Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl
Sie keine Furcht erkennen. Die beiden werden so sicher sein wie die Kronjuwelen. Lächeln Sie, damit beide sich daran erinnern können, bis Sie alle sich wiedersehen.«
Dad bewegt sich rasch auf Mom und Annie zu, doch meine Mutter schreitet an ihm vorbei und betrachtet mich mit äußerster Klarheit. »Das, was du nun tun wirst, kommt dir bestimmt sehr bedeutsam vor, aber vergiss nicht: Außer dir hat dieses Mädchen keine Eltern mehr. Sie hat den Vorrang in unserer Familie. Tom und ich sind alt. Sie braucht dich. Nichts ist wichtiger als Annie, Penn. Nichts. Weder Ehre noch Gerechtigkeit, noch irgendetwas, das du in der Schule gelernt hast.« Mom streckt die Hand aus und berührt meine Wange. »Ich sage nur, was Sarah sagen würde, wenn sie am Leben wäre. Manchmal vergessen Männer, was wichtig ist. Tu das bitte nicht.«
»Bestimmt nicht«, verspreche ich, obwohl ich weiß, dass ich mich meinen besten Absichten zum Trotz manchmal anders verhalten habe. Aber genau deshalb gehe ich jetzt entschlossen vor.
»Es wird Zeit«, sagt Samuels.
»Daddy?«
Ich gehe an Mom vorbei und nehme Annie in die Arme. Sie ist kein kleines Mädchen mehr, doch ich könnte sie immer noch fünf Meilen weit tragen, wenn ich es müsste. Ihre Augen sind vom Schlaf verkrustet, dennoch spiegelt sich die Auffassungskraft darin wider, die ich so gut kenne.
»Wohin fahren wir?«, fragt sie.
»Das ist eine Überraschung. Aber ich werde euch bald besuchen. Passt du auf Gram auf?«
Annie lächelt. »Klar. Schade, dass ich die Rennen verpasse. Ich wollte so gern mit einem Ballon fliegen.«
»Wenn du zurückkommst, werde ich Mr. Steve bitten, mit uns zu starten. So oft du willst. Einverstanden?«
Annie nickt, aber sie hat etwas anderes als Ballonrennen auf dem Herzen. Sie hält den Mund dicht an mein Ohr und fragt: »Könntest du Caitlin sagen, dass ich sie vermisst habe?«
Ich schließe die Augen und dränge die Gefühle zurück, die in mir aufsteigen.
»Mr. Cage, unser Wagen kommt den Block hinauf. Wir müssen los.«
Ich umarme Annie. »Ich werde es Caitlin sagen«, flüstere ich ihr zu. Dann übergebe ich sie Jim Samuels, der sie zur Haustür trägt, während Annie mich über seine Schulter hinweg anschaut.
Eine weitere kräftige Schulter drängt sich an mir vorbei, und Samuels’ Partner schließt sich ihm an der Tür an. Er hat einen Kopfhörer auf und scheint Updates zu erhalten. Samuels und er verständigen sich mit Handzeichen; dann sagt Samuels etwas zu meiner Mutter, und sie nickt. Er dreht sich zu mir um, hebt eine Hand, um fünf Sekunden anzuzeigen, und senkt einen Finger nach dem anderen.
Mein Herz überschlägt sich; dann öffnet sich die Tür, und die Blackhawk-Männer hasten mit Mom und Annie über die offene Fläche, als wären sie eine Königsfamilie, die durch einen Tunnel von Paparazzi eilt. Ich nehme einen großen schwarzen Suburban wahr, bevor die Tür ins Schloss fällt. Danach röhrt ein modifizierter V8-Motor laut genug, um die Vorderwand des Hauses erzittern zu lassen und alle Bewohner zu wecken. Mit kreischenden Reifen donnert der Suburban die Washington Street hinauf wie ein Abrams-Panzer, der in den Krieg rast.
»Mein Gott«, sagt Dad, der immer noch die Haustür anstarrt. »Was nun?«
»Du gehst arbeiten.«
»Und was hast du vor?«
Ich hole die beschlagnahmten Pistolen aus dem Serviertisch und stecke sie in meinen Hosenbund. »Ich werde ein paar persönliche Sachen zurückgeben.«
»Wem gehören sie?«
»Den Männern, die das Haus beobachtet haben. Die Blackhawk-Leute haben sie ihnen weggenommen.«
»Soll ich mitkommen?«
»Nein. Ich werde ihnen nur eine freundliche Botschaft für ihren Boss mitgeben.«
Dad mustert mich eine Zeitlang, bevor er seine Schlüssel von der Tischplatte nimmt. »Ich habe mein Handy bei mir. Ruf mich an, wenn du mich brauchst.«
Ich lächle dankbar. »Das habe ich schon getan.«
Er erwidert mein Lächeln. »Wahrscheinlich hast du recht. Okay. Ich kümmere mich um die andere Sache.«
Ich bin einen Moment verwundert, doch als Dad fortfährt: »Das Medikament für dein Herz«, ist es mir schon eingefallen: Walt Garrity.
Mit drei Waffen im Hosenbund schnappe ich mir ein Schälmesser aus der Küche, gehe durch die Hintertür hinaus und überlege mir, was ich vorfinden werde.
Die vorherigen Besitzer haben einen steinernen Brunnen auf meiner hinteren Veranda bauen lassen, und an diesem Morgen sitzen zwei Männer in dunklen Windjacken auf den Ziegeln und lehnen sich an das
Weitere Kostenlose Bücher