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Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl

Titel: Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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ertönt hinter dem Herrenhaus, dessen Gelände den Rahmen für das größte Fest der Stadt liefert. Annie schnappt nach Luft, als wir um die Ecke von Fort Rosalie biegen, und mein Puls schlägt schneller. Der Begriff »Ballon-Glühen« trifft genau zu auf dieses Abendritual: Aus der Ferne betrachtet, glühen die Ballons wie gigantische mehrfarbige Laternen vor dem blauschwarzen Hintergrund des Himmels. Doch aus der Nähe, zwischen den aufgeblasenen, im Wind schwankenden Ballonhüllen, ist die Erfahrung noch viel intensiver. Wenn die Ballonfahrer »Zündungen« für die Zuschauer demonstrieren, spürt man die Hitze noch aus zehn Metern. Gelbe und blaue Leuchtsignale erhellen die Nacht wie Lagerfeuer und lassen Kinder und Erwachsene staunen. Die Ballons zerren an den Seilen, mit denen sie am Boden festgebunden sind, und Kinder, die den Rand der Körbe packen, heben von der Erde ab. Diese Zeremonie ist die perfekte Einführung für das erste Rennen morgen. Dann werden die Ballons sich aus dem vom Frühtau feuchten Gras erheben und über der Stadt schweben.
    »Ich bin froh, dass du es nicht verschoben hast«, sagt Annie und greift nach meinem Arm, während wir uns den Menschen anschließen, die zwischen den Ballons herumwimmeln. »Das wird den Flüchtlingskindern helfen, den Hurrikan zu vergessen.«
    Sie zieht mich zu dem nächsten Ballon, und ich nutze ihre vorübergehende Unaufmerksamkeit, um auf meinem Handy nach weiteren Textnachrichten zu suchen. Ich weiß nicht, ob ich hoffe, dass Tim unser Treffen absagt oder vorverlegt. Sicher weiß ich nur, dass ich die Wahrheit über Golden Parachute erfahren möchte. Aber ich habe keine Nachricht.
    Ich verbringe die ersten fünfundvierzig Minuten mit Annie, besichtige alles, was sie mir anzusehen befiehlt, und schnappe mir ein paar Ballonfahrer, damit Annie ihnen Fragen stellen kann. Ich selbst werde einige Male von Bürgern angehalten, die Beschwerden über ihre Lieblingsanliegen vorbringen möchten, doch Annie hat ein Geschick dafür entwickelt, mich aus solchen Gesprächen herauszuholen. Fernsehteams streifen mit ihren Kameras über das Grundstück: eines aus Baton Rouge, neunzig Meilen südlich, ein anderes aus Jackson, hundert Meilen nördlich. Ich verspreche einer Produzentin des Baton-Rouge-Senders, ihr fünf Minuten am Tor von Rosalie zu gewähren, wo Ballonfahrer und Katrina-Flüchtlinge interviewt werden. Ich habe vor, Annie mitzunehmen, aber zwei Minuten nach meinem Versprechen stoßen wir auf Libby Jensen, und in meiner Brust zieht sich etwas zusammen.
    »Libby! Libby!«, ruft Annie, läuft auf Libby zu und umarmt sie. »Sind die Ballons nicht super?«
    »Oh ja.« Libby lächelt mir über Annies Kopf hinweg zu.
    Sie ist in Natchez geboren, hat Jura in Texas studiert, heiratete einen Partner ihres Anwaltsbüros in Dallas, hatte ein Kind mit ihm und ließ sich von ihm scheiden, als sie entdeckte, dass er im ersten Jahrzehnt der Ehe eine Reihe von Mätressen ausgehalten hatte. Als Anwältin zu arbeiten gefiel ihr nicht besser, als betrogen zu werden, sodass sie mit ihrem Sohn in ihren Geburtsort zurückkehrte und von ihrer Abfindung einen Buchladen eröffnete. Ihre Ausstrahlung und ihr Geschäftssinn hatten den Laden profitabel werden lassen, und mehrere mit mir befreundete Autoren machen öfters dort halt, um Bücher zu signieren, wenn sie sich auf die literarische Pilgerfahrt von Oxford nach New Orleans begeben. Nachdem Caitlin abgereist war, entwickelte sich die Freundschaft zwischen Libby und mir rasch zu einem Gefühl, das unsere Einsamkeit minderte, und dieser gegenseitige Trost half uns über den größten Teil des Jahres hinweg. Doch Libbys Sohn Soren hat ernste Aggressionsprobleme – von einer Drogensucht gar nicht zu reden –, und wir konnten uns nicht darüber einigen, wie wir damit umgehen sollten. Am Ende war es diese Meinungsverschiedenheit, die zu unserer Trennung führte.
    Heute Abend sind wir zum ersten Mal seit dem Ende unserer Beziehung zusammen, und ich hatte befürchtet, dass die Begegnung peinlich werden könnte. Aber Libbys sanfte braune Augen glänzen, während sie Annie umarmt, und in diesen Augen kann ich das Eingeständnis lesen, dass ihr Bedauern zum Teil auf ihrer eigenen Entscheidung beruht.
    »Wo ist Soren?«, fragt Annie, und mir fällt Tims Bemerkung ein, dass er Libbys Sohn, »high wie ein Drachen«, unten auf der Magnolia Queen gesehen habe.
    Libby verdreht die Augen, um die Unruhe zu verbergen, von der sie ständig begleitet wird.

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