Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl
Schwerverbrechen herumgeschlagen.«
»Hauptsächlich mit Mord. Nicht mit Pseudo-Spionage. Darum geht mir das hier gegen den Strich. Jonathan Sands hat Tim Jessup, Ben Li und Linda Church ermordet oder ermorden lassen. Alle waren Angestellte auf der Magnolia Queen und hätten genug Material liefern können, um ihn für den Rest seiner Tage ins Gefängnis zu bringen. Außerdem hat er die Entführung von Caitlin Masters angeordnet. All diese Verbrechen unterliegen in Mississippi der Todesstrafe. Tim Jessup war ein Freund von mir, aber selbst wenn er es nicht gewesen wäre, würde dieser Mann nicht ungestraft davonkommen. Es ist mir scheißegal, auf welche Bundesbehörde Sie sich berufen – sobald Sie Po haben, wird dieser Dreckskerl eingelocht. Entweder sitzt er als Teil der Vereinbarung mit Ihnen eine lange Strafe ab, oder Shad Johnson schickt ihn wegen Mordes und Entführung nach Parchman.«
Sands beugt sich vor und lacht mir ins Gesicht. »Sie wollen es nicht begreifen, Kumpel. Wenn ich nicht kooperiere, geht Po meinem Freund Hull durch die Lappen. Und ich werde nicht kooperieren, wenn mir keine Immunität vor Strafverfolgung zugesichert wird. Schluss und aus.«
»Nicht ganz«, erwidere ich. »Wenn Po heute Abend nicht zu Ihrem kleinen römischen Schauspiel erscheint – und ich wette zehn zu eins, dass er es nicht tut –, glauben Sie dann, dass Hull mit leeren Händen nach Washington zurückkehrt? Nachdem er so viel Zeit und Geld in diese Unternehmung investiert hat? Nein. In dem Fall kriegt Quinn die Freikarte, und Sie werden als verhasstester Krimineller Amerikas dastehen. Ich sehe die Schlagzeilen schon vor mir: ›Irischer Gangster tötet schutzlose Hunde und wäscht Geld für chinesische Triaden. Mögliche Verbindung zum Terrorismus.‹«
Während Quinn mich hinter Sands’ Kopf zornig anstarrt, bemerke ich, dass Sands diese Möglichkeit offenbar ins Auge gefasst hat.
»Schließlich wissen wir nur«, fahre ich fort, »dass Ihr Freund Quinn Linda Church vergewaltigt und mehrere Hunde getötet hat. Vielleicht hat er auch Tim Jessup ermordet, vielleicht nicht. Aber er kann uns genauso viel wie Sie mitteilen. Und wenn Po auf freiem Fuß bleibt, sind Sie der große Fisch, den alle fangen wollen.«
»Warum hören wir uns diesen Blödsinn überhaupt an?«, stößt Sands hervor und schnellt so rasch hoch, dass Quinn zurückspringen muss, um ihm Platz zu machen.
»Weil ich Beweise habe, Mr. Sands«, erwidere ich in aller Ruhe. »Überzeugende Beweise. Ich kann Sie schon jetzt wegen Geldwäsche einbuchten lassen. Chief Logan wartet am Ufer, und sämtliche FBI -Agenten der Welt können ihn nicht aufhalten.« Ich lehne mich zurück und mustere Sands, wobei all der Hass in meinem Herzen in meinen Augen funkelt. »Wir sind in den Vereinigten Staaten von Amerika, Scheißkerl. Deshalb hören Sie mir zu.«
Hull wirkt besorgt. »Ihre Polizisten sind doch hoffentlich nicht sichtbar?«
»Regen Sie sich nicht auf, Hull. Ich wünsche mir fast so sehr wie Sie, dass Po verhaftet wird, aber ich glaube nicht, dass er aufkreuzt. Und ich möchte sicher sein, dass dieser Psychopath sich in der Hitze des Gefechts nicht zu einem Happy End davonmacht.«
Während Sands die Fäuste ballt, als wolle er eine Tür einschlagen, erhebt sich Hull, dreht seinen Stuhl um, setzt sich rittlings darauf und betrachtet mich wie ein Feldwebel, der sich anschickt, seine Soldaten zusammenzustauchen. Wahrscheinlich habe ich bereits genug Audiomaterial, um Hulls Karriere beenden zu können, doch nun scheinen wir uns in den Bereich der Schwerstkriminalität zu begeben.
»Ich will Ihnen ein paar Tatsachen nennen«, sagt der Anwalt. »Sands mag ein Psycho sein, aber das ist letztlich scheißegal. Glauben Sie, dass ich meine Zeit mit ihm verschwenden würde, wenn er mir nicht helfen könnte? Die Nationale Sicherheitsbehörde hat bestätigt, dass Pos Privatmaschine vor fünf Stunden am Flughafen Barajas in Madrid gestartet ist. Er wurde dabei beobachtet, wie er persönlich drei Tosa Tokens an Bord brachte, und …«
»Tosa Tokens?«
»Kampfhunde. Po fliegt sie ein, weil er erwartet, dass sie hier gegen einen Mann antreten.«
Der Gedanke, dass Edward Po wirklich in Hulls Falle gehen könnte, kommt mir zum ersten Mal realistisch vor und ereilt mich wie ein Schock. »Wann wird er hier eintreffen?«
»Wenn es nicht zu unvorhergesehenen Verzögerungen kommt – wie durch diesen absurden Quatsch –, in drei bis vier Stunden.«
Sands starrt auf Hull
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