Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl
dass solche Hunde Welpenfutter wollen? Die fressen Fleisch – nichts anderes. Du bist verrückt, wenn du einen Fluchtversuch unternimmst.«
»Hast du schon die Stäbe von deinem Fenster gelöst?«
Linda schweigt.
»Linda?«
»Ich habe zwei gelockert. Aber was bringt das schon? Du kannst diese Kette nicht öffnen, und selbst wenn du es schaffst, kann ich nicht laufen. Wie oft soll ich das noch sagen?«
Erneutes Schweigen. Caitlin kann hören, wie die Ausbilder draußen mit den Bully Kuttas arbeiten. Nach allem, was sie vor dem Fenster gesehen hat, muss ein Mann, der zu einem dieser Tiere in die Grube springt, nur mit einem Messer bewaffnet, verrückt sein, egal welchen Panzer er trägt. Immerhin hat Daniel Kelly es geschafft, einen der Hunde am Flussufer zu töten. Also ist es nicht unmöglich. Doch Kelly ist ein Elitekämpfer, sodass Caitlin sich keine Illusionen darüber macht, was geschehen würde, wenn eines der Tiere sie beim Überklettern des Zaunes am Knöchel packt. Die Meute würde sie bei lebendigem Leibe auffressen.
»Ich kann nicht ohne dich gehen«, sagt Caitlin erneut. »Wir müssen es versuchen, sobald die Ausbilder weggefahren sind, hörst du? Nach dem, was Sands heute mit Quinn angestellt hat, wird der Mistkerl rasend sein und seine Wut an dir auslassen. Sobald die Ausbilder weg sind, musst du die anderen Stäbe abreißen.«
»Ich weiß, was sie tun werden«, erwidert Linda. »Sie werden dich wegbringen und mich dann in den Panzeranzug stecken und den Hunden vorwerfen.«
»Nein!«, ruft Caitlin, doch sie vermutet, dass Linda recht hat.
»Du hast doch gesehen, wie sie sich benommen haben. Sie können sich nicht leisten, dich zu töten. Deshalb haben sie dich gefragt, wer dich entjungfert hat. Der Bürgermeister macht irgendeinen Deal für dich, aber das kommt für mich nicht in Frage. Ich habe zu viel gesehen.«
»Wenn sie mich freilassen, können sie dich nicht töten. Ich habe dich gesehen und würde überall verbreiten, dass du noch am Leben bist. Verstehst du?«
Ein letzter Befehl hallt über den Hof unter dem großen Schuppen, dann hört Caitlin, wie der Deckel des Werkzeugkastens eines der Pick-ups scheppernd zufällt.
»Sie brechen auf.« Ihr Herz hämmert vor Erwartung. »Fang an. Sobald du die Stäbe gelöst hast, klettere ich aufs Dach.«
»Caitlin?«
»Ja?«
»Du solltest es nicht versuchen. Sie werden dich freilassen, und du brauchst nur auf den Austausch zu warten. Aber wenn du dich unter die Hunde wagst, wirst du sterben. Welpenfutter wird sie keine fünf Sekunden zurückhalten. Sie werden dich wittern und dann in Stücke reißen.«
»Ich warte nicht!«
»Dann bete ich für dich.«
»Ich will kein Gebet. Ich will, dass du mitkommst.«
»Ich kann nicht mehr laufen!«
Caitlin kann die Täuschung nicht länger aufrechterhalten. »Linda, wenn du nicht fliehst, wirst du sterben. Du hast recht. Quinn will dich töten. Es sind nur sieben Meter bis zum Zaun. Ich helfe dir und heb dich hoch.«
Stille. Dann sagt Linda: »Das kann ich nicht zulassen. Es sollte nicht sein. Meine Zeit ist gekommen. Wenn du wirklich fliehen willst, dann lauf einfach los.«
»Nicht ohne dich.«
»Doch. Und es braucht dir nicht leidzutun. Du bist ein guter Mensch, Caitlin. Nicht eingebildet, wie ich dachte. Ich wünsche, wir hätten Freundinnen sein können. Seit der Grundschule habe ich keine gute Freundin mehr gehabt.«
»Wir können Freundinnen sein. Wir sind Freundinnen!«
Diesmal dehnt das Schweigen sich sehr lange. »Ich habe in meinem Leben ein paar schlimme Dinge getan«, sagt Linda schließlich. »Dinge, von denen meine Mama nichts wissen darf.«
»Das ist bei uns allen so, Linda.«
»Vielleicht. Na ja, wenigstens kann ich behaupten, nie Geld dafür genommen zu haben.«
Draußen erwacht der Lastwagenmotor dröhnend zum Leben, und zwei Türen werden zugeschlagen.
»Los jetzt!«, zischt Caitlin und springt auf. »Mach die Stäbe vom Fenster ab. Wenn Quinn zurückkommt, wird er nichts als leere Boxen vorfinden!«
Sie packt ihr eigenes Fenstergitter und beginnt ihr Turnmanöver, hält aber inne, bevor sie die Blechplatte über sich hochdrückt. »Linda?« Sie hört nichts als den sich entfernenden Lastwagen und das Rasseln der Kette nebenan.
»Machst du Fortschritte?«, ruft sie, während ihr das Blut zu Kopf steigt.
»Mhm. Es tut weh.«
»Ohne Fleiß kein Preis. Ab damit!«
»Caitlin?«
»Was?«
»Danke, dass du meine Kleidung zurückgeholt hast.«
»Keine Ursache. Wir sehen
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