Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl

aufzugeben. »Ich habe Ihren Boss am Kragen«, erwidere ich, »und er hat nur eine Chance, die Daten zurückzubekommen.«
    »Selbst wenn Sie die Daten hätten, könnten Sie sie nicht benutzen«, entgegnet Quinn selbstbewusster. »Ihre eigene Regierung würde Hackfleisch aus Ihnen machen. Sie wissen immer noch nicht, womit Sie es zu tun haben.«
    Erregung hat von mir Besitz ergriffen. »Ich werde Ihnen sagen, was ich weiß. Ihr Kumpel Hull ist wie ein Vampir – er kann kein Licht ausstehen. Wenn ich an die Öffentlichkeit gehe, wird er in einer Rauchwolke verschwinden. Lassen Sie sich nicht ablenken, Quinn. Der USB -Stick ist die Hauptsache. Und wenn Sie Caitlin auch nur einen Kratzer zufügen, werden Sands und Sie den Rest Ihres Lebens auf der Parchman Farm verbringen. Sie glauben, dass irische Gefängnisse brutal sind? Na, bei uns würden Sie sich wünschen, tot zu sein, Kumpel. Sie werden bald von mir hören.«
    »Moment …«
    Nachdem die Verbindung abgebrochen ist, mache ich eine Siegerfaust. »Sie haben ihn nicht.«
    »Wunderbar«, sagt Kelly, der Carls Kopf wiegt. »Das Problem ist nur, dass du ihn auch nicht hast.«
    »Nein. Aber ich weiß, wer.« Endlich hallt das Heulen einer Sirene in der Washington Street wider.
    »In letzter Sekunde«, murmelt Kelly.
    »Bleib bei ihm, bis sie hier sind«, sage ich und schiebe mich rückwärts durch die Tür.
    »Wohin willst du?«
    »Zum Büro des Bezirksstaatsanwalts. Du findest mich dort oder in der City Hall.«

51
    V on Caitlins Haus bis zum Büro des Bezirksstaatsanwalts sind es nur drei Blocks. Während der kurzen Fahrt rufe ich Chief Logan im Polizeirevier an.
    »Lange nichts von dir gehört, Herr Bürgermeister«, sagt Logan mit feinem Spott.
    »Ich könnte das Gleiche von dir behaupten. Hatte ziemlich viel zu tun.«
    »Bei mir war es nicht anders.«
    »Ich rufe an, um dich auf dem Laufenden zu halten. Ein Junge namens Ben Li hat auf der Magnolia Queen gearbeitet. Computerexperte. Ich glaube, er ist in Schwierigkeiten – vielleicht sogar tot.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Verlass dich einfach auf mich, Chief. Du solltest der Sache nachgehen. Ich würde Dingen wie Schließfächern und dergleichen, die der Junge gemietet haben könnte, besondere Aufmerksamkeit widmen. Du könntest auch sein Haus durchsuchen lassen, aber ich glaube nicht, dass du dort irgendetwas finden wirst.«
    Logan schweigt ein paar Sekunden lang. Dann sagt er: »Hättest du mir das doch ein bisschen früher mitgeteilt. Gestern, zum Beispiel.«
    »Wieso?«
    »Hat dieser Li am Park Place gewohnt?«
    »Keine Ahnung. Warum fragst du?«
    »Weil ein Haus, das jemandem mit Namen Li gehörte, heute am frühen Morgen niedergebrannt ist.«
    Eine eisige Vorahnung überkommt mich, doch Logan redet so schnell weiter, dass ich nicht näher darüber nachdenken kann.
    »Ich würde dir gern ein paar Fragen stellen, Penn. Unter vier Augen, wenn möglich.«
    »Okay, Don, aber ich werde mich später bei dir melden müssen. Ich habe gleich ein Treffen mit dem Bezirksstaatsanwalt. Ich rufe zurück, sobald es möglich ist.«
    »Gut. Und ich sehe zu, was ich über diesen Li herausfinden kann.«
    Ich bedanke mich bei Logan, stelle den Saab auf meinem Privatparkplatz ab und gehe auf das Gebäude zu, in dem das Büro des Bezirksstaatsanwalts untergebracht ist. Die Angestellten kommen gerade aus der Mittagspause, doch ich reagiere kaum auf ihre Grüße. Meine Gedanken beschäftigen sich immer noch mit einem Feuer, das nicht die Folge eines Unfalls gewesen sein kann und für diejenigen, die klug genug sind, die Umstände zu durchschauen, eine besondere Bedeutung haben muss.
    Was Sands dieser Stadt angetan hat, lässt sich allein schon daran ermessen, dass ich mich frage, ob ich Leuten, die ich seit langem kenne, noch vertrauen kann.
    Rose, meine Sekretärin, kommt mir auf dem Bürgersteig entgegen.
    »Paul Labry wartet in Ihrem Büro auf Sie«, ruft sie. »Anscheinend ist er in der Mittagspause aufgetaucht und rührt sich nicht von der Stelle. Dora sagt, dass er sehr erschüttert ist.«
    »Warum haben Sie mich nicht angerufen?«
    »Ich habe es gerade erst erfahren. Er wollte nicht, dass Sie gestört werden. Aber er will unbedingt unter vier Augen mit Ihnen sprechen, und niemand sollte ihn Ihnen gegenüber am Telefon erwähnen.«
    Ich schwenke nach rechts und jogge über den Rasen zum Eingang der City Hall.
    Zwei Frauen im Foyer springen mit einem erschrockenen Ausruf zur Seite, bevor ich die Treppe hinaufrenne, wobei ich