiz betrifft. »Vielleicht liegt sie richtig, und wir sollten den ganzen Dreck veröffentlichen.«
    »Auf keinen Fall. Dann kommt Po mit Sicherheit davon. Ich wünsche mir nur, wir hätten Sands abserviert, bevor wir den größeren Zusammenhang kannten. Dann könnten wir unsere eigenen Angelegenheiten erledigen.« Kelly lacht leise, doch in diesem Fall wird sein düsterer Humor von einer misstönenden Note begleitet.
    Ich mache ein paar Schritte in den Hobbyraum und blicke auf Kelly hinunter. »Du sagst das so lässig, als wäre es nichts Besonderes, Sands zu töten. Aber gestern Abend wolltest du nicht mal einen sterbenden Hund von seiner Qual erlösen.«
    Kellys rote Augen öffnen sich ganz kurz, doch er hebt nicht den Kopf. »Ich habe dir doch schon gesagt, dass wir die Umgebung so zurücklassen mussten, wie wir sie vorgefunden hatten.«
    »Das war nicht alles. Wolltest du mich auf die Probe stellen?«
    Seine Brust hebt sich, während er tief durchatmet. Dann seufzt er schwer und sagt: »Du hast es geschafft, Mann. Reden wir nicht mehr darüber.«
    »Ich will es wissen.«
    Er setzt eine finstere Miene auf, trinkt aus seinem Becher und schluckt hörbar. »Als ich mit der Delta-Ausbildung anfing, war ich bereit. Siebenundneunzig Prozent der Freiwilligen fallen durch, obwohl alle aus Eliteeinheiten kommen. Und dann muss man den psychologischen Kram durchstehen. War kein Problem für mich. Aber später, nachdem ich schon drin war, wurde ich vorübergehend dem sogenannten Hundelabor zugeteilt.«
    Er öffnet ein Auge und richtet es auf mich, als wollte er mich fragen, ob ich schon mal davon gehört habe. Ich hebe die Schultern.
    »Sinn der Sache ist«, fährt er fort, »dich auf die Art Wunden vorzubereiten, auf die du im Einsatz stoßen könntest. Wir hatten bei unseren Aktionen nämlich keinen Sanitäter dabei. Wir waren unsere eigenen Sanitäter.«
    »Und was war dieses Hundelabor?«
    »Na ja … es ist ziemlich einfach. Die Armee nimmt ein paar streunende Hunde und schießt auf sie – oder fügt ihnen ein Geschossverletzungstrauma zu –, gewöhnlich mit Kugeln, von denen man im Einsatz getroffen werden könnte. AK -47 und ähnlicher Schrott. Dann geben sie dir den verletzten Hund. Du hast einen Verbandskasten und sollst den Zustand des Hundes stabilisieren, bevor du ihn gesund pflegst. Jeder hat einen eigenen Hund. Sie stehen natürlich unter Schock, wenn du sie kriegst, so wie das Tier gestern Abend. Sie sind dem Verbluten nahe, haben Panik in den Augen, heulen vor Schmerz. Du hängst den Hund an einen Tropf und

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