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Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl

Titel: Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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große Rampe hinunter, aber sie kann es nicht.
    Sie hat ihre Autoschlüssel nicht bei sich.
    Einen Moment lang erwägt sie, trotzdem hinaus in die Freiheit zu sprinten. Aber wenn sie es täte, würde sie sich von Tim isolieren. Das TracFone von Wal-Mart liegt unter ihrem Autositz, und nun ist es ihre einzige Verbindung zu ihm. Um es zu erreichen, benötigt sie ihre Schlüssel.
    Warum hast du mir nicht geraten, meinen Zündschlüssel in der Tasche zu tragen, Tim? Warum habe ich selbst nicht daran gedacht? Zum ersten Mal wird sie von einer kalten, scharfen Klinge des Entsetzens durchschnitten. Wenn Tim dieser Umstand entgangen ist, was hat er dann noch vergessen?
    Linda beißt die Zähne zusammen und zwingt sich, durch die mittlere Passage zu laufen, ohne dem Ausgang auch nur einen Blick zu schenken. Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Sie hat den Personaleingang vor sich, der unter Deck zur Sperrzone des Schiffes führt, zur Sicherheitsabteilung und zur Betriebsanlage.
    Linda muss dem Sicherheitsangestellten am Kopf der Treppe ihr Abzeichen vorweisen. Der Mann wirft einen gelangweilten Blick darauf und lässt sie dann die Stufen hinuntergehen. Sie spürt seinen Blick auf ihrem Hintern, als sie das Unterdeck betritt.
    Der Geruch in den unteren Schiffsräumen ändert sich. Es ist so, als wäre man irrtümlich in den Dienstaufzug eines Hotels geraten. Die Illusion von Reinheit und Luxus löst sich auf, und es bleibt der klebrige Boden der Realität. Die Luft hier unten stinkt nach schlechtem Cafeteria-Essen und nach anderen Dingen, die Linda nicht identifizieren kann. Nach dem Groll der Angestellten … und nach Paranoia. Linda schreckt davor zurück, sich dem Sicherheitskontrollbereich zu nähern, aber sie hat keine Wahl. Die Schließfächer und Umkleideräume sind hinter der Sicherheitssuite.
    Da alle anderen noch ihre Schicht ableisten, ist sie allein auf dem Unterdeck. Wenn die Sicherheitsleute den Kopf herausstrecken, wird sie ihnen erklären, dass sie sich unaufhörlich erbreche und die Notaufnahme aufsuchen müsse.
    Ein langer Korridor führt an der Sicherheitssuite und dann an dem Zimmer vorbei, das kaum jemand betreten darf und das als Devil’s Punchbowl bezeichnet wird. Sie bringt den Korridor mit angehaltenem Atem hinter sich. Die Hälfte der Strecke ist geschafft. Durch die Luke zu den Umkleideräumen, an der Stechuhr vorbei, um die Ecke … und da sind sie. Die Angestelltenschließfächer.
    Sie leckt sich die Lippen, atmet durch und wählt die Kombination ihres Schließfachs. Das Schloss klickt. Im Geist sieht sie die gelbe Handtasche von Dooney & Bourke, die sie – es war ein protziges Geburtstagsgeschenk für sie selbst – bei Dillard’s in New Orleans gekauft hat. Und in der Handtasche sind ihre Autoschlüssel.
    Linda öffnet die Tür und greift ins Schließfach, doch ihre Handtasche ist verschwunden. Sie lehnt sich zurück, damit mehr Licht eindringen kann. Es ist ein Versehen, denkt sie und fühlt sich etwa so wie bei den Gelegenheiten, wenn der Milchkarton im Kühlschrank aus irgendeinem Grund abhanden gekommen ist.
    Dort, wo die Handtasche sein sollte, liegt nun das schwarze TracFone, das Tim im Wal-Mart für sie gekauft hat – das Telefon, das sie unter dem Vordersitz ihres Corolla verstaut glaubte.
    »Du verdammte Schlampe«, knurrt eine wuterfüllte Männerstimme. Seamus Quinn. »Hast du eine Ahnung, was dir bevorsteht?«
    Linda kneift die Augen zu und hält sich am kalten Metallrand der Schließfachtür fest, sonst würde sie aufs Deck sinken.
    Quinn spricht weiter, aber die Luft im Raum ändert sich plötzlich, und seine Worte werden zu einem kaum hörbaren Hauch. Linda hört rasche, seichte Atemzüge, die ihr die Nerven schwirren lassen.
    »Mach das Schließfach zu, Linda«, sagt Jonathan Sands. »Wir haben es eilig.«
    Tim ist tot, meldet sich eine Stimme in ihrem Innern – die Stimme, die es von Anfang an gewusst hat. Heiße Tränen laufen ihr über die Wangen, während sie die Schließfachtür sichert.
    »So ist’s gut, Süße«, lobt Sands. »Jetzt dreh dich um.«
    Linda wischt sich das Gesicht am Ärmel ab und macht langsam kehrt. Quinn lehnt an der Wand hinter ihr, und seine Schulter ist an ein Flugblatt mit der Aufschrift BRAUCHEN SIE HILFE BEI IHREM RENTENPLAN ? gepresst. Sands steht auf dem Korridor, der an der Sicherheitssuite vorbeiführt, und hat die Arme über der Brust verschränkt. Er ist wie immer perfekt gekleidet, als wolle er in fünfzehn Minuten an einer Trauung oder

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