Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl
Baritonstimme.
Ich drehe mich um und blicke in Shad Johnsons Gesicht. Er mustert mich mit kühler Distanz und wartet, dass ich ihm den Grund für meine Anwesenheit auf seinem Territorium nenne.
»Ich muss mit Ihnen reden«, beginne ich. »Aber zuerst schicken Sie bitte Ihre Sekretärin weg. Bei diesem Gespräch können Sie keine Zeugen gebrauchen.«
52
C aitlin blickt aus dem Fenster ihrer Sperrholzzelle in die haifischähnlichen Augen eines riesigen weißen Hundes. Nachdem Quinn Linda in den Lagerraum gebracht hatte, verstummten ihre Schreie, doch bald trafen Männer in einem Pick-up ein, der einen langen Anhänger hinter sich her zog. Einer der Männer trug einen dick gepolsterten Anzug, sodass er beinahe wie der Michelin-Mann aussah. Caitlin vermutete, dass dieser Schutzanzug für die Arbeit mit gefährlichen Hunden diente, was sich bald als zutreffend erwies.
Vier weiße Hunde – so riesenhaft, dass selbst die Pitbulls auf dem Hof winzig erschienen – wurden aus dem Anhänger ausgeladen. Ihre Köpfe reichten bis an die Taille der Männer, und sie hatten faltige Gesichter und gestutzte Ohren, durch die sie wie eine Caitlin unbekannte, zum Kämpfen abgerichtete Kreuzung wirkten. Die Pitbulls gerieten außer sich, als die weißen Hunde erschienen, und mehrere kauerten in der Nähe des Zwingers auf dem Boden. Ein paar Minuten später wurde ein zweiter Anhänger mit weiteren Männern antransportiert. Sie öffneten das Tor des Zwingerhofes, trieben die Pitbulls zusammen, scheuchten sie in den Anhänger und entfernten sich in einer Staubwolke. Dann wurden die weißen Hunde in den Zwingerhof gelassen.
Nachdem Caitlin sie eine Zeitlang beobachtet hatte, gelangte sie zu der Überzeugung, dass es sich um Bully Kuttas handelte, denn sie erinnerte sich an Penns Beschreibung des weißen Hundes auf seiner Veranda in der Nacht, als Sands seine wahre Identität enthüllt hatte. Penn hatte auch die Hunde, die Kelly und ihn auf der Flussinsel angegriffen hatten, für Bully Kuttas gehalten, doch er war sich nicht völlig sicher gewesen. Jedenfalls verängstigten die weißen Hunde Caitlin viel mehr als die Pitbulls, was ihr noch vor einer Stunde unmöglich erschienen wäre.
Das Geräusch einer sich schließenden Tür lässt sie vom Fenster zurücktreten. Die Wand des Verschlags, in dem sie gefangen ist, rasselt und scheppert. Dann hört sie, wie die Tür von Lindas Zelle zufällt. Quinn spricht so leise, dass Caitlin ihn nicht verstehen kann, und Linda antwortet nicht. Dann poltern Quinns Stiefel durch den Zwinger, als er sich entfernt.
Nachdem er die Eingangstür zugeschlagen hat, fragt Caitlin: »Linda? Alles klar?«
»Mir tut der Magen weh.«
»Hat er dich wieder gequält?«
»Nein. Er hat mir ein paar andere Tabletten gegeben. Wahrscheinlich habe ich deshalb Magenschmerzen.«
»Versuch, sie nicht zu erbrechen. Und trink Wasser, wenn du kannst. Dadurch verdünnt sich dein Urin, und es wird nicht so wehtun, wenn du pinkelst.«
Ein höhnischer Laut dringt durch die Hauswand.
»Linda, ich habe eine Idee, wie wir hier rauskommen. Ich möchte, dass du mir zuhörst. Okay?«
Zögernd erwidert Linda: »Okay.«
In kurzen Zügen beschreibt Caitlin ihren Plan, eine Katze als Köder zu benutzen und die Hunde zur einen Seite des Hofes zu locken, während Linda und sie, Caitlin, zum Zaun auf der anderen Seite rennen.
»Das kann nicht klappen«, sagt Linda, als Caitlin geendet hat.
»Warum nicht?«
»Weil du zuerst die Katzen holen musst. Und wenn du das Dach aufstemmst, kommst du noch lange nicht durch den Maschendraht. Und selbst wenn du die Gitter vor den Fenstern abkriegst, kannst du niemals die Kette an meinem Hals öffnen.«
»Doch. Wenn alle weg sind, steige ich runter in den Lagerraum. Da muss irgendwo ein Schlüssel sein, oder ein Werkzeug. Hast du nicht gesagt, dass Quinn das Halsband abmacht, wenn er dich missbraucht?«
»Manchmal. Hin und wieder hakt er es mit einer kürzeren Kette an einen Bolzen auf dem Tisch.«
»Woher nimmt er den Schlüssel, wenn er es abmacht?«
»Von dem Ring, an dem auch seine Autoschlüssel sind.«
Caitlin schweigt betroffen.
»Siehst du? Du musst mich hierlassen«, sagt Linda mit kaum vernehmlicher Stimme.
»Nein.«
»Natürlich. Selbst wenn du das Halsband öffnen kannst, werde ich es nicht bis zum Zaun schaffen. Vorher erwischen mich die Hunde. Und so will ich nicht sterben.«
»Du wirst nicht sterben, Linda. Du wirst mit mir zusammen ausbrechen.«
Schweigen.
»Und wenn ich
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