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Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl

Titel: Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Zwingers sind Hunde. Bulldoggen und noch eine andere Rasse. Große Hunde. Meistens werden nicht einmal Männer zurückgelassen, um mich zu bewachen. Das ist nicht nötig. Bis zum Zaun sind es sieben Meter. Selbst wenn du hier rauskämst, würden sie dich in Stücke reißen, bevor du am Zaun bist.«
    »Dann ist dieses Gebäude ein Zwinger?«
    »Ja. Du bist in einem normalen Raum wie in einer Art Büro. Aber sonst sind es nur zwei Reihen von abgesicherten Boxen mit einem Gang dazwischen. In einer Box, unten an der Tür, sind Katzen. Das ist alles.«
    »Trotzdem ist es nützlich. Je mehr ich weiß, desto besser sind unsere Chancen. Ich werde mir etwas einfallen lassen. Trink du dein Wasser und versuch, stark zu bleiben. Vielleicht wirken die Antibiotika irgendwann. Ich weiß, wie schmerzhaft eine Blasenentzündung ist. Aber hör mir zu, Mädchen. Wir kommen hier raus. Hast du verstanden?«
    »Ja.«
    »Sag es, Linda.«
    »Wir kommen hier raus.«
    »Sag es so, als wenn du es glaubst.«
    »Es tut mir leid. Mir tut die Kehle weh. Haben sie dir auch ein Halsband angelegt?«
    »Was?«
    »Ein Hundehalsband.«
    »Nein.«
    »Mir haben sie eins umgebunden. Es ist an einen Pfosten gekettet. Er nimmt es nur ab, wenn er es mit mir treibt.«
    »O Gott.«
    »Wenn du etwas unternehmen willst, dann tu es bald.«
    Caitlin denkt krampfhaft nach. »Sind wir jetzt allein? Sind sie wirklich abgefahren?«
    »Ich glaub schon.«
    »Ich bin sicher, dass ich das Gitter am Fenster abschrauben kann.«
    »Nein! Tu das nicht! Du würdest die Hunde anlocken. Sie könnten durchs Fenster springen.«
    »Okay, okay, dann nicht.« Caitlin dreht sich wieder in ihrer Zelle um und richtet die Augen auf das billige Blechdach. »Was ist mit dem Dach? Hast du was dagegen, wenn ich versuche, einen Teil davon zu öffnen? Dann könnte ich nach oben klettern und herausfinden, was da draußen sonst noch ist.«
    Nach kurzem Schweigen erwidert Linda: »Ja, in Ordnung. Aber fall bloß nicht runter.«
    Caitlin spannt die Hände an und packt die Fenstergitter auf Schulterhöhe. Mit gewaltiger Anstrengung lehnt sie sich zurück und schiebt die Füße an der Wand hinauf, zuerst bis zur Brust, dann am Fenster vorbei. In ihrer Kindheit hieß diese Übung: »Der Katze das Fell über die Ohren ziehen.« Erstaunt, dass sie noch dazu imstande ist, dehnt und streckt sie sich, bis ihre nackten Füße den Rand der niedrigen Decke erreichen. Dann tritt sie zu. Nach dem vierten Tritt weist das Blech eine Delle auf, aber bald muss sie sich abrollen und sich wieder auf den Boden fallen lassen. Keuchend reibt sie sich die Hände. Sie ist nicht sicher, wie lange sie weitermachen kann, doch ein Dachnagel scheint sich aus der Latte oben an der Wand zu lösen.

48
    H eute ist der Tag, an dem Annie in die St. Stephen’s zurückkehrt, und sie scheint ein wenig unsicher zu sein, als wir langsam die lange Anfahrt zur Schule hinunterfahren. Auch ich bin nicht gerade mit mir im Reinen. Trotz meines Waffenstillstands mit Jonathan Sands habe ich den Direktor und den Wachmann gewarnt, nach Fremden auf dem Schulgelände Ausschau zu halten und sofort 911 anzurufen, wenn sie jemanden entdecken. Chief Logan hat seinem Einsatzleiter eingeschärft, zwei Streifenwagen mit heulenden Sirenen zur St. Stephen’s zu schicken, sowie es auch nur ein Anzeichen einer Störung gibt.
    »Wie fühlst du dich?«, frage ich mit einem Blick auf den Beifahrersitz. »Du bist so still.«
    »Ich hatte wieder einen Traum.«
    »Worüber?« Ich lenke den Wagen behutsam nach links, zum Gebäude der Mittelstufe.
    »Wieder über Caitlin.«
    Ich versuche, meine Tochter anzusehen, doch sie hat den Blick nach vorn gerichtet. »War er schlecht oder gut?«
    »Schlecht.«
    »Sagst du mir, worum es ging?«
    Sie ist unschlüssig, antwortet dann aber: »Ich habe geträumt, dass Mom wieder am Leben ist.«
    Das überrascht mich, denn Annie war bei Sarahs Tod erst vier Jahre alt und hat kaum klare Erinnerungen an ihre Mutter. »Was ist dann geschehen?«
    »Das möchte ich nicht sagen. Es war gruselig.«
    »Jeder hat manchmal gruselige Träume.«
    »Wir … wir sind zu Moms Grab gegangen, wie wir es manchmal tun, aber Mom war bei uns. Und … und das Gruselige war …«
    »Ganz ruhig, Baby.«
    »Caitlin war die Tote in Moms Grab. Und Mom hat neben uns gestanden und auf den Stein geguckt.«
    Da Annie wirklich verstört zu sein scheint, halte ich auf der Böschung an. Mit Kindern beladene Autos gleiten vorbei und halten. Die Kinder steigen an

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