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Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl

Titel: Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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rollt zu dem kleinen Terminal, und ein blauer Hubschrauber vom Typ Bell lässt sich zwanzig Meter von mir entfernt auf der Landebahn nieder. Die Tür des Gulfstream öffnet sich, und die Stufen senken sich mit einem hydraulischen Summen auf den Boden.
    Hans Necker kommt allein heraus. Er ist ein stämmiger, rotgesichtiger Mann von ungefähr sechzig Jahren. »Penn! Endlich Auge in Auge.« Er setzt sich schwungvoll in Bewegung. »Entschuldigen Sie die Verspätung, aber wir haben den größten Teil der Zeit im Flug herausgeholt.«
    Ich begrüße Necker mit allem Enthusiasmus, den ich aufbringen kann, während er mich bereits an der Schwanzflosse seines Jets vorbei zu dem Hubschrauber führt. Also gleich ans Werk. Das passt mir gut. Je rascher wir aufsteigen, desto rascher kommen wir zurück.
    Necker reißt die Seitentür auf, schiebt mich in den Helikopter und klettert auf den Platz neben mir. Der Pilot deutet auf zwei Paar Kopfhörer auf dem Sitz. Ich setze mir einen auf und packe dann den Griff zu meiner Linken, um mich auf den Start vorzubereiten.
    »Los geht’s, Major!«, ruft Necker in meinem knisternden Headset.
    Der Hubschrauber erhebt sich wie ein Blatt in einer Windböe. Dann senkt sich sein Bug, und unsere Geschwindigkeit erhöht sich rasch, während wir in den blau-weißen Himmel steigen.
    »Penn«, sagt Necker über die Gegensprechanlage, »unser Pilot ist Danny McDavitt. War in Vietnam.«
    »Freut mich, Sie kennenzulernen«, sage ich zu dem ergrauenden Hinterkopf vor mir.
    »Ebenfalls«, antwortet eine ruhige Stimme.
    Ich erinnere mich an McDavitts Namen in Zusammenhang mit der Bruchlandung eines Hubschraubers auf dem Fluss. Das war vor ungefähr sechs Monaten, und es gab allerlei Gerede über den Piloten und die Frau eines hiesigen Arztes, aber solcher Klatsch und Tratsch ist ständig zu hören; deshalb nehme ich ihn nur zur Kenntnis, wenn er mit mir selbst oder der Stadt zu tun hat.
    Der Gedanke an einen Absturz weckt einen Schmetterlingsschwarm in meinem Bauch, doch während der sechzig Sekunden, die wir brauchen, um den Mississippi im Blickfeld zu haben, verhilft McDavitt mir zu der Überzeugung, dass er ein Teil der Maschine ist oder dass die Maschine ein Teil seines Willens ist. Mit beiden Möglichkeiten bin ich zufrieden, denn dies ist mein erster Hubschrauberflug, bei dem mir der Magen nicht durchsackt.
    »Wie war der Medienflug heute Morgen?«, fragt Necker, der die Stirn an das Glas neben sich gepresst hat.
    »Großartig«, entgegne ich ein wenig zu laut. »Das Wetter scheint den größten Teil des Wochenendes gut zu werden. Außer vielleicht am Sonntag.«
    »Sehr gut.«
    »Wie war Ihr Besuch in Greenville?«
    »Ausgezeichnet. Die wollen die Anlage haben. Aber hier gefällt es mir besser«, sagt Necker geradezu sehnsüchtig. »Den anderen Städten fehlt die Romantik – abgesehen von New Orleans, aber das kommt ja nicht mehr in Frage.«
    Das hatte ich erwartet, bin aber erleichtert, es bestätigt zu bekommen.
    »Drei Tage nach dem Bruch der Dämme habe ich dort einen Überflug gemacht«, fährt Necker fort und schaut hinunter auf eine Reihe von Lastkähnen in einer Flussbiegung. »Wir haben ein paar Hilfssendungen nach Biloxi transportiert. Mein Gott, es sah aus wie das Ende der Welt. Auf der Autobahn waren immer noch Menschen gestrandet. Unglaublich.«
    Ich schüttle nur den Kopf. Die Dimensionen der von Katrina angerichteten Verwüstung sind ohnehin nicht mit Worten zu erfassen. »Wollen Sie sich den Industriepark zuerst ansehen?«, frage ich dann. »Oder die Stadt?«
    »Lassen Sie uns direkt zu der alten Triton-Batteriefabrik fliegen. Ich habe heute nicht viel Zeit. Einverstanden, Major?«
    »Es ist Ihr Geld«, gibt McDavitt zurück.
    An jedem anderen Tag hätte Neckers Hast mich beunruhigt, doch heute ist mir jeder Vorwand recht, um mich meinen eigenen Gedanken widmen zu können. Während wir südwärts fliegen, am Fluss entlang, entfaltet sich die Stadt unter uns wie in einem Film im Großformat. Wir fliegen niedrig genug, um die »Vom Winde verweht«-Aura der prächtigen Villen sehen zu können, die zwischen den grünen Wäldern der alten Plantagen errichtet wurden. Ein Städtchen, das malerischer wäre, ist in Amerika nirgends zu finden.
    Necker stellt eine Menge Fragen, und ich beantworte sie, ohne ins Detail zu gehen. Jede Straße, jedes Feld, jeder Park, jede Schule und jeder Bach unter uns bergen für mich zwar unauslöschliche Erinnerungen, doch wie soll ich das einem Fremden

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