Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl
abzuhalten.
Die Bemerkung, dass ein Köder benutzt werden solle, geht Caitlin nicht aus dem Kopf, und bald hat sie einen groben Plan entworfen: Wenn sie es irgendwie schafft, zu der Box mit den Katzen vorzudringen, könnte sie das Gitter von einem Seitenfenster des Zwingers lösen, zwei Katzen als Köder hinauswerfen, dann durch ein Fenster an der gegenüberliegenden Seite klettern und zum Zaun sprinten. Falls die Pitbulls ausgehungert genug sind, kann sie die sieben, acht Meter bis zum Zaun zurücklegen, bevor die Tiere die Täuschung durchschauen. Gestern Nacht allerdings wäre es unmöglich gewesen, sich den Katzen zu nähern. Eine Blechplatte an der Oberseite des Daches zu entfernen ist viel schwieriger, als ein Teilstück von unten durch Tritte zu lockern. Vielleicht wäre es leichter, wenn sie sich nicht darum sorgen müsste, abzurutschen und zur Beute heißhungriger Pitbulls zu werden, aber eine solche Denkweise ist sinnlos. Caitlin hat Fortschritte an der Blechplatte über der Stelle erzielt, wo die Katzen untergebracht sind, musste ihre Bemühungen im Morgengrauen jedoch einstellen, weil sie fürchtete, dass Quinn auftauchen würde. Sie braucht vielleicht noch eine Stunde, um die Platte so weit aufzustemmen, dass sie sich hinunterlassen und die Katzen erreichen kann.
Das wirkliche Problem bei ihrem Fluchtplan ist Linda. Selbst wenn Caitlin sie irgendwie von Halsband und Kette befreien kann, wird ihr verletztes Bein sie daran hindern, schnell genug zum Zaun zu laufen, geschweige denn darüber zu klettern.
Die einzige andere Möglichkeit, die Caitlin einfällt, hat mit dem Lagerraum zu tun. Quinn hat Linda dorthin gebracht, um sie zu vergewaltigen, und Linda erinnert sich, in dem Raum ein Arzneischränkchen und Stapel von Welpenfutter gesehen zu haben. Wenn das Schränkchen Sedativa enthält wie das, mit dem Caitlin betäubt wurde, gibt es vielleicht eine Möglichkeit, die Hunde eine Zeitlang auszuschalten. Aber solange Caitlin sich nicht vom Dach in den Lagerraum hinunterlassen kann, ist das keine Alternative. Und Linda zufolge werden die Männer, die die Hunde füttern und abrichten, bald erscheinen – sie kommen je einmal am Morgen und am Abend –, und vor allem Quinn könnte jederzeit eintreffen.
Die Kette nebenan rasselt lauter als vorher, und Caitlin verharrt. Sie hört durch das Sperrholz, wie Linda stöhnt; dann folgt ein trockenes Schluchzen.
»Linda?«
Die Kette rasselt erneut, und Caitlin hört das Rutschen von Plastik.
»O Gott«, jammert Linda. »Ich muss pinkeln. Aber es tut so weh!«
»Beiß die Zähne zusammen. Es ist die einzige Möglichkeit.«
»Ich kann nicht! Ich halte es nicht aus!«
»Du musst es aushalten.«
Der Plastikeimer rutscht wieder über den Boden. Ein paar Sekunden lang ist es still. Dann plätschert Urin in den Eimer, und Linda beginnt zu schreien. Caitlin schlägt die Arme um den Körper und versucht, das Geräusch zu ignorieren. Plötzlich knallt irgendetwas mit Wucht gegen die Sperrholzwand, und die Kette rasselt. Linda schnappt erschrocken nach Luft. Motorenlärm ist zu hören. Die Pitbulls bellen wie verrückt.
»O nein!«, jammert Linda.
Der Motor verstummt, und eine Tür wird zugeschlagen.
Lindas Schluchzen wird lauter. »Ich kann es nicht!«, jammert sie. »O Gott, lass es nicht zu.«
Caitlins Herz rast vor Furcht. Sie selbst war noch nie einem Mann so hilflos ausgeliefert wie Linda, schon gar nicht einem sadistischen Psychopathen. In hilfloser Verzweiflung hört sie, wie Linda eine Bibelstelle zitiert.
Als die Tür des Zwingergebäudes aufgerissen wird, steht Caitlin nackt, aber aufgerichtet in ihrer Zelle, genau über den blutigen Fußabdrücken, durch die die Entführer auf ihre nächtlichen Bemühungen aufmerksam werden könnten. Sie hat einen Teil ihres kostbaren Trinkwassers benutzt, um die Spuren zu verwischen, aber sie sind nur größer geworden. Wenn jemand etwas bemerkt, wird sie behaupten, dass sie ihre Periode hat.
Das Poltern von Stiefeln nähert sich auf dem Gang zwischen den Boxen und verstummt vor dem Raum, in dem sie eingesperrt ist. Caitlin kann Quinn nicht sehen, aber sie erinnert sich an sein Foto in der Golden-Parachute-Akte, die Penn ihr gezeigt hat. Quinn war stattlich auf eine »schwarz-irische« Art, wie manche es nennen, mit dunklen Locken und dunklen Augen. Er hätte ganz passabel ausgesehen, wären nicht die schiefen, schlecht gepflegten Zähne gewesen.
»Einen wunderschönen guten Morgen, Ladys«, ruft Quinn. Dann nähert
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