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Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl

Titel: Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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einer Beerdigung teilnehmen. Sein überaus wachsamer Blick gleitet über ihr Gesicht und ihre Uniform und verpasst nichts. Neben ihm sitzt der riesige weiße Hund, der ihn manchmal auf dem Schiff begleitet. Sands hat ihr erzählt, der Hund sei in Pakistan zum Kämpfen und für den Krieg gezüchtet worden. Sie kann sich nicht erinnern, dass er je einen Laut von sich gegeben hat.
    Armer Tim, denkt sie und wird von einer Verzweiflung übermannt, die sie fast zusammenbrechen lässt.
    »Drecksweibern kannst du nicht trauen«, murmelt Quinn. »Die sind alle gleich.«
    Lindas Herz flattert wie ein verängstigter Vogel, der versucht, sich in ihrer Kehle hochzuarbeiten. Lauf, denkt sie. Na los!
    »Sei nicht dumm«, sagt Sands. »Wohin willst du denn?«
    Der wilde Drang zur Flucht wütet in ihr.
    »Komm her«, befiehlt Sands und winkt sie zum Korridor. »Wir müssen dir ein paar Fragen über Timothy stellen.«
    Der letzte Keim der Hoffnung erstickt.
    Sie wissen es …

14
    S obald mein Vater das Badezimmer mit seiner schwarzen Arzttasche betritt, lege ich den Finger an die Lippen und drücke ihm ein Stück Papier in die Hand. Darauf steht mit Druckschrift:
    Ich bin nicht krank. Annie ist in Gefahr. Wir alle. Haus könnte abgehört werden. Tu so, als hätte ich eine Panikattacke. Folge meinem Beispiel. Wir werden uns mithilfe des Computers auf dem Tresen austauschen. Ich werde die Wasserhähne aufdrehen, um das Klicken der Tastatur zu übertönen.
    Dad blickt nach nur zwei Sekunden auf, doch ich schüttele den Kopf und zeige auf den Zettel, damit er weiterliest. Mein Vater ist dreiundsiebzig Jahre alt und praktiziert seit über vierzig Jahren in Natchez als Arzt. Er war genauso groß wie ich, eins fünfundachtzig, aber die Arthritis, die seine Hände allmählich zu Klauen werden lässt, hat sein Rückgrat verkrümmt, sodass ich nun größer bin. Sein Haar und sein Bart sind weiß, seine Haut ist durch Schuppenflechte gesprungen und fleckig, und er muss sich täglich Insulin spritzen, doch trotzdem strahlt er Stärke aus. Seit seiner dreifachen Bypass-Operation sind dreißig Jahre vergangen, und er ist kränker als die meisten seiner Patienten, aber sie schätzen ihn genauso ein wie ich: als eine von Alter und Stürmen gebeutelte Eiche, die im Kern unbezwingbar ist. Er leckt sich die Lippen, schaut langsam von dem Zettel auf und fragt: »Hast du noch Herzrasen?«
    »Ich glaube, es ist schlimmer geworden. Und die Übelkeit auch. Nach meinem Anruf bei dir musste ich mich zweimal übergeben.«
    »Wunderbar.« Dad späht zum Badezimmertresen. Zwischen den beiden Waschbecken liegen die Gegenstände, die ich während des Wartens angesammelt habe: meine Schlüssel, ein schwarzer Trainingsanzug und Laufschuhe, Annies MacBook-Computer mit Microsoft Word auf dem Schirm, eine 9mm-Pistole und eine kurzläufige 357er Magnum. »Ich habe dir Ativan mitgebracht«, sagt Dad, »aber zuerst möchte ich dich abhorchen.«
    »Hast du was dagegen, wenn ich in die Badewanne steige? Ich möchte mich saubermachen.«
    »Kein Problem. Zieh das Hemd aus.«
    Ich nicke, stelle den Kaltwasserhahn an, lege meine Kleidung ab und ziehe mir den Trainingsanzug über. Dad schiebt sich vor den Computer und tippt:
    Was ist los?
    Er tritt beiseite, damit ich antworten kann, und wir beginnen eine Art Walzer, in dessen Verlauf ich unser Dilemma erkläre. Er hat schon immer langsamer getippt als ich, aber nun hat sich die Situation seiner Hände wegen verschlechtert. Es tut weh, ihn dabei zu beobachten, wie mühsam er auf die Tasten drückt.
    Tim Jessup wurde heute Nacht ermordet. Es hat mit seiner Arbeit in einem der Casinos zu tun. Der Verantwortliche hat gerade gedroht, Annie zu töten. Das Motiv ist so komplex, dass ich es hier nicht erklären kann. Sie haben auch Moms Leben und deines bedroht. Sogar Jennys, und sie ist auf der anderen Seite des Atlantiks.
    Wer sind diese Leute?
    Personen, die ich falsch eingeschätzt habe.
    Und sie haben Jack Jessups Jungen wirklich ermordet?
    Ich habe seine Leiche vor einer Stunde unter dem Kliff zurückgelassen. Wahrscheinlich haben sie ihn gefoltert.
    Ist die Polizei unterrichtet?
    Ja, aber ich bin nicht sicher, dass ich ihr trauen kann. Ein Wort ins falsche Ohr, und man wird Annie entführen oder töten. Sie haben viel zu verlieren.
    Was ist mit dem FBI ?
    Zuerst müssen Annie und Mom in Sicherheit gebracht werden. Schließlich haben wir Lehrgeld gezahlt.
    Dad nickt langsam, und ich weiß, dass seine Erinnerungen mit meinen

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