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Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect

Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect

Titel: Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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dahinter kommen, was mit ihm passiert ist.
    Welches Glied fehlt? Ein Kind wird unter die Vormundschaft des Amts gestellt. Sein Vater begeht Selbstmord. Eine traurige Geschichte, aber nicht einzigartig. Heutzutage läuft das Verfahren anders. Das Gesetz wurde Anfang der 90er Jahre geändert, weil das alte System zum Missbrauch eingeladen hatte. Man brauchte nur herzlich wenig Beweise, und es gab keine funktionierenden Kontrollinstanzen.
    Bobby hatte alle Symptome eines missbrauchten Kindes gezeigt. Missbrauchte Kinder entwickeln Schutzmechanismen. Einige leiden unter traumatischem Gedächtnisverlust, andere vergraben ihren Schmerz im Unbewussten und weigern sich, das Geschehene zu reflektieren. Gleichzeitig gibt es manchmal Sozialarbeiter, die Missbrauchsvorwürfe eher »verifizieren« als in Frage stellen. Sie glauben, dass die Ankläger nie lügen und die Missbraucher immer.
    Je mehr Bobby bestritt, dass irgendetwas vorgefallen war, desto mehr glaubten die Leute, es müsse stimmen. Diese eine in Eisen gegossene Vermutung lag der gesamten Ermittlung zugrunde.
    Und wenn wir uns irren?
    Forscher der Universität Michigan haben einmal die Synopse des tatsächlichen Falles eines zweijährigen Mädchens genommen und sie einem Gremium von Experten präsentiert, darunter acht Psychologen, 23 Doktoranden und fünfzig Sozialarbeiter und Psychiater. Dabei wussten die Forscher von vornherein, dass das Kind nicht sexuell missbraucht worden war.
    Die Mutter gründete ihren Vorwurf des Missbrauchs auf ihre Entdeckung eines Blutergusses am Bein ihrer Tochter sowie einem einzigen Schamhaar (das ihrer Ansicht nach aussah wie
das ihres Mannes) in einer Windel. Vier medizinische Untersuchungen erbrachten keinen Beweis für einen Missbrauch. Zwei Lügendetektortests und eine gemeinsame Ermittlung der Polizei und des Jugendamtes sprachen den Vater von allen Anschuldigungen frei.
    Trotzdem empfahlen drei Viertel der Experten, dass der Kontakt des Vaters mit seiner Tochter entweder unter strenger Bewachung erfolgen oder ganz unterbunden werden sollte. Etliche von ihnen kamen sogar zu dem Schluss, dass das Mädchen anal missbraucht worden sei.
    In Fällen von Kindesmissbrauch gilt so etwas wie die Unschuldsvermutung nicht. Der Angeklagte ist bis zum Beweis des Gegenteils schuldig. Der Makel ist unsichtbar, aber unauslöschlich.
    Ich kenne all die Gegenargumente. Falsche Beschuldigungen sind selten. Wir liegen öfter falsch als richtig.
    Erskine ist ein guter Psychologe und ein guter Mensch. Er hat seine an MS erkrankte Frau bis zum Tod gepflegt und viel Geld für ein Forschungsstipendium in ihrem Namen gesammelt. Und Mel hat ein soziales Bewusstsein, das mich immer wieder beschämt. Gleichzeitig hat sie aber auch nie vorgegeben, neutral zu sein. Sie weiß, was sie weiß. Der Instinkt zählt.
    Ich weiß nicht, wo ich damit stehe. Ich bin müde und habe Hunger. Ich habe nach wie vor keinen Beweis, dass Bobby Catherine McBride überhaupt kannte , geschweige denn ermordet hat.
    Schon ein Dutzend Schritte vor Erreichen meines Zimmers spüre ich, dass etwas nicht stimmt. Die Tür steht offen. Ein dunkler Weinfleck breitet sich auf dem Teppich Richtung Treppenhaus aus. Eine Topfpflanze liegt umgekippt in der Tür. Der Tontopf muss zerbrochen sein, als er die Türklinke abgeschlagen hat.
    Auf dem Treppenabsatz parkt der Wagen einer Putzfrau mit
zwei Eimern, Mops, Bürsten und einer Sammlung feuchter Lappen. Die Putzfrau steht mitten in meinem Zimmer. Das Bett ist umgestülpt und mit den Überresten einer zertrümmerten Schublade übersät. Das aus der Wand gerissene Waschbecken liegt unter dem abgebrochenen Rohr, aus dem ein stetiges Rinnsal tröpfelt.
    Meine Kleidung ist auf dem besudelten Teppich verteilt, dazwischen liegen zerrissene Aktendeckel und Seiten aus meinem Notizbuch. Meine Sporttasche klemmt in der Kloschüssel, verziert mit einem Kothaufen.
    »Es geht doch nichts über einen ordentlichen Zimmerservice, was?«, sage ich.
    Die Putzfrau starrt mich ungläubig an.
    Die mit Zahnpasta auf den Spiegel geschriebene Nachricht atmet einheimischen Flair: »VERPISS DICH ODER FRESSE POLIERT«. Schlicht, bündig und auf den Punkt.
    Der Hoteldirektor will die Polizei rufen, und ich muss meine Brieftasche öffnen, um ihn davon abzubringen. Ich krame durch den Schutt, obwohl sich kaum etwas zu retten lohnt. Vorsichtig hebe ich ein Bündel mit Tinte verschmierter Zettel hoch. Lesbar ist nur noch die letzte Seite von Catherines Lebenslauf. Ich hatte im

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