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Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl

Titel: Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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den Korridor gleitet. In den Südstaaten gibt es immer noch ein paar Frauen wie Peggy Cage, »Society-Damen« in den Siebzigern, die ihre Kindheit während der Weltwirtschaftskrise auf Subsistenzfarmen verbracht haben und denen es durch mühsame Arbeit und unter großen Opfern gelungen ist, ein College zu besuchen, einen Mann mit unerschütterlichem Arbeitsethos zu heiraten und auf ein Niveau aufzusteigen, von dem ihre Eltern nie auch nur geträumt hätten. Meine Mutter sieht aus, als hätte sie immer schon Laura-Ashley-Kleider getragen, und es gibt kein gesellschaftliches Parkett, auf dem sie sich nicht wie selbstverständlich bewegt, aber während ihres gesamten Studiums pflückte sie Baumwolle. Würde morgen der Dritte Weltkrieg ausbrechen, könnte sie übermorgen einen Gemüsegarten anlegen und Schweine züchten. In meiner Schulzeit sagte sie einmal zu einem meiner Biologielehrer: »Wenn man einem Huhn den Kopf umgedreht hat, vergisst man es nie wieder.«
    »Penn hatte eine kleine Panikattacke«, sagt Dad und zeigt auf den Computer.
    Meine Mutter erstarrt, und ihre Augen bewegen sich zwischen dem Gesicht meines Vaters und meinem hin und her. Dann betrachtet sie den Computer, macht ein paar Schritte und kniet sich vor das Sofa.
    Dad tippt: Wir haben ein Problem, über das wir nicht laut reden können. Du und Annie, ihr seid in Gefahr. Euer Leben ist bedroht worden. Wir haben Leute aus Houston angefordert, die euch an einen sicheren Ort bringen werden .
    Meine Mutter verarbeitet diese Mitteilung. Sie sieht schockiert aus, dann wütend. Schließlich schreibt sie: Wie ernst sind diese Drohungen zu nehmen?
    Dad antwortet: Jack Jessups Junge wurde ermordet.
    Mom schließt die Augen und seufzt laut. Wann werden sie hier sein?
    In einer Stunde oder früher.
    Was ist mit der Schule?
    Ich schüttle den Kopf. Stell dir Ray Presley zehnfach vergrößert vor. Damit beziehe ich mich auf einen Mann, den meine Mutter für das personifizierte Böse hielt. Wenn du Annies Schulbücher mitnehmen und sie unterrichten willst, umso besser, aber eure Sicherheit ist vorrangig. Das haben wir am eigenen Leib erfahren.
    Mom nickt resigniert. Ich werde Annies Sachen packen , tippt sie, aber wenn wir über die Angelegenheit nicht sprechen können, möchte ich sie erst in letzter Minute wecken und ihr sagen, dass es überraschende Ferien nur für uns beide sind.
    Ich nicke zustimmend und will antworten, doch während meine Finger die Tastatur berühren, höre ich, wie sich die Lautstärke des Fernsehers im Erdgeschoss erhöht. Dad und ich haben ihn angelassen, um Horcher abzulenken, aber der Ton scheint plötzlich doppelt so laut geworden zu sein. Mein Vater hat sein Hochfrequenzgehör vor langer Zeit eingebüßt, doch sogar er bemerkt den Amplitudenwechsel. Nun hält er bereits die 357er Magnum in der Hand.
    Ich beuge mich zu Moms Ohr vor und flüstere: »Geh wieder in Annies Zimmer. Wenn du einen Schuss hörst, ruf 911 an.«
    Sie betrachtet die Pistole auf dem Sofa, aber ich winke sie zum Schlafzimmer hinüber. Dad schiebt sich bereits an die Treppe heran, aber ich hole ihn ein und zerre ihn zurück.
    »Ich gehe als Erster runter«, flüstere ich. »Du gibst mir Deckung. Wenn wir mehr als ein Ziel haben, werfe ich mich hin und schieße auf die Beine. Du feuerst auf den Oberkörper.«
    »Könnten es Kellys Freunde sein?«
    Ich werfe einen Blick auf meine Uhr. »Nur, wenn sie fünfundachtzig Meilen am Stück gefahren sind.«
    Dad nickt und tritt zur Seite, damit ich die Treppe erreichen kann. Ich schlüpfe aus meinen Schuhen, setze den Fuß auf die obere Stufe und steige rasch hinunter, wobei ich dicht an der Wand bleibe, um das Knarren so gut wie möglich einzuschränken.
    Auf halbem Wege sehe ich einen gut gekleideten Mann im Flur. Er hält ein Schild in der Hand wie ein Chauffeur in einem Flughafengebäude. Mein Finger spannt sich um den Abzug, doch das Wort BLACKHAWK , das mit roten Buchstaben oben auf das Schild gedruckt ist, lässt mich innehalten.
    Ich hebe die Hand, damit Dad stehen bleibt, und lese die Worte unter dem Firmennamen: SIE SIND JETZT IN SICHERHEIT. TRETEN SIE VOR . Erleichterung wallt in mir auf, und ich schaue mich um, um Dad Entwarnung zu geben. Nachdem er seine Waffe gesenkt hat, laufe ich auf ihn zu und flüstere: »Die Kavallerie ist hier. Hol Mom und Annie.«
    Er dreht sich wortlos um und steigt eilig die Treppe hinauf.
    Als ich im Erdgeschoss ankomme, stellt der Blackhawk-Mitarbeiter das Schild beiseite und drückt

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