Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl
erklären? Necker scheint solche Dinge hören zu wollen, aber ich bin nicht in der Stimmung für Verkaufsgespräche. Das ist einer der Vorteile von Casino-Unternehmen: Man braucht sie nicht für sich zu gewinnen. Stattdessen setzen ihre Vertreter sich verhandlungsbereit an den Tisch. Und wie das unattraktive Mädchen, dem es vor dem Abschlussball graut, können wir es uns nicht leisten, bei der Auswahl unserer Verehrer besonders wählerisch zu sein. Auf diese Art sind wir zu unserem Gefängnis gekommen. (Es mag aussehen wie ein Wohnheim für Collegesportler, aber der Stacheldraht lässt keinen Zweifel an seinem wahren Zweck.)
McDavitt landet auf dem rissigen Beton, wo einst das Torhaus der Triton-Batteriefabrik stand. Für mich ist es ein unbehaglicher Besuch, denn ich selbst habe das Feuer angezündet, das nur noch diese Ruine hinterlassen hat.
»Fühlen Sie sich wohl?«, fragt Necker mit einem Lächeln.
»Ja. Das ist Major McDavitts Leistung.«
»Ich weiß. Machen Sie einen Spaziergang mit uns, Danny«, sagt Necker zum Piloten.
McDavitt nimmt sein Headset ab.
Ich folge Necker über den geborstenen Beton und ziehe den Kopf ein, bis ich die wirbelnden Rotoren hinter mir habe. McDavitt steigt ebenfalls aus und geht ein paar Schritte links von uns, wie ein Flügelmann auf Patrouille. Ich schätze ihn auf ungefähr fünfzig, und er hat das kurz geschorene Haar und den symmetrischen Körperbau eines Astronauten der Gemini-Ära.
»Ich will offen sein, Penn«, sagt er. »Ich möchte meine Anlage hier bauen. Am liebsten würde ich diese alte Fabrik hier kaufen. Allerdings gibt es da ein Hindernis. Natchez ist seit 1945 Gewerkschaftsstadt, wie Sie wissen. Früher war ich ein großer Anhänger der Gewerkschaften – ich habe selbst einer angehört, als ich noch als Fleischverpacker gearbeitet habe. Aber sie sind außer Kontrolle geraten, und dies ist das Ergebnis.« Er winkt mit einer Hand zu dem verlassenen Batteriewerk hinüber. »Wenn es hart auf hart kommt, werde ich dann Ihre Unterstützung haben? Werden Sie in einem Jahr noch im Amt sein, falls ich Sie brauche?«
»Wie kommen Sie darauf, dass ich in einem Jahr nicht mehr im Amt sein könnte?«
Necker lässt ein wissendes Lächeln aufblitzen. »Ich habe gehört, dass Sie nicht mehr ganz zufrieden sind.«
Gestern hätte ich vielleicht zugegeben, dass ich im nächsten Oktober möglicherweise nicht mehr Bürgermeister sein werde. Aber nach meinem Treffen mit Tim hat sich einiges geändert. »Können Sie ein paar Tage warten, bis Sie von mir hören?«
»Wie wäre es mit zwei Wochen?«
»Abgemacht.«
Necker grinst und setzt zu einer Erwiderung an, doch sein Handy schmettert etwas, das wie ein College-Kampflied klingt. Er hebt die Hand, blickt aufs Display und entfernt sich dann mit einem entschuldigenden Grunzen, um den Anruf entgegenzunehmen. Danny McDavitt und ich bleiben zurück und schauen über den eine Meile breiten Mississippi hinweg. Eine sanfte Brise weht von dem rötlich-braunen Wasser zu uns herüber, und der Pilot kneift die Augen zusammen wie jemand, der die Windgeschwindigkeit misst, indem er Wellen beobachtet.
»Was halten Sie von Necker?«, frage ich und blicke unauffällig auf mein Handy, doch es sind keine weiteren Nachrichten eingegangen.
»Ganz schön aufdringlich«, sagt McDavitt nach einem ausgedehnten Schweigen. »Aber die sind alle so.«
»Fliegen Sie viele solcher Burschen?«
»Heutzutage nicht mehr. Nach meinem Abschied von der Air Force habe ich in Nashville Charterflüge gemacht. Fragen Sie mich bloß nicht danach. Na ja, Necker hat wenigstens nicht vergessen, dass er sich die Hose genauso anziehen muss wie jeder andere.«
Ich drehe mich zur Batteriefabrik um und sehe, wie Necker lebhaft in sein Telefon spricht. »Meinen Sie, er hält sein Versprechen? Dass er seine Anlage hier bauen wird?«
McDavitt spuckt auf die Felsen am Rand des Parkplatzes. »Klarer Fall.« Dann wendet er sich zu mir um, und seine blau-grauen Augen treffen meine mit überraschender Kraft. »Die Frage ist: Werden Sie hier sein, wenn er Sie benötigt?«
Während ich mir die gleiche Frage stelle, kommt Necker wieder zu uns. »Leider müssen wir sofort zurückfliegen«, sagt er. »Ich muss auf meinem Flug nach Chicago einen unerwarteten Stopp einlegen.«
»Nach Chicago?« Davon hatte ich vorher gar nichts gehört.
Necker führt uns mit schnellen Schritten zum Hubschrauber zurück. »Ich dachte, Sie wüssten Bescheid. Ich habe meiner Enkelin versprochen, bei
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